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Stuttgarter Ballett: ELISA BADENES   Ernennung zur Kammertänzerin

06.12.2023 | Ballett/Performance

Stuttgarter Ballett: ELISA BADENES   Ernennung zur Kammertänzerin 2.12.2023

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Tamas Detrich, Petra Olschowski, Elisa Badenes, Demis Volpi. Copyright: Roman Novitzky / Stuttgarter Ballett

 Kaum wurde die aus Valencia stammende Primaballerina von der Zeitschrift Dance Europe zur Tänzerin des Jahres gekürt, da erfolgte bereits die nächste Ehrung der 31jährigen Künstlerin. So wichtig und entscheidend die bisher gewonnenen Preise für die Künstlerin gewesen sein mögen – mit der Ernennung zur Kammertänzerin des Stuttgarter Balletts erfolgte jetzt sozusagen die Erhebung in den Adelsstand und die damit sicher in der Bedeutung wichtigste und ehrenvollste Würdigung der Ausnahme-Tänzerin.

Wie Intendant Tamas Detrich in seiner Begrüßungsansprache zum Festakt der Urkunden-Verleihung erläuterte, war die kleine und zarte Elisa Badenes bei einer der letzten abgehaltenen Auditions in Stuttgart dem damaligen Co-Intendanten Detrich so ins Auge gestochen, dass sie direkt von der Royal Ballet School, an der sie mittels eines Stipendiums durch den gewonnenen Prix de Lausanne ihre Ausbildung abgeschlossen hatte, trotz keiner verfügbaren Stelle mit einem sondergenehmigten Eleven-Vertrag engagiert wurde.

Seit diesem Eintritt in die Compagnie als Elevin zur Spielzeit 2009/10 und ihrer in jährlichen Abständen erklommenen Hierarchieleiter bis zur Ersten Solistin 2013/14 im Alter von nur 21 Jahren legte die Spanierin eine beispiellose Karriere in einem keine Grenzen kennenden Repertoire mit Gast-Auftritten in aller Welt hin.

Demis Volpi, Noch-Ballettchef in Düsseldorf und ab kommender Saison in Hamburg, durch seine Stuttgarter Zeit und seit seinen choreographischen Anfängen mit der Geehrten eng verbunden, wies in seiner einfühlsam fundierten und von viel persönlicher Anteilnahme geprägten Laudatio darauf hin, dass Elisa Badenes die Auszeichnung nicht nur aufgrund ihres nach außen für das Publikum sichtbaren künstlerischen Wirkens höchster Exzellenz verdient hat, sondern auch für ihre damit verbundenen Eigenschaften und ihr darüber hinaus gehendes Wirken. Die Besonderheiten von Elisas künstlerischem Talent beginnen dort, wo dies bei den allermeisten anderen ihrer Zunft aufhört: die völlige Selbstverständlichkeit sich auf der Basis ihrer bombensicheren Technik auf Choreographien unterschiedlichster Art, sich in immer natürlicher und spontaner Weise auf vorgegebene Schritte und auf die Gestaltung einer Rolle einzulassen, auf die musikalischen Details in jedem Detail einzugehen und mit ihnen zu spielen. Neben all den herausragenden Hauptpartien des klassischen und neoklassischen Repertoires spricht Volpi ihre Hingabe und ihre keine Hürden kennende Bereitschaft bei der Erarbeitung neuer Kreationen an. So wurde sie für ihn im Lauf der Jahre zur Muse, der Ansporn seiner eigenen choreographischen Entwicklung und aufs Schönste bestätigt durch die Kantorka in „Krabat“, die Titelrolle in „Salome“ und den Pas de deux „Little Monsters“, den er eigens für den Erik Bruhn Wettbewerb in Kanada 2011 für sie und ihren damaligen Partner Daniel Camargo kreierte und damit nebst des eigenen Gewinns den beiden zum Publikumspreis verhalf.

Badenes ist in ihrer offenen, von Humor und Leichtigkeit gezeichneten sowie ihrer bedingungslos ihrer Kunst dienenden Persönlichkeit Inspiration für ihre untzerschiedlichsten Partner und letztlich Vorbild für alle Kollegen, besonders auch die nachwachsende Generation. Zudem sorgt sie mit ihrem Wirken für ein soziales Klima in der Compagnie und hält den von John Cranko geprägten Familien-Geist aufrecht.

Ein Querschnitt durch ihr reichhaltiges Repertoire, das auch Petra Olschowski als auszeichnende Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kunst des Landes Baden-Württemberg in ihrem von jahrelanger Aufführungs-Begleitung als ehemaliger Tanz-Journalistin und dadurch persönlicher Überzeugung getragenen Resumee an einzelnen Beispielen hervorhebend würdigte, rief als Zwischenbeitrag die besondere Kunst von Elisa Badenes in Erinnerung: gleichsam herausragend in Drama, Komödie und Abstrahiertem, und zu Recht gipfelnd in jener Partie, in der sie (mit D.Camargo) nicht nur in Stuttgart das Publikum in rasende Begeisterung versetzte: die Kitri in „Don Quijote“.

Die Ernennung zur Kammertänzerin erhält auch deshalb ein besonderes Gewicht, ist sie doch nach Birgit Keil, Sue Jin Kang und Alicia Amatriain die erst vierte Trägerin dieses Titels in der nunmehr gut 60jährigen Geschichte des Stuttgarter Balletts als international renommierte Compagnie.

Herzliche Gratulation verbunden mit dem Wunsch nach einer noch viele Jahre währenden, so vorbildlichen und weit ausstrahlenden künstlerischen Laufbahn!

Udo Klebes

 

 

 

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