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STUTTGART/ Wohnstift Augustinum: „OpeRETTE sich, wer kann!“ mit dem Richard-Wagner-Verband Stuttgart

20.09.2016 | Konzert/Liederabende

Operettenabend mit dem Richard-Wagner-Verband Stuttgart im Wohnstift Augustinum: MIT UNGARISCHEM PFEFFER

„OpeRETTE sich, wer kann!“ mit dem Richard-Wagner-Verband Stuttgart im Wohnstift Augustinum/STUTTGART

Operette macht glücklich! Diese Ansicht vertritt zumindest der Richard-Wagner-Verband Stuttgart, der wieder einmal zu einem höchst vergnüglichen Stipendiatenkonzert einlud.

Die begabte ungarische Mezzosopranistin NataLia Balint eröffnete das Programm zusammen mit dem einfühlsamen Pianisten Evgeny Alexeev mit „Ich lade gern mir Gäste ein“ aus der Operette „Die Fledermaus“ von Johann Strauss. Tragfähige Kantilenen und Intervalle prägten diese feurige Wiedergabe, der sich der aus Slowenien stammende Tenor Sebastjan Podbregar bei „Im Traum hast du mir alles erlaubt“ aus dem „Liebeskommando“ von Robert Stolz mit ungestümer Leidenschaft anschloss. „Als flotter Geist“ überzeugte Podbregar auch beim „Zigeunerbaron“ von Johann Strauss, wo eine reiche Charakterisierungskunst hervorstach. NataLia Balint bestach mit starker Ausdruckskraft und ohne Vibrato bei der Arie „Höre ich Zigeunergeigen“ aus Emmerich Kalmans Operette „Gräfin Mariza“, wo vor allem die rhythmischen Finessen hervorstachen. Sebastjan Podbregar überraschte das Publikum mit „Komm, Cigany“ – ebenfalls aus Kalmans „Gräfin Mariza“, wo sich ungarischer Pfeffer hinsichtlich Melodik und Harmonik nie verleugnen ließ. Dafür sorgte auch der temperamentvolle Pianist Evgeny Alexeev. Beide Sänger gefielen dann bei „Komm mit nach Varasdin“ aus Kalmans „Gräfin Mariza“ mit effektvoll herausgearbeiteten Anklängen an die ungarische Volksmusik. NataLia Balint gestaltete die Arie „Meine Lippen, sie küssen so heiß“ aus Franz Lehars „Giuditta“ mit nie nachlassendem Elan und leidenschaftlichen ariosen Momenten. Sebastjan Podbregar traf dann die Spitzentöne immer wieder zielsicher bei „Freunde, das Leben ist lebenswert“ aus Lehars „Giuditta“, wo er auch die Crescendo-Steigerungen gut herausarbeitete. Beide Sänger imponierten bei „Lippen schweigen“ aus Franz Lehars Operette „Die lustige Witwe“ wiederum mit einem klangfarbenreichen und intonationssicheren Vortrag, wobei hinsichtlich des Stimmvolumens sicherlich noch mehr Möglichkeiten offenstehen. Aber daran kann ja noch gearbeitet werden. Überzeugend war dieser Operettenabend auch in schauspielerischer Hinsicht – insbesondere die tänzerischen Einlagen von NataLia Balint erhielten viel Beifall des Publikums. Beide engagierten sich bei „Einmal möcht‘ ich wieder tanzen“ aus Kalmans „Gräfin Mariza“ mit starker emotionaler Bewegungskraft. Evgeny Alexeev interpretierte die Grande Polonaise Brillante op. 22 von Frederic Chopin mit einer ebenmäßigen Andante-Melodie und vielen klangsinnlichen Reizen und Fiorituren. Rhythmische Pointen wurden facettenreich unterstrichen. Insbesondere das zweite Thema bestach durch den dynamisch ausdrucksvollen Wechsel von Dur nach Moll. Und auch die weitläufige Coda konnte mit pathetischer Emphase fesseln. NataLia Balint bewies wiederum bei „Heia, heia, in den Bergen“ aus Emmerich Kalmans „Csardasfürstin“ ihren Sinn für zündende Melodik und draufgängerischen Elan, der sich bei „Die Juliska aus Budapest“ aus der Operette „Die Maske in Blau“ von Fred Raymond elektrisierend fortsetzte. Der revuehafte Charakter setzte sich hier in fulminanter Weise durch. „Ob blond, ob braun, ich liebe alle Frau’n“ von Robert Stolz hatte in Sebastjan Podbregar einen gewieften Interpreten, wobei auch die melodramatischen Momente versteckt hervorstachen. Beide Sänger beschlossen den Operetten-Reigen mit Kalmans „Csardasfürstin“, wo bei „Tanzen möcht ich“ und „Jaj, Mamam“ die feurigen chromatischen Funken und eruptiven Ausbrüche für ein rasantes Finale sorgten. „Im Feuerstrom der Reben“ aus Strauss‘ „Fledermaus“ heizte die Stimmung noch zusätzlich an. Dem vielsagenden Motto „OpeRETTE sich, wer kann!“ wurde der Abend jedenfalls gerecht.

Alexander Walther

 

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