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STUTTGART/ vor dem Schauspielhaus: Ausstellung PROBEGRUBE von Tobias Rehberger

Verknüpfungen in der Stadt

17.05.2019 | Ausstellungen

Bildergebnis für stuttgart schauspielhaus probegrube
Foto: Björn Klein

Ausstellungseröffnung „Probegrube“ von Tobias Rehberger am 16.5.2019 vor dem Schauspielhaus/STUTTGART

VERKNÜPFUNGEN IN DER STADT

Wie bei einem Mosaik werden hier Farbstrukturen miteinander verbunden. Diesmal wird das Gelände im Schlossgarten um ein ungewöhnliches Projekt bereichert. Der Künstler Tobias Rehberger (seit 2001 Professor für Bildhauerei an der Staatlichen Hochschule für Bildende Künste Frankfurt) und sein Studio haben für das Schauspiel Stuttgart ein Projekt über das utopische Potenzial der mit Stuttgart 21 zusammenhängenden Stadtentwicklung kreiert – die „Probegrube“. Rehberger transformiert ein Modell des neuen Rosensteinquartiers in ein Amphitheater im Oberen Schlossgarten gegenüber dem Schauspielhaus. Dabei nimmt er Bezug auf die benachbarte Baugrube von Stuttgart 21. Über der Erde wird die Grube hier zum Bauwerk, der Ort gewinnt eine paradoxe Aura. Das Grubenbauwerk beinhaltet eine Modellwelt des Rosensteinquartiers. „Wem gehört die Stadt?“ steht dabei als zentrale Frage im Mittelpunkt. Mitte der 90er Jahre gab es die erste Ausschreibung über die Entwicklung des Rosensteinareals. Viele weitere folgten und jetzt geht der städtebauliche Wettbewerb ins Finale. 2027 steht in der StadtRegion Stuttgart die Internationale Bauausstellung an. Das Thema Stadtentwicklung ist dabei bestimmend für Stuttgart.

Darauf gingen auch Schauspieldirektor Burkhard C. Kosminski und Oberbürgermeister Fritz Kuhn ein. Kuhn meinte, dass es auch „Möglichkeitssinn“ geben müsse, wenn es „Wirklichkeitssinn“ geben würde – frei nach Robert Musil. Der frühere Direktor der Stuttgarter Staatsgalerie, Christian von Holst, betonte, dass dieses „Grubenerlebnis im Theater“ in jedem Fall ein „Hauptgewinn für die Stadt“ sei. Ein Geländer in Blau umrahme die Gitterstrukturen. Aquarelle würden hier ins Überdimensionale emporgejagt werden. Man arbeite außerdem mit Camouflagetechnik. So entstehe eine arenahafte Situation. Die Vielfalt einer Stadtstruktur werde dabei sichtbar. Es sei eine Grube, die in die Höhe wachse: „Wir wollen kein Europaviertel“. Im Dritten Reich sei zudem geplant gewesen, den Stuttgarter Bahnhof zugunsten von Aufmarschalleen verschwinden zu lassen. Paul Bonatz habe dies als Architekt abgelehnt. Der Klassizismus eines Nikolaus Thouret sei prägend für die Stadt gewesen. Andreas Hofer ging als Architekt und Intendant der Internationale Bauausstellung 2027 auf Veränderungsprozesse in der Stadt und in der Kunst ein.
Die Ausstellung („New landscapes show up in the unlikeliest places“) dauert noch bis zum 5. Juli 2019 und ist täglich von 10 bis 20 Uhr geöffnet. 

Alexander Walther

 

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