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STUTTGART/ Studiotheater: STUTENBISS. Eine Spurensuche von Anna-Lena Hitzfeld

29.09.2022 | Theater

Premiere „Stutenbiss“ am 28.9.2022 im Studiotheater/STUTTGART

Die altbekannte Stutenbissigkeit

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Anna-Lena Hitzfeld. Foto: Jan Merkle

Sehr virtuos charakterisierte Anna-Lena Hitzfeld hier Elisabeth I. von England und Maria Stuart anhand Friedrich Schillers Drama „Maria Stuart“. Dabei ging es um die eifersüchtige Freundin, die missgünstige Nebenbuhlerin, die hysterische Kollegin, Schwester oder Feindin. „Ich bin Elisabeth“ und „Ich bin Maria“ hieß es dann abwechselnd. Gemeinsam mit ihrem Team begab sich die virtuos agierende Schauspielerin Anna-Lena Hitzfeld auf Spurensuche.

Die Fragen stellten sich, wie wir heute die Texte von Schillers „Maria Stuart“ sprechen. Was erzählen sie uns? Und welche Rolle spielt der männliche Blick? Der „Stutenbiss“ erschien hier in allen möglichen Variationen. Wann wird zugebissen  – und bei wem? Wen lassen wir unversehrt? Welche Bisswunde ist frisch? Diesen Fragen stellte sich Anna-Lena Hitzfeld aber nicht allein auf der Bühne. Sie wurde von Gästen beziehungsweise einer Freundin unterstützt. Unter dem Namen „purple pome grenade“ vermischte Anna-Lena Hitzfeld mit ihrem Team Persönliches, Historisches und Unbekanntes. Und wieder wurde dann aus „Maria Stuart“ zitiert: „Jetzt ist kein fremder Mund mehr zwischen uns, Wir stehn einander selbst nun gegenüber. Jetzt, Schwester, redet!“

Die Idee für diese performative Collage hatte Anna-Lena Hitzfeld selbst. Die inszenatorische Unterstützung bei dieser Aufführung leistete Daniela Urban. Ein Teppich, eine Nische, ein Sessel und Bücher beziehungsweise Reclam-Heftchen waren die passenden Utensilien dieser durchaus abwechslungsreichen Inszenierung (Ausstattung: Denise Hafermann). So erschien eine Frau mit „großer Seele“ – und man erfuhr, dass es wirklich „um alle Frauen geht“. Hexen, Huren und Heilige versammelten sich imaginär, die Schauspielerin philosophierte über Frauen mit „geilen Möpsen“ und „multiplen Orgasmen“. Zu Rap- und Hip-Hop-Rhythmen hieß es dann „Die so tut als ob...“ Von ihrer Freundin ließ sich die Schauspielerin dann Lavendel schenken, um ihre Angstzustände zu überwinden.

Das Verhalten von Frauen wurde hier in eindringlicher Weise psychologisch untersucht. Die altbekannte Stutenbissigkeit analysierte man in vielen Nuancen. Das 50-Minuten-Stück entstand in Zusammenarbeit mit dem Feministischen Frauengesundheitszentrum Stuttgart e.V. – Liebe, Geschlecht und Sex postuliert man dabei ohne einengende Zuschreibungen. Das Publikum war begeistert.

Alexander Walther

 

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