Stuttgart/ Staatsoper: Songs und Lieder zur Nacht
Musikalisch reiche Vielfalt
Liederabend „When the Night has Come“ mit Matthias Klink und Natalie Karl in der Staatsoper am 12.7.2021/STUTTGART
Matthias Klink. Foto: Matthias Baus
Eine bunte Mischung von Unterhaltungstiteln und klassischer Musik präsentierten Matthias Klink (Tenor, auch E-Gitarre)) und Natalie Karl (Sopran) zusammen mit Frederic Sommer (Klavier). Begleitet wurden sie dabei von der fulminanten Band JABB mit Jürgen Spitschka (Drums), Manuel Schattel (Bass) und Michael Rathgeber (Saxofon).
Die berühmte Melodie aus der „Mondscheinsonate“ von Ludwig van Beethoven war hier ein immer wiederkehrendes Leitmotiv. Gleich zu Beginn gefiel „Stand by Me“ von Ben E. King mit geradezu elektrisierenden Rhythmen, denen Robert Schumanns schwärmerisch-leidenschaftliches Lied „In der Nacht“ op. 74,4 folgte, wo beide Sänger die thematische Vielfalt betonten. „Because the Night“ von Bruce Springsteen und Patti Smith war dann eine weitere Nummer, bei der beide Sänger eine große Gemeinsamkeit demonstrierten und auch fanden. Es folgte „Es lockt die Nacht“ von Carl Millöcker aus der Operette „Die Dubarry“, wo vor allem die Intensität der Melodien bestach. „Night and Day“ von Cole Porter riss die Zuhörer mit temperamentvollen Rhythmen ganz unmittelbar mit. Einen dynamisch eindringlichen Kontrast bot hierzu Matthias Klink bei „Die Mainacht“ von Johannes Brahms, wo die leidenschaftlichen harmonischen Aufschwünge besonders positiv auffielen.
„Help Me Make it Through the Night“ von Kris Kristofferson faszinierte wiederum aufgrund eines klangfarblich raffinierten Arrangements. Matthias Klink rezitierte anschließend „Do not go gentle into that good night“ von Dylan Thomas sehr ausdrucksvoll. Eine bewegende Stimmung vermittelte „Wanderers Nachtlied“ von Franz Schubert, wo Natalie Karl und Matthias Klink den berührenden Tonfall gleichermaßen eindringlich trafen. „Black Bird“ von John Lennon und Paul McCartny zeigte wiederum aufgrund der ausdrucksvollen Wiedergabe von Natalie Karl und Matthias Klink eine rhythmisch ungewöhnliche Ausdruckskraft, deren Intensität ständig zunahm. Natalie Karl begeisterte die Zuhörer dann bei „Geflüster der Nacht“ von Alexander von Zemlinsky, wo die graziös-filigrane Melodik und die kontrapunktische Meisterschaft gleichermaßen hervorragten. Die feinen Arabesken des Klaviers verbanden sich hier girlandenhaft mit der Sopranstimme. „After Midnight“ von J. J. Cale hatte es ebenfalls aufgrund der ausgelassenen Temperamentsausbrüche in sich. Eine großartige Leistung vollbrachte Natalie Karl bei „Lied an den Mond“ aus der Oper „Rusalka“ von Antonin Dvorak. Die magisch-übersinnliche Welt wurde hier mit einer gesanglich gewaltigen dynamischen Steigerung gekrönt, wobei Frederic Sommer die Künstlerin einfühlsam begleitete. „Moon over Bourbon Street“ von Sting bot hierzu einen passenden Kontrast.
Und sehr moritatenhaft war dann der „Alabama Song“ aus „Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny“ von Kurt Weill, wo melodisch und rhythmisch der balladenartige Charakter von beiden Sängern sehr gut getroffen wurde. Ein Kabinettstück lieferte Matthias Klink bei seiner recht ironischen Interpretation von „Hab ein blaues Himmelbett“ aus der Operette „Frasquita“ von Franz Lehar. „Let’s Spend the Night Together“ von Mick Jagger und Keith Richards kam zuletzt sehr fetzig und ausgelassen daher, wobei die Formation sich noch einmal erheblich steigerte. Ernst Jandls „Küss die Hand, gute Nacht“ verabschiedete das Publikum sehr besinnlich. Als Zugabe folgte noch „Der Mond ist aufgegangen“.
Riesenapplaus.
Alexander Walther