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STUTTGART/ Staatsoper: LA CENERENTOLA mit beglückendem Prinzen-Nachwuchs

22.01.2023 | Oper international

Staatsoper Stuttgart: „LA CENERENTOLA“ 20.1.2023 – mit hoch beglückendem Prinzen-Nachwuchs

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Alberto Robert. Foto: Stuttgarter Opernstudio

Der Prinz, den sich Aschenputtel mit tatkräftiger Unterstützung von dessen Erzieher Alidoro für sich gewinnt, ist in dieser Aufführung eine Entdeckung fürs lyrische Belcanto-Fach. Der Mexikaner Alberto Robert präsentiert sich – noch im zweiten Opernstudio-Jahr – als erstklassige Fachkraft. So dynamisch sich seine Darstellung vom sanften, fast schüchternen jungen Mann zum mehr und mehr selbstbewusst triumphierenden Adelsspross Don Ramiro entwickelt, so beweglich entfaltet sich sein bemerkenswert fein abschattiert timbrierter Tenor von intimer Dezenz zu sich impulsiv breit machender Strahlkraft. Gefühlvoll gegenüber Angelina, forsch bestimmt gegenüber ihrer sie unterdrückenden Familie fließt die jeweils passende Interpretation mit ein. In seiner dreiteiligen Arie zieht er alle Register bis hin zu einigen auf ihn zugeschnittenen abgewandelten Extra-Tönen in höchster Lage

Dies war aber nicht der einzige Grund zum jubeln an diesem Abend, die Vorstellung bewegte sich insgesamt auf einem sehr hohen Niveau. Dazu gehört auch der neu für diese Produktion engagierte Carlo Lepore als Don Magnifico. Der Neapolitaner gestaltet einen durchaus Haltung und Würde ausstrahlenden Familienvater, den die Mühe um die beiden sich gegenseitig überbietenden wollenden hochnäsigen Töchtern viele Nerven kostet. Als erfahrener Interpret im vokal anspruchsvollen Buffo-Fach kostet er die von Rossini mit zahlreichen humorigen Anspielungen gezeichnete Rolle nuancierungs-witzig aus zwischen phasenweise überdrehtem, aber immer die Gesangslinie wahrendem Einsatz seines mal feinen, mal üppig entfalteten Basses.

Soweit die Erinnerung reicht, ist die Titelrolle seit der Premiere im Juni 2013 in den Händen von Publikums-Favoritin Diana Haller geblieben. Mit etwas breiter und in der Tiefe noch fülliger gewordenem Mezzosopran wird sie der Partie unverändert vollkommen gerecht, weil die Flexibilität rascher Lagenwechsel sowie die stupend ansprechende Höhe nach wie vor ihre Stärken sind. Und weil zudem ihr Spiel im Wandel von der gedemütigten Dienstmagd zur strahlend verzeihenden Prinzgemahlin unverändert jugendlichen Charme ausübt, bleibt sie für diese Partie erste Wahl.

Jarrett Ott als Dandini macht es seinem prinzlichen Herrn nicht gerade leicht, vermag er sich doch mit seinem hinreißend mimisch süffisanten und körperlich gewandten Agieren sowie seinem sämigen, die Koloraturen elegant in den Gesangsfluss einbettenden Bariton deutlich in den Vordergrund zu drängen und verständlicherweise nicht nur bei Clorinda und Tisbe große Faszination auszuüben. Diese sind bei der mit schlankem Sopran gut tragenden Natasha Te Rupe Wilson (aus dem Opernstudio) und der nach wie vor markante Mezzo-Akzente setzenden Maria Theresa Ullrich in besten Händen.

Bleibt noch Pawel Konik, dessen etwas spröder Bassbariton für Rossinis technische Bedürfnisse in der großen Arie des Alidoro nicht immer ganz ausreicht, aber in Verbindung mit präsenter Ausspielung seiner „Zauber“-Funktion durchaus einen positiven Gesamteindruck hinterlässt.

In der phasenweise etwas zu aktionsreichen und die Musik fast überrollenden, aber im Konzept und Situationskomik frisch und pfiffig gebliebenen Inszenierung von Andrea Moses im schnell verwandelbaren Bühnenraum von Susanne Gschwender und den rollengerechten, unserer Zeit angenäherten Kostümen von Werner Pick bleiben die im Ton transparenten und klangvollen Herren des Staatsopernchors Stuttgart (Einstudierung: Bernhard Moncado) in ihrer individuellen Typisierung bis hin zu zwei verblüffend echt gezeichneten Damen eine besondere Spezialität.

Am Pult dieser 54. Vorstellung steht mit Vlad Iftinca wie in bereits etlichen Aufführungen zuvor ein Dirigent, der Rossini nur so aus dem Ärmel zu schütteln scheint – mit leichter Hand, präzisen Einsätzen und struktureller Übersicht lässt er mit dem Staatsorchester Stuttgart gleichfalls Heiterkeit und Humor wie melodramatische Elemente in Streichern und Bläsern gleichermaßen locker ausspielen.

Die sich im Ensemble beständig aufschaukelnde Stimmung übertrug sich zunehmend auf den Zuschauerraum, weshalb das Echo entsprechend begeistert ausfiel.

 Udo Klebes

 

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