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STUTTGART/ Staatsoper: KONZERTGALA ÜBER GRENZEN, DIE VERBINDEN „MUSIK VON ZUHAUSE“ – Von Trollen und Bauernchören

22.09.2025 | Konzert/Liederabende

Musik von Zuhause“ in der Staatsoper Stuttgart

Von Trollen und Bauernchören

Konzertgala über Grenzen, die verbinden am 21.9.25 in der Staatsoper/STUTTGART

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Staatsorchester Stuttgart/ Matthias Baus

Zur Einstimmung in die neue Spielzeit hatte das Staatsorchester Stuttgart unter der inspirierenden Leitung von Daniel Cohen ein abwechlungsreich-buntes Programm zusammengestellt. In die Welt Norwegens führte zunächst der rhythmisch ungemein bewegte „Tanz der kleinen Trolle“ aus den „Norwegischen Märchenbildern“ op. 37 von Johan Halvorsen. Dann entfaltete die berühmte „Moldau“ von Bedrich Smetana ihre Wirkungskraft. Leise murmelte die Flötenfigur aus dem Veysehrad-Motiv als Quelle der Moldau, das Rieseln der zweiten war dann in den Klarinetten zart vernehmbar. Das Staatsorchester Stuttgart unter Daniel Cohen ließ die Melodie immer breiter und intensiver strömen. Hörner und Trompeten tönten von einer frohen Jagd herüber. Dann erlebte man eine erfrischend interpretierte Bauernhochzeit, die mit übermütigem Polkatanz am Ufer vorbeizog. Es war Abend geworden, der Nebel stieg – und Mondschein glitzerte auf der schimmernden Flut der Moldau. Sanft wiegend gleiteten Nymphen im Tanz zu milden Streichermelodien über leise wogenden Klarinettenfiguren dahin. Dezente Harfenakkorde verbanden sich mit den Flöten beim Murmeln der Wellen. An den St.-Johannes-Stromschnellen erprobte der Fluss seine machtvolle Gewalt. Wirbelnd jagten sich hier die Motive und stoben in schäumender Gischt auseinander. Das Moldau-Thema bahnte sich wild und wütend seinen Weg! Als das letzte Hindernis genommen war, strömte die Moldau in strahlender Pracht dahin. Die Streicher sonnten sich in hymnischem Glanz. Der Bassist David Steffens gewann zusammen mit Alan Hamilton am Klavier dem Lied „Auf der Donau“ op. 21 Nr. 1 von Franz Schubert wiegenden Schmelz ab. Von Claude  Debussy erklang „Clair de lune“ aus „Suite bergamasque“ in einer subtilen Orchesterbearbeitung von Andre Caplet. Das Gewebe der melodischen Terzen verzauberte dabei die Zuhörer. Auch die harmonische Rückung von Des-Dur nach Fes-Dur besaß große Klangmagie. Der famose Staatsopernchor Stuttgart (Einstudierung: Manuel Pujol) begeisterte zusammen mit der Mezzosopranistin Itzeli del Rosario beim „Chor der Bauern“ aus dem ersten Akt von Peter Tschaikowskys „Eugen Onegin“. Werden und Reifen der Empfindung  wurden dabei überzeugend herausgearbeitet. Hinreissende Melodik besaßen dann die „Rumänischen Volkstänze“ für kleines Orchester von Bela Bartok. Und nach Mexiko entführte „Besame mucho come si fuera“ im Arrangement von Efrain Oscher von Consuelo Velazquez. Der Tenor Oscar Encinas beeindruckte die Zuhörer mit strahlkräftigen Kantilenen.  „Pastorale d’ete“ als Poeme symphonique von Arthur Honegger verband impressionistisch schillernde Polytonalität mit abwechslungsreicher Harmonik. David Steffens (Bass) gewann den beiden Schubert-Liedern „Der Wanderer an den Mond“ und „Auf der Bruck“ mit der Klavierbegleitung von Alan Hamilton bewegende Emphase ab. Der „Pilgerchor“ aus „Tannhäuser“ von Richard Wagner besaß mit den Herren des Staatsopernchores Stuttgart erhabende Größe. Die Dreiklangharmonik zeigte magischen Zauber. Josefin Feiler (Sopran) beschwor zusammen mit Alan Hamilton am Klavier den folkloristischen Zauber der „Kinderhymne“ von Bertolt Brecht und Hanns Eisler. Itzeli del Rosario (Mezzosopran) gestaltete wiederum „Solamente una vez“ (Cancion bolero) von Agustin Lara im Arrangement von Efrain Oscher mit knisternden Rhythmen und feinnervigen Kantilenen. Zuletzt riss das Finale aus Leonard Bernsteins Musical „Candide“ mit dem Titel „Make Our Garden Grow“ die Zuhörer unmittelbar mit. Josefin Feiler (Sopran), Oscar Encinas (Tenor), Charles Sy (Tenor), Itzeli del Rosario (Mezzosopran) und David Steffens (Bass) entfalteten zusammen mit dem Staatsorchester Stuttgart unter Daniel Cohen eine rauschhafte Klangorgie mit fulminantem Streichertremolo. Landtagspräsidentin Muhterem Aras betonte im Gespräch mit Intendant Viktor Schoner ihre kurdisch-türkischen Wurzeln im Bereich der Musik. Heute höre sie lieber Oper und Herbert Grönemeyer. Und die kroatische Komponistin Sara Glojnaric erläuterte ebenfalls im Gespräch mit Schoner ihre Mixtape-Oper entlang der ehemaligen Europastraße, die in der Staatsoper 2026 ihre Uraufführung erlebt. Auch der in Israel geborene Daniel Cohen sprach mit Schoner über seinen Werdegang.

Viele „Bravo“-Rufe. 

Alexander Walther

 

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