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STUTTGART/ Staatsoper: „I Did It My Way . Hommage an Nina Simone und Frank Sinatra.

27.09.2025 | Oper international

„I Did It My Way“ in der Staatsoper Stuttgart

Ungewöhnliche Performance

Premiere von „I Did It My Way“ am 26.9.2025 in der Staatsoper/STUTTGART

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Lars Eidinger und Larissa Sirah Herden. Foto: Matthias Baus

Es ist eine abwechslungsreiche Hommage an Nina Simone und Frank Sinatra. Erzählt wird die Geschichte eines Paares, das seit Jahren verheiratet ist und zwei Kinder im Teenageralter hat. Eines Morgens verlässt die Frau einfach das Haus: „Goodbye“. Ohne Streit und Konflikt. Frank Sinatras Album „Watertown“ erzählt die Geschichte eienr Trennung in einer amerikanischen Kleinstadt. Und mit Ivo Van Hoves Kreation „I Did It My Way“ hat diese Frau plötzlich eine Stimme, was in seiner subtilen Inszenierung auch deutlich wird. Soziale und politische Probleme wie etwa das Leben und die Ermordung Martin Luther Kings werden in Videoeinblendungen von Christopher Ash direkt angesprochen.

Die Lieder von Frank Sinatra und Nina Simone geben einen tiefen und eindrucksvollen Einblick in das Gefühlsleben der beiden Figuren. Diese Koproduktion mit der Ruhrtriennale ist nicht nur reines Musiktheater, sondern verbindet die verschiedenen Gesangsnummern mit einer berührenden Lebensgeschichte. Der Raum wird hier zur Zeit. Gleichzeitig lässt der Regisseur den beiden überzeugenden Gesangsdarstellern Lars Eidinger und Larissa Sirah Herden viel Freiraum für den künstlerischen Reifeprozess. Worte, Inhalt, Semantik, Klang und Rhythmus der Sprache gehen so nahtlos ineinander über. Unter der subtilen Leitung von Sebastian Schwab stellt das Staatsorchester Stuttgart die leidenschaftlichen Streicherpassagen in bewegender Weise heraus. Das opulente Klangbild unterstreicht das manchmal eher triste Bühnenbild von Jan Versweyveld sowie die locker-leichten Kostüme von An D’Huys. Die Choreografie von Serge Aime Coulibaly verbindet sich ganz mit den klanglich üppigen Arrangements von Henry Hey und der opulenten Orchestrierung von David Menke und Boris Rogowski. So kann sich der klangliche Zauber von Songs wie „What now my love“, „What a funny girl“, „Everything must change“, „Goodbye“, „A Man Alone“ und „I Put a Spell on you“ mit melodischem Glanz wie von selbst entfalten.  „That Old Black Magic“ und „Beautiful Land“ sind weitere Gesangstitel, die auch tänzerisch mit den Tänzerinnen und Tänzern des Faso Danse Theatres Ida Faho, Sylvie Sanou, Marco Labellarte und Samuel Planas rhythmisch schmissig und fetzig aufbereitet werden. „Wild in the wind“ und natürlich Frank Sinatras „My Way“ werden zu harmonischen Höhepunkten dieses bemerkenswerten Abends. Sinatras Konzeptalbum „Watertown“ wird dabei zum zentralen Ausgangspunkt. Die Figuren durchlaufen hier verschiedene Arten der Verzweiflung. Nina Simone thematisiert zudem Gefühle und Schwierigkeiten neben ihrem politischen Aktivismus und Engagement. Das Ganze ist hier auch eine Art Allegorie, was in den weiteren Songs „Little Girl Blue“, „The Best is Yet to Come“, „Feeling Good“, „In the Wee Small Hours of the Morning“, „I’ve got you under my skin“ (Frank Sinatra) und „The house I live in“ rasant und einfühlsam zugleich zum Ausdruck kommt.

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Lars Eidinger. Foto: Matthias Baus

Für viele nicht weiße Menschen gilt auch hier „Ich fühle mich nicht geliebt“, was sich bei den Videoausschnitten zu den Ausschreitungen um den Tod von Martin Luther King eindringlich zeigt. Hier erreicht die Aufführung packende Größe, die unter die Haut geht. „Blackbird“, „Strange Fruit“, „A Single Woman“, „What’s now is now“, „Michael und Peter“, „She says“, „The train“ und „Come Rain or Come Shine“ beschwören Momente, die zuweilen sogar hymnisch zum Ausdruck kommen.

Das Ende wirkt eher melancholisch, wenn das Paar einfach aneinander vorbeigeht und jeder seinen eigenen weiteren Lebensweg einschlägt. Die Schwarze Frau bekommt hier genügend Raum, sich zu äußern und erkennen zu geben. Unterdrückung von Frauen und People of Color werden angesprochen, doch der Mann kreist immer nur um sich selbst. Die Frau dagegen ist auf der Suche nach einem anderen Inhalt.

Viele „Bravo“-Rufe für die Sänger!

Alexander Walther 

 

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