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STUTTGART/ Staatsoper: GESANG ALS INSPIRATIONSQULEE- Konzert zur Verleihung der „Hugo Wolf-Medaille an Elly Ameling

08.11.2015 | Konzert/Liederabende

STUTTGART: Hugo-Wolf-Medaille an Elly Ameling im Opernhaus Stuttgart

GESANG ALS INSPIRATIONSQUELLE

Verleihung der Hugo-Wolf-Medaille an die Sopranistin Elly Ameling am 8. November 2015 im Opernhaus

Zum sechsten Mal hat die Internationale Hugo-Wolf-Akademie die Hugo-Wolf-Medaille verliehen. Dieses Jahr ging sie an die 1933 in Rotterdam geborene niederländische Sopranistin Elly Ameling, die sehr stark von Elisabeth Schwarzkopf und Dietrich Fischer-Dieskau beeinflusst wurde. Seit ihrem Abschiedskonzert 1996 unterrichtet sie in vielen Meisterklassen. Ihre Schallplattenaufnahmen erhielten ebenfalls viele Auszeichnungen – darunter auch den Grand Prix du Disque sowie den Preis der Deutschen Schallplattenkritik. Hohe Auszeichnungen bekam sie außerdem von Königin Juliana und Königin Beatrix. Sie gilt als niederländische Institution des Gesanges.

Wunderbar waren bei dieser besonderen Matinee aber auch die musikalischen Beiträge durch die beiden fein aufeinander abgestimmten Tenöre Christoph und Julian Pregardien (übrigens Vater und Sohn) sowie Marcelo Amaral (Klavier). Gleich zu Beginn überzeugte Christoph Pregardien bei den sehr zurückhaltend und mit fließender Gesangslinie vorgetragenen Liedern „Wer hat die Liedlein erdacht“, „Lob des hohen Verstandes“, „Rheinlegendchen“ und „Urlicht“ von Gustav Mahler. Da konnte man auch das facettenreiche Legato dieses Sängers bewundern. Übrigens erfüllten beide Sänger genau die bildhaften Beschreibungen von Kammersänger Robert Holl, die dieser in seiner Laudatio hervorgehoben hatte. Der besondere Sehnsuchtston der Romantik blühte zudem bei Julian Pregardiens Wiedergabe von Hugo Wolfs Liedern hell auf. Sowohl bei „Zur Warnung“ als auch „Auftrag“, „Selbstgeständnis“ und „Abschied“ konnte man das Geistige hinter den Noten spüren und erfühlen. Die Abrechnung mit dem lästigen Rezensenten, der dann heftig die Treppe herunterpurzelt, geriet zu einem wahren chromatischen Feuerwerk, wo sich auch Marcelo Amaral austoben konnte. Nicht weniger eindringlich gestaltete Julian Pregardien Lieder aus dem „Liederkreis“ op. 24 von Robert Schumann, wo seelische Empfindung und geistige Wirklichkeit eine bemerkenswerte Einheit bildeten. Auch nuancenreiche Deklamation und richtige Phrasierung gingen hier eine glückliche Verbindung ein. Dies zeigte sich bei den Titeln „Morgens steh ich auf und frage“, „Es treibt mich hin, es treibt mich her“ und dann noch mehr bei den weiteren Nummern „Ich wandelte unter den Bäumen“, „“Lieb Liebchen, leg’s Händchen aufs Herze mein“ sowie „Schöne Wiege meiner Leiden“. Zum Abschluss interpretierte Christoph Pregardien von Franz Schubert die drei Lieder „Dass sie hier gewesen“, „Greisengesang“ und „Im Walde“ („Waldesnacht“) von Franz Schubert mit geradezu ergreifender Schlichtheit. „Nacht und Träume“ sowie die beiden Schubert-Zugaben „Im Abendrot“ und „Licht und Liebe“ sangen Christoph und Julian Pregardien wieder gemeinsam. Da erreichten sie wiederum eine hohe gesangliche Intensität. Die inneren Werte dieser Musik leuchteten hell hervor. Nach der Laudatio von Robert Holl wandte sich auch Elly Ameling mit einer Dankesrede ans Publikum: „Hier steht ein glücklicher Mensch.“

Die Begrüßung der gut fünfhundert Gäste im Opernhaus erfolgte durch Prof. Dr. Hansjörg Bäzner, den Vorstandsvorsitzenden der Internationalen Hugo-Wolf-Akademie Stuttgart. Man wies auf die besonderen Beziehungen Hugo Wolfs zu Stuttgart hin, denn hier wurde 1898 zu seinen Gunsten ein Förderverein gegründet, der den finanziell Bedrängten unterstützte.

Alexander Walther

 

 

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