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STUTTGART/ Staatsoper: DIE ZAUBERFLÖTE“ – mit viel Stummfilm-Vergnügen und wenigen musikalischen Schwächen

23.02.2024 | Oper international

Staatsoper Stuttgart

„DIE ZAUBERFLÖTE“ 22.2.2024 – mit viel Stummfilm-Vergnügen und wenigen musikalischen Schwächen

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Beate Ritter (Königin der Nacht). Foto: Martin Sigmund

Wie schon bei der vollständigen Stuttgarter Premiere im Januar (die erste in vereinfachter Form fand während der Corona-Pandemie statt) erweist sich die in Stummfilm-Manier nachempfundene Inszenierungs-Animation im Wesentlichen als geschickte Möglichkeit all die mit dem Stoff verbundenen Regie-Vorgaben ohne räumliche Bühnentricks vor das Auge des Publikums zu zaubern. Barrie Kosky und Suzanne Andrade von der britischen Theatertruppe 1927 im Verein mit den im Stil dieser Zeit gehaltenen Kostümen von Esther Bialas haben da 2012 wirklich eine bildlich-gedanklich ebenso ernsthaft wie heitere  Form gefunden das vielschichtige allseits bekannte Stück auf ganz andere Weise anzugehen. Der damit verbundene Verzicht auf die gesprochenen Dialoge – an ihre Stelle treten auf der Leinwand eingeblendete aufs Wesentliche verknappte Textauszüge – erweckt auch bei dieser wiederholten Begegnung mit Alternativ-Besetzungen einen zügigen Ablauf des Geschehens und schränkt nur die Sympathierolle des Papageno ein, der wesentlich von seiner Beweglichkeit und seinem unbeschwerten Naturell lebt. Dies wird auch bei Michael Nagl bewusst, der damit 2022 auch sein Salzburger-Festspiel-Debut gegeben hat, und hier leider sein Wiener Idiom so gar nicht ausspielen kann. Konzentriert auf Mimik und Gestik bleibt aber dennoch der Eindruck eines Vollsaft-Interpreten, der in seine Soli auch liedhaft feine Nuancen einfließen lässt, manchmal indes mit fast zu viel Stimm(-Volumen) bereits über dieses Rollenfach hinausweist. Sein Bass-Bariton ist innerhalb weniger Jahre an Resonanz und Üppigkeit gewachsen, wie dies hier schon lange nicht mehr bei einem Nachwuchs-Sänger festzustellen war.

Sein standhafterer Prüfungs-Kommilitone Tamino ist bei Charles Sys feinem, durchweg schlank und sauber geführtem hell timbriertem Tenor gepaart mit stets beherrschter Noblesse in guten Händen. Auch die Pamina von Natasha Te Rupe Wilson mit nuanciert und in den Höhen klar und leuchtend entfaltetem Sopran sowie herzlichem Unterton erfüllt die Anforderungen in vollem Umfang. Ihre sternenflammende, hier als überlebensgroße Spinne verhüllte königliche Mutter wird durch Beate Ritters höhen- wie koloratursicheren sowie auch dynamisch beweglichen Sopran und gebührend Expressivität wirkungsvoll verlautbart. Goran Juric hält mit nicht edel sonorem, mehr etwas rustikal gesättigtem, auch in der Tiefe gut präsentem Bass als Sarastro (wie seine Freimaurer-Brüder im würdigen schwarzen Gehrock) sowie zusätzlich als Sprecher aus dem Off dagegen.

Vokal passend bitterliche Prägnanz bietet Elmar Gilbertsson als teuflisch staffierter Monostatos. Alma Ruoqi Sun, im Januar noch die Königin, hat auch den leichteren Tonfall für eine quirlige Papagena im Federkleid parat. Ausgewogen sowohl die drei Damen Lucia Tumminelli, Maria Theresa Ullrich und Itzeli Jauregui, die beiden Geharnischten Joseph Tancredi und Aleksander Myrling sowie die drei Tölzer Knaben. Die Nennung ihrer Namen hätten sie sich nicht nur aufgrund ihrer Leistung verdient, sondern auch der Fairness halber gegenüber ihren erwachsenen Sanges-Kollegen. Für einheitliche Pracht sorgte wieder der von Bernhard Moncado einstudierte Staatsopernchor Stuttgart, egal ob aus dem seitlichen Zuschauerraum, auf der Bühne oder aus dem Hintergrund. Das Staatsorchester Stuttgart hatte nicht seinen besten Tag, unter der im Großen und Ganzen stimmigen Leitung von Vlad Iftinca kam es hie und da an Übergangsstellen zu Unreinheiten in den Bläsern. Hervorzuheben ist Dorothea Schwarz, die nicht nur das Glockenspiel beherzt bediente, zudem auch die während der stummen Texteinblendungen eingelegten Ausschnitte aus den beiden Mozart-Fantasien c-moll und d-moll KV 396 + 397 als stilistisch passendes Bindeglied auf einem im linken vorderen Parkett fürs Publikum gut sichtbaren Hammerklavier präludierte.

 Udo Klebes

 

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