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STUTTGART/ Staatsoper: DIE LIEBE ZU DREI ORANGEN

01.12.2019 | Oper

Stuttgart/ Staatsoper: Die Liebe zu drei Orangen  30.11.2019

In Stuttgart wird Prokovievs Liebe zu 3 Orangen als großes Video-Spiel gezeigt. Auf so eine Idee könnte man heute schon mal kommen, da zumindest der Kreuz-König (und auch der verkleidete Pik-König) aus dem ‚analogen‘ Kartenspiel stammen. Es ist also ein kleiner Junge, Serjoscha  (Malte Harrach, Mitglied des Kinderchores), der das Spiel am Computer in Bewegung setzt, und sein ‚Joker‘ (Vater) Farfarello ist ausgerechnet gleichzeitig der Gegenspieler des Prinzen, die böse Köchin.  

Die teils animierte, wie beim Zeichentrickfilm funktionierende Regie stammt von Axel Ranisch und hatte vor ca. einem Jahr Premiere, die szenische Wiederaufnahme leitete Anika Rutkovsky. Die Bühne (Saskia Wunsch) besteht aus einem vorderen Teil vor dem Vorhang, wo Sonderlinge,’Tragische, ‚Komische‘, ‚Lyrische‘, Hohlköpfe, kleine Teufel, Ärzte und Höflinge als Chöre oder auch einzeln in phantastischen Gewandungen (Bettina Werner, Claudia Irro) immer wieder auf witzige Art ins Geschehen eingreifen. Der Mittelgrund ist den ProtagonistInnen vorbehalten, die dort teils etwas steif und im Comedia dell’arte-Stil ihre Auftritte absolvieren. Die hintere Kulisse stellt neben einer eingerissenen Begrenzungswand in etwa ein Walt Disney- Burgschloss dar, auch wie im Trickfilm, und durch dieses hindurch sieht man öfter Serjoscha an seinem Computer oder mit seinem Vater chatten. (C.-Animation: Till Nowak).

Der Vater des kleinen Serjoscha  wird dabei von seinem Sohn  immer wieder darauf hingewiesen, nicht immer auf englisch mit ihm zu reden. Matthew Anchels Auftritt als Köchin ist aber nur kurz, er fährt mit seiner Küche nach oben, aber anstatt die Eindringlinge mit seiner Kelle  zu bedröhnen, fällt er auf den ‚Bändchen-Trick‘ herein und läßt sich von dem schönen Bändchen einlullen, auf das er eine kleine Arie etwa wie die Nadelarie der Barbarina mit schwärmerisch warmem, lyrischem Baß singt. Aus den 3 ihm gestibitzten Orangen erscheinen Linetta (Alexandra Urquiola, larmoyanter Mezzosopran), Nicaletta (ebenfalls aber aufgehellterer Mezzo, die auch die Smeraldina singt, Fiorella Hincapié) und Ninetta, die dann wirklich für den Prinzen bestimmte Gefährtin (Natalija Cantrak mit wundersamem Sopran). Die den Leander beschützende ‚Fata Morgana singt Carole Wilson mit potentem Zaubersopran. Ihr Pendant ist Michael Ebbecke als Zauberer Celio. mit wallendem Weißhaar und -bart sowie voluminösem Baß. Den Pantalone gibt baritonal Dominic Große. Spaßmacher Truffaldino ist mit manchmal fast ’schreiendem‘ starkem Tenor Daniel Kluge. Leander als Premier tritt soigniert und mit intrigantem Impetus sowie Kopftattoo auf: Shigeo Ishino. Prinzessin Clarice hat sich mit ihm verbündet, und ist Stine Marie Fischer mit echter Mezzosopran-Emphase. Den König gibt David Steffens mit abgedunkeltem gut nuanciertem Baß. Seinen Sohn stellt Kai Kluge, ein Tenor mit besten Reserven, dabei wohltimbriert.

Das Orchester gibt unter exakter kompetenter Leitung von Valentin Uryupin einen schneidigen, teils sehr lautstarken Part.                                                         
Friedeon Rosén

 

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