Stuttgart: Die Liebe zu drei Orangen, 8.2.2022 Wiederaufnahme
In Stuttgart wurde ‚Die Liebe zu 3 Orangen‘ von Sergej Prokofjew wieder aufgenommen, die im Dezember 2018 Premiere hatte, und die sich als sehr Repertoire-tauglich erwies. Die Regie von Axel Ranisch, der gerade sehr beachtete ‚Hänsel und Gretel‘ inszenierte, verpflanzt das Märchenstück von Carlo Gozzi in ein Computerspiel mit einem Jungen Serjoscha (Lasse Pirkner, als einziger mit Gesichtsmaske!), der in einer „Kommandozentrale“ die Fäden des Stücks zieht, und nach seiner Gefangennahme durch Zauberer und Fata Morgana in dem Pixel-Tower durch seinen Vater Farfarello und Köchin ersetzt wird (wir berichteten mehrfach). Musikalisch präsentiert sich der Vierakter wie aus einem Guß und wird in seiner vielfach an Wagner und den Ring des Nibelungen erinnernden Komposition vom Staatsorchester unter der akkuraten Leitung Killian Farrells ganz bombastisch wiedergegeben.
Die szenische Leitung der WA hatte Rebecca Bienek inne. Die Computeranimationen von Till Nowak funktionieren immer noch, wenn sie auch manchmal etwas eintönig wirken, da sie sich immer von rechts nach links wiederholen. Die verschiedenen Chöre, Sonderlinge, Tragische, Komische, Lyrische, Hohlköpfe, kleine Teufel, Ärzte, Höflinge, die immer wieder ihren Kommentar darein geben, sind gut studiert von Manuel Pujol und annehmbar choreographiert von Katharina Erlenmaier.
Den Zeremonienmeister gibt mit Aplomb tenoral Alberto Robert. Den Farfarello/Die Köchin mit gut implementiertem Baß Gerard Farreras. Die Ninetta, die sich zuletzt als ‚heiratswürdig‘ für den Prinzen herausstellt, ist Carina Schmieger mit anmutigem Sopran. Die Smeraldina und Nicoletta, die der 2.Orange entsteigt, ist Fiorella Hincapié mit angenehmem Mezzo. Ebenfalls als kleiner Mezzo agiert Lindsey Coppens, die mit ihrer Kollegin den schnellen Durst-Tod in der Wüste teilt. Die Fata Morgana ist in Gestalt von Svetlana Sozdateleva mit umfangreichem voluminösem Sopran Protagonistin auf der Seite des ‚Bösen‘.
Ihr Partner, der Zauberer Celio, wird von Friedemann Röhlig mit clever pointiertem, tragfähigem Baß gesungen. Den Pantalone stellt baritonal Dominic Große, den Truffaldino tenoral Raphael Wittmer. Leander, Premierminister, wird leicht untersetzt von Shigeo Ishino mit feinem Bariton dargestellt. Der Prinzessin Clarice leiht Helene Schneiderman ihren nachdrücklichen Mezzosopran. Der Prinz wird vom jugendlich dramatischen Tenor Kai Kluge mit guten Ausdrucksreserven ganz heldisch aber auch wieder weinerlich gestaltet. Den Kreuz-König und Herold stellt der belastbar flexible Baß Goran Juric mit Verve.
Friedeon Rosén