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STUTTGART/ Staatsoper: AUSTIEG UND FALL DER STADT MAHAGONNY. Neuinszenierung

13.05.2024 | Oper international

Stuttgart: Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny, 11.5. 2024 Premiere

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Foto: Martin Sigmund

Es sollte von Kurt Weill und Bert Brecht in ihrer letzten Zusammenarbeit vor der Machtübernahme der Nazis eine Oper werden, die sich zwar der Mittel der modernen Oper und auch des Musikdramas bedient, gleichzeitig aber eine deutliche Kritik an deren grossen Teils unpolitischen Nicht-Einmischung in die gegebenen sozialen Verhältnisse Stellung bezieht. Was aber in „Mahagonny“ als großes Vorbild für zukünftiges Leben der Menschen in einer Stadt vorgestellt wird, führt schnell zu den größten Auswüchsen, die aber sicher mit der Geldwirtschaft und dem Kapital zusammenhängen, Somit lassen Weill und Brecht ihre Utopie schnell untergehen, und als Botschaft kann bleiben: viele Ansätze waren aber richtig, versucht es nochmal und möglichst immer wieder! Und was eine Alternative zur zeitgenössischen Oper angeht, hat Weill ja beispielsweise in „Der Silbersee“ gezeigt, dass er auch ‚Musikdrama‘ auf hohem Niveau konnte und dieses Genre auch bedienen wollte. 

Und mit den musikal.Formen, auch resultierend aus Brecht/Weills ‚Dreigroschenopet‘, ging man in „Mahagonny‘, die eine starke Kritik an den Verhältnissen implizieren sollte, auch wieder anders um, indem auch die sog.Gebrauchs- und Agitationsmusik ein Einfallstor fand. Und damit driftete das Ganze aber in Richtung Musical und zugehöriger Bühnenshow. 

Dem trug die Neuinszenierung der Stuttgarter Oper Rechnung und inszenierte mit dem Team Ulrike Schwab/Regie, Pia Dederichs, Lena Schmid/Bühne und und Rebekka Dornhege Reyes/Kostüm m.E. quasi eine Musical-Show mit vielen gestanzten Elementen. Auch die musikalische Seite trug dem Rechnung, indem das Staatsorchester hinter der vorderen Bühne, die ihrerseits in die Seitenlogen und in den Zuschauerraum hinein vergrößert, ansteigend postiert war, und einzelne Instrumente und -gruppem selbst ins Bühnengeschehen involviert waren. Gegen Ende kam der äußerst engagierte, das Musikalischen völlig im Griff habende Dirigent, GMD Cornelius Meister, mit Hut und hellem Anzug wie der Showmaster des ganzen über die Rampe.

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Foto: Martin Sigmund

Die ausfrucksstarken Chöre,die einheitlich in wellige farbige Tuniken gewandet waren, konnten als Stadtbevölkerung, einstudiert von Manuel Pujol,durchgehen.

Die 6 Mädchen (‚Sexarbeiterinnen‘) von Mahagonny sind Mimi Doulton, Marion Germain, Jutta Hochoertler, Rosario Chavez, Melis Vlahovic und Vladyslav Shkarupilo, die sich, jede auf ihre Weise ins Sex-‚Gefecht‘ werfen. 

Den Alaskawolf-Joe gibt Jasper Leever, den sog.Sparbuechsenbill Björn Bürger, der Tobbi Higgins ist Joseph Tancredi, mit ihrem Anführer Jim Mahony, der tenoral blendend von Kai Kluge gestaltet wird.

Jenny Hill, alias Ida Raenzloev, ist mit Alisa Kolosova, Leokadja Begbick, ehemals Kriminelle, die Gründerin von und Anführerin in Mahagonny. Beide verfügen über starke (Sopran)stimmen und mimen muskelstarke Charaktere, die in weißem und roten weiblich betonten Phantasiekostümen  öfter Showlaufen auf der Rampe ins Publikum veranstalten.

Joshua Bloom als Dreieinigkeitsmoses und Elmar Gilbertsson als Prokurist Fatty können sich besonders bei der Gerichtsszene im 3.Akt deftig in Szene setzen.

Friedeon Rosen

 

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