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STUTTGART/ Staatsoper: 4. Liedkonzert „come together“ am 21.3.2023 im Foyer

22.03.2023 | Konzert/Liederabende
  1. Liedkonzert „come together“ am 21.3.2023 im Foyer der Staatsoper/STUTTGART

DON QUICHOTTE UND REIZVOLLE FOLKLORE

Diesmal wurden musikalische Raritäten präsentiert. Wieder stellten sich begabte junge Mitglieder des Opernstudios vor. Zunächst erklangen die drei Lieder „Der Schiffer“, „Drang in die Ferne“ und „Fischerweise“ von Franz Schubert, wo Alberto Robert (Tenor) und  Vlad Iftinca (Klavier) die melodischen Bögen und harmonischen Glanzpunkte wirkungsvoll hervorhoben. „Quattro canzoni d’Amaranta“ von Francesco Paolo Tosti zeigten in der subtilen Wiedergabe von Jorge Ruvalcaba (Bariton) und Vlad Iftinca (Klavier) einen erstaunlichen Klangfarbenreichtum. Die leidenschaftlichen gesanglichen Steigerungen führten nicht nur bei „Lasciami! Lascia ch’io respiri“ sowie „In van preghi“ zu dynamischen Höhepunkten mit Einflüssen des Verismus. Die Neapolitanische Volksmusik verdankt Tosti viele Lieder. Einen besonderen Zauber besaß dann „Don Quichotte a Dulcinee“ von Maurice Ravel, wo Gerard Farreras (Bass) und Vlad Iftinca (Klavier) die rhythmischen Feinheiten und klanglichen Reize präzis herausarbeiteten. Die reizvolle Mischung aus Modalität und Tonalität blitzte hier immer wieder nuancenreich hervor, bitonale Klangbereiche eingeschlossen. Anklänge an Bizet, Massenet, Gounod oder Chabrier schienen sich hier wie von selbst zu ergeben. Das Schöne wurde dabei in gehaltvoller Weise von beiden Künstlern hervorgehoben. Impressionismus und Neoklassizismus waren vor allem bei der klar umrissenen Thematik in ausdrucksvollen Kantilenen herauszuhören. Die Sopranistin Clare Tunney interpretierte die drei Lieder von Henri Duparc (am Flügel wieder dezent von Vlad Iftinca begleitet) mit sinnlicher Strahlkraft und leiser Ironie. So prägten sich insbesondere das „Chanson triste“ und „L’invitation au voyage“ stark ein. Bewegende Steigerungen und nuancenreiche dynamische Abstufungen zeigten „La mort de l’amour“ aus dem Liederzyklus „Poeme de l’amour et de la mer“ op. 19 von Ernest Chausson mit der Sopranistin Laia Valles und Vlad Iftinca am Klavier. Insbesondere  die thematischen Verbindungslinien wurden dabei in feiner Weise unterstrichen. Einflüsse von Cesar Franck und Richard Wagner blieben spürbar, standen bei dieser Wiedergabe aber nicht im Vordergrund. Laia Valles gelang es sehr gut, ganz in der harmonischen Gestaltung aufzugehen. Von Hugo Wolf erklangen dann eindringlich die Lieder „Der Gärtner“, „Die Spröde“, „Das verlassene Mägdlein“, „Ganymed“, „Zitronenfalter im April“ und „Er ist’s“. Die Sopranistin Natasha Te Rupe Wilson und der Pianist Vlad Iftinca wuchsen dabei ganz zusammen. Die Ekstasen besaßen hier sogar ein rauschhaftes Pathos, obwohl dies bei Hugo Wolf eigentlich nicht üblich ist. Aufwühlende Chromatik prägte die Ausdruckssteigerungen, die eine höhere Ebene zu errreichen schienen. Der versierte Tenor Angel Macias  überzeugte bei „Del cabello mas sutil“ von Fernando Obradors, „Comprendo“ von Daniel Catan sowie „Besos Robados“ von Jorge del Moral.  Dabei wurden die folkloristischen Elemente mit elektrisierender Rhythmik unterstrichen. Als europäische Erstaufführung konnte man zuletzt das originelle „Liebeslied“ von John Corigliano mit dem ständig wiederholten Refrain „I love you“ hören. Stilistische Besonderheiten wurden dabei von den Sopranistinnen Clare Tunney, Laia Valles, Natasha Te Rupe Wilson, dem Tenor Angel Macias und dem Bariton Jorge Ruvalcaba unterstrichen. Vlad Iftinca und Dorothea Schwarz begleiteten das Ensemble bei dieser witzigen Parodie in mitreissender Weise am Klavier.  Das Konzert fand in Zusammenarbeit mit der Internationalen Hugo-Wolf-Akademie statt. Jubel, frenetischer Schlussapplaus im gut besuchten Foyer der Staatsoper.

Alexander Walther

 

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