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STUTTGART/ Staatsgalerie: Internationale Hugo-Wolf-Akademie: Hommage a Mörike

16.03.2025 | Konzert/Liederabende

Internationale Hugo-Wolf-Akademie: Hommage a Mörike in der Staatsgalerie am 15. März 2025/STUTTGART

Leidenschaft des Ausdrucks

Hugo Wolf schrieb wunderbare Mörike-Vertonungen. Doch auch andere Komponisten würdigten diesen schwäbischen Dichter, der ihnen Geheimnisse offenbarte. Carolina Ullrich (Sopran) interpretierte zusammen mit Marcelo Amaral (Klavier) zunächst leidenschaftlich gesungene Lieder von Pauline Viardot, die in Baden-Baden einen berühmten künstlerischen Salon führte, dem auch Iwan Turgenjew und Clara Schumann angehörten. Als Schülerin von Franz Liszt beherrschte sie das Klavier meisterhaft, was man den atmosphärisch dichten Vertonungen wie „In der Frühe“, „Das verlassene Mägdlein“, „Nixe Binsefuß“ und „Er ist’s“ unmittelbar anmerkte. Carolina Ullrich sang diese Lieder sehr differenziert und klangfarbenreich, wobei sich ihre Gesangsstimme auch voluminös entfalten konnte. Felix Weingartner war der Nachfolger Gustav Mahlers an der Wiener Hofoper. Als Dirigent wurde er genauso geschätzt wie als begabter Komponist. Aus seinen „Frühlings- und Liebesliedern“ op. 41 aus dem Jahre 1906 erklangen „Zitronenfalter im April“, „Jägerlied“ und „An die Geliebte“. Werner Güra interpretierte diese Lieder voller Emphase und chromatischen Finessen. Bei „An die Geliebte“ kam es zu einer an Richard Wagner gemahnenden, gewaltigen dynamischen Steigerung. Von dem aus der Schweiz stammenden Komponisten Othmar Schoeck sang Carolina Ullrich höchst sensibel die Lieder „Widmung“, „Mein Fluss“ und „Auf einen Klavierspieler“.  Hier spürte man die Einflüsse Alban Bergs sehr deutlich, wobei die Ekstase des Ausdrucks hervorstach. Der gemeinsame Strom der endlosen Wandlung zeigte sich ebenso bei Werner Güras Wiedergabe der Schoeck-Lieder „Lose Ware“ und „Ritterliche Werbung“. Arthur Honegger, Darius Milhaud und Francis Poulenc standen hier versteckt ebenfalls Pate. Zarte Linienkunst und besessener Rhythmus wechselten sich in reizvoller Weise ab. Die Besinnung auf den französischen Geist wurde durch harmonische Vielschichtigkeit ergänzt. Zum Abschluss sang Carolina Ullrich vertonte Mörike-Gedichte von Hugo Wolf mit beseelter Ausdruckskraft. Ausdruckssteigerung und chromatische Differenzierung vereinigten sich. Ekstatische Momente wurden durch intimes Pathos erweitert, was bei den Nummern „Er ist’s“, „Elfenlied“, „Lied vom Winde“, „Gesang Weyla’s“, „Nixe Binsefuß“ und vor allem „Die Geister am Mummelsee“ in geheimnisvoller Weise hervorleuchtete. Werner Güra gelang es ebenfalls, den Geheimnissen der Klangsprache Hugo Wolfs auf die Spur zu kommen. So interpretierte er vor allem „Der Genesene an die Hoffnung“ sehr abgerundet und feinnervig. Das Wortgefüge wurde so auf eine höhere Ebene des Ausdrucks gehoben. Dies zeigte sich auch bei den weiteren Liedern „Begegnung“, „Nimmersatte Liebe“, „Auf eine Wanderung“, „In der Frühe“, „Denk es o Seele“ und „Lebe wohl“. Die letzte Nummer war in seiner Wiedergabe besonders ergreifend. Tiefer Ernst paarte sich manchmal mit feinem Humor. Überhaupt hinterließen die Wolf-Lieder an diesem Abend den stärksten Eindruck. 

Alexander Walther      

 

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