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STUTTGART/ Staatsgalerie: „RITTERSMANN ODER KNAPP“. GALERIEKONZERT MIT KONSTANTIN KRIMMEL und MARCELO AMARAL

31.03.2022 | Konzert/Liederabende

Galeriekonzert mit Konstantin Krimmel und Marcelo Amaral bei der Internationalen Hugo-Wolf-Akademie am 30. März in der Staatsgalerie/STUTTGART

Farbige Klangwelten

Kontrastierende Dynamik wurde sehr einfühlsam bei den beiden Liedern „Der Pilgrim D 794“ (Schiller) sowie „Der Taucher“ D 77 (Schiller) von Franz Schubert mit den beiden Solisten Konstantin Krimmel (Bariton) und Marcelo Amaral (Klavier) herausgearbeitet. Insbesondere die thematischen Strukturen verbanden sich in geheimnisvoller Weise mit den gesanglichen Verbindungslinien. Beim „Taucher“ wurden der schurkische Tyrann und die hübsche und mitfühlende Prinzessin ebenso lebendig wie Wasserwirbel und Seeungeheuer. Die unruhige Harmonik der Klavierbegleitung spornte Konstantin Krimmel zu immer neuen gesanglichen Höhenflügen an.

Ein Höhepunkt dieses Liederabends waren jedoch die Lieder von Carl Loewe, der schon von keinem Geringeren wie Robert Schumann immer wieder gelobt wurde. Die Balladen Loewes folgen der durchkomponierten Form. Die Lieder besitzen dagegen eine schlichte, meist strophische Form. Manchmal werden ihnen auch Banalitäten und Sentimentalitäten vorgeworfen. Gerade diese Schwächen verhinderten die beiden gut aufeinander abgestimmten Solisten Konstantin Krimmel und Marcelo Amaral. Der Ausgleich zwischen musikalischer Formbildung und abwechslungsreichen musikalischen Schilderungen  sowie dramatischer Spannung trat bei „Herr Oluf“ op. 2/2 (Herder) sehr deutlich hervor. „Odins Meeresritt“ op. 1 gewann mit seiner düsteren Atmosphäre bei Konstantin Krimmel und Marcelo Amaral eine immer größere Intensität. In einer Sturmnacht klopft es an die Tür Meister Olufs auf Helgoland. Als er sein Pferd  beschlagen will, vollzieht sich ein Wunder – und er kann es plötzlich mit Leichtigkeit besteigen. Hier gelingt es Loewe ausgezeichnet, den Klangfarbenreichtum und die harmonische Vielfalt seiner Komposition zu beschwören. Und auch Konstantin Krimmel und Marcelo Amaral arbeiteten den aufwühlend-leidenschaftlichen Impetus dieser Musik glänzend heraus.

Die farbigen Klangwelten triumphierten aber auch bei weiteren Loewe-Liedern wie „Der Junggesell“ (Pfizer), „Mädchen sind wie der Wind“ op. 9 H. 6 Nr. 4, „Hinkende Jamben“ op. 62 H. 1 Nr. 5 (Rückert) oder „Kleiner Haushalt“ op. 71 (Rückert). Rein klangliche Höhepunkte waren ferner „Geisterleben“ op. 9 H. 1 Nr. 4 (Uhland) sowie „Der du von dem Himmel bist“ op. 9 H. 1 Nr. 3b (Goethe).  Dabei spürte man dann auch den Einfluss Carl Loewes auf das Liedschaffen späterer Generationen bis hin zu Gustav Mahler. Als Zugaben folgten noch  Die Uhr“ von Carl Loewe und „Willkommen und Abschied“ von Franz Schubert. Verhaltenheit, Ironie und Poesie lebten dabei ansprechend auf.  Begeisterter Schlussapplaus. Das Motto „Rittersmann oder Knapp“ wurde voll erfüllt.

Alexander Walther

 

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