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STUTTGART/ Schauspielhaus: RONJA RÄUBERTOCHTER von Astrid Lindgren. Premiere

13.11.2023 | Theater

Premiere „Ronja Räubertochter“ von Astrid Lindgren am 12. November 2023 im Schauspielhaus/ STUTTGART

Zum Schluss ein Happy End

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Svent Prietz, Sebastian Röhrle, Anne-Marie Lux. Foto: Björn Klein

 „Ronja Räubertochter“ ist sicherlich eine der beliebtesten Geschichten von Astrid Lindgren. Das 1981 erschienene Kinderbuch wurde ein Welterfolg. Fantastische Motive im Sinne der nordischen Volkssagen blitzen auch in dieser Vorstellung auf. In der rasanten Inszenierung von Sophia Bodamer (Bühne: Prisca Baumann; Kostüm: Kerstin Grießhaber) steht die Burg inmitten des Mattiswalds im Zentrum des optischen Geschehens. Hier kommt in einer düsteren Gewitternacht die von Anne-Marie Lux burschikos gemimte Räubertochter Ronja zur Welt. Ein Blitz schlägt in die Burg ein und spaltet plötzlich das alte Gemäuer. Das Gebäude ist nun in zwei Hälften geteilt. Und auf dieser Burg lebt die Räuberbande, die von Ronjas Vater Mattis (furios: Sebastian Röhrle) angeführt wird. Ronja wird von dieser Bande beschützt und wächst behütet auf.

Die Aufführung lässt mit Hintersinn deutlich werden, dass jedoch überall Gefahren und Hinterhalte lauern. So hat Ronja auch Angst, eines Tages in den Höllenschlund zu fallen. Ihre von Marietta Meguid facettenreich gemimte Mutter Lovid kann ihr diese Angst ebenfalls nicht nehmen. In witzigen Dialogen und mit sarkastischer Situationskomik laufen dabei die einzelnen Szenen ab. Blutrünstige Druden, Rumpelwichte und tückische Graugnome machen die Gegend immer wieder unsicher. Ronja freundet sich mit Birk an, dem Sohn von Borka, der von Noah Baraa Meskina mit starker darstellerischer Präsenz verkörpert wird. Borka ist allerdings der Erzfeind von Ronjas Vater, was die Inszenierung für die Kinder packend herausarbeitet. Die Borkabande hat sich einfach in der anderen Hälfte der Burg eingenistet.  Ronja bezeichnet den Räubersohn Birk als „Hosenscheisser“, der sich davon aber nicht unbedingt beeindrucken lässt.  Die Freundschaft zwischen Ronja und Birk bleibt nicht lange unentdeckt – vor allem Ronjas Vater Mattis ärgert sich darüber. Ronja und Birk fliehen in den Wald, um dem Zorn der Eltern zu entkommen. Doch hier geraten beide in Streit – und Ronja verlässt Birk wutentbrannt. Im Wald herrscht darüber hinaus keine richtige Sicherheit. Schließlich treffen der von Reinhard Mahlberg burschikos gespielte Borka als Vater von Birk sowie der Räuberhauptmann Mattis aufeinander und es entbrennt ein heftiger Zweikampf, der mit Schwertern ausgefochten wird. Aus diesem Zweikampf geht Mattis schließlich als Sieger hervor. Trotzdem entschließen sich die beiden Räuberfamilien letztendlich, ihr Zusammensein ausgiebig zu feiern.  Und es kommt natürlich auch zur Versöhnung von Ronja und Birk. Beide sind bereit, mit dem Einverständnis ihrer Eltern im Frühling die Burg zu verlassen und wieder in der Bärenhöhle zu leben.  Ronja hält genausowenig vom Räuberhandwerk wie Birk.

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Anne-Marie Lux, Noah Baara Meskina. Foto: Björn Klein

Alle Darsteller verdeutlichen die seelische Verletzlichkeit dieser Räuber. Dass Astrid Lindgren hier den klassischen Räuberroman parodiert, lässt die suggestive Inszenierung von Sophia Bodamer deutlich werden. Männliche Kraftmeierei wird ad absurdum geführt. Anders als in Shakespeares „Romeo und Julia“ gibt es für die platonisch liebenden Protagonisten Ronja und Birk ein Happy End. Das Werk ist auch schon als feministische Utopie gedeutet worden, sogar Motive aus Gottfried von Straßburgs „Tristan und Isolde“ klingen an. Besonders gut dargestellt wird ferner, dass Mattis an der Trennung von seiner Tochter fast zerbricht, die er zuvor verstoßen hat. In weiteren Rollen überzeugen bei dieser Aufführung Svent Prietz als Mattis-Räuber und Glatzen-Per, der in einer ergreifenden Szene stirbt. Weiterhin gefallen Katharina Hauter als Birks Mutter Undis sowie als Wilddrude, Rumpelfrau und Graugnom. Reinhard Mahlberg fesselt zudem als Rumpelmann und Graugnom. Die Musik von Marcus Thomas fängt die refrainartigen Liederfolgen in passender Weise ein.

So gab es zuletzt viel Jubel und Applaus für diese gelungene Aufführung.

Alexander Walther

 

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