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STUTTGART: ROMEO UND JULIA

Mit einem Liebespaar der mittleren Reife

15.12.2018 | Ballett/Performance


Im Liebesglück:  Miriam Kacerova (Julia) und David Moore (Romeo). Copyright: Stuttgarter Ballett

Stuttgarter Ballett

„ROMEO UND JULIA“ 13.12.2018 – mit einem Liebespaar der mittleren Reife

Keine Rollendebuts, aber ein Paar-Debut war nach einer Schulvorstellung an diesem Abend erstmals für das erwachsene Publikum zu erleben. Miriam Kacerova und David Moore gehören zum derzeit etwas schwach bestellten Feld der mittleren Jahrgänge zwischen den jugendlichen Aufsteigern und den ausgereiften Kammertänzern und bringen beide schon etwas Rollenerfahrung mit anderen Partnern mit und haben hier nun die Gelegenheit ihre Interpretationen zu variieren und gleichzeitig auszubauen.

Die Slowakin ist eine Julia, die vom ersten Auftritt an mit ihren tief leuchtenden Augen die Bühne erfüllt und ihre erwachende Liebe mit mädchenhafter Freude auslebt, gepaart mit einer ganz klaren Linie und Anmut in der Phrasierung ihres Körpers. In der Fortdauer der schwer geheim zu haltenden Liebe zu Romeo erwächst sie zu einer jungen Frau, die im Bewusstsein ihrer vorerst letzten gemeinsamen Nacht Angst und Mut zur Standhaftigkeit gleichermaßen  mitschwingen lässt.  Strahlende  Zuversicht legt sie nach anfänglichen Bedenken in die Verheißungen Pater Lorenzos (Cedric Rupp) nach der Einnahme eines todesähnlichen Schlaftrunkes und fängt diese mimisch gleichermaßen fordernden Abschnitte in natürlicher Darstellungsgabe ohne Zuflucht zum Pathos ein.

Moores Romeo ist ein grundsätzlich nachdenklicher junger Mann, dessen Liebesglück oft eher verhalten als schwärmerisch in seinem Gesicht zu lesen ist. Dennoch verkörpert er einen anfangs recht unbeschwerten Grafensohn, der sich durch die Herausforderungen des gegnerischen Hauses Capulet in Gestalt des wieder seine Angriffslust nur mühsam beherrschenden Roman Novitzky als Tybalt zum ernsten mit sich ringenden Liebhaber entwickelt. Bemerkenswert wie immer ist die Gewissenhaftigkeit, mit der der Brite die Choreographie Crankos nachvollzieht, ob in Details technischer oder spielerischer Natur. Die Drehsprünge sitzen da genauso gut wie die Jambes rondes , die Hebungen in gleichem Maße wie der noble Port de bras.


Spannende Konflikte: v.l. Louis Stiens (Benvolio), Roman Novitzky (Tybalt) und Marti Fernandez Paixa (Mercutio) mit Ensemble. Copyright: Stuttgarter Ballett

Louis Stiens ist ein insgesamt mehr düster komödiantischer Benvolio, ohne der Rolle den gewissen Kick im Freundes-Trio schuldig zu bleiben, welches wiederum von Marti Fernandez Paixa als diesmal eine Spur zu ausgelassenem Sturm- und Drang-Mercutio ergänzt wird.

Agnes Su, Veronika Verterich und Elisa Ghisalberti sind ein ihren zahlreichen Vorgängerinnen weitgehend ebenbürtiges Zigeunerinnen-Trio, was auch daran liegt, dass in deren temperamentvoll geschnitzten Einsätzen kaum daneben gelangt werden kann.

Unverändert die Besetzung der weiteren Charakterrollen sowie die Leitung des Staatsorchesters Stuttgart durch den umsichtig und konzentriert durch Prokofieffs perfekte Partitur steuernden Gastdirigenten Mikhail Agrest.

 Udo Klebes

   

 

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