Stuttgart: NABUCCO am 25.2.2015
In der Inszenierung von 2013 wurde weitgehend auf ein Bünnenbild verzichtet, und obwohl sich Regisseur Rudolf Frey um eine intensive Personenregie, in die natürlich besonders der Chor in seinen vielerlei Gestalten einbezogen war, kam Verdis früher Opern-Geniestreich eher wie eine oratorische Kirchenoper daher. Der Stoff hat ja auch viel mit Kirche bzw.Religion, also der jüdischen zu tun, und da es im jüdischen Kultus ein Abbildungsverbot Gottes gegeben hat, wollte das Bühnenbildner Ben Baur wohl für den ganzen Nabucco umsetzen. Besonders am Beginn entsteht die Oper auf der ganz leeren Bühne. Zur relativ knappen Ouvertüre, die aber die zwei tollen (Marsch)themen exponiert, entsteht langsam eine Menschenmenge mit ganz individuellen Bewegungen auch der Arme und Hände und in ganz unterschiedlicher jetztzeitiger Alltagskleidung (Silke Willrett und Marc Weeger). Es sind die Israeliten, aber als Jetztvolk, und wachsen nach und nach zu einem Chor zusammen. Später wird Nabuccos Palast nur durch Goldlamettawände dargestellt und ein paar bunte Paravente kommen vor, während beim Gefangenenchor die schwarz gewandeten Hebräer nur mit schwarzen Stühlen hantieren oder sonst händische Zeichen geben. Für Auftritte und Bewegungen kam noch die Choreographin Beate Vollack zum Einsatz.
Die beim frühen Verdi noch sehr blockhaft wirkende, z.T. stark blechbäserdominierte Musik wurde vom Staatsopernorchester unter der Leitung von Simon Hewett elegant und spannend serviert. Wie Leitmotive kommen immer wieder die starken melodischen Erfindungen zum Zug. Die vielfach unterteilten Chöre/Hebräer, Assyrer, Damen- Herrengefolge können sich dabei gesanglich bestens präsentieren (E.: Johannes Knecht) und geben auch szenisch prächtige Bilder ab.
In Nebenrollen kamen Josefin Feiler als Anna und Thomas Elwin als Abdallo zum Einsatz. Als Oberpriester des Baal ist der in weißem Anzug herausgehobene Ashley David Prewett ein großer Manipulator und singt dabei einen markanten Bariton. Der Ismaele des Gergely Nemeti , wie auch einige Chorherren mit Attributen jüdischer traditoneller Kultkleidung, wirkt auf der Bühne wie ein Riese, wobei er fast schon heldentenorale Phrasen verströmt. Diana Haller hat als Fenena ihren Tod schon in Gestalt eines hinabschwebenden Galgenstricks vor Augen, kann diesmal aber durch Intervention ihres Vaters Nabucco gerettet wersden. Leider hat sie nicht so viel zu singen, so dass ihr plastisch angenehmer Mezzo nicht zu vollem Tragen gelangt. Den Zaccaria singt Liang Li mit voluminösen, teils etwas rauhem Baß, während Dimitri Platanias mit wohltimbriertem nicht sehr ausladendem Bariton facettenreich punkten kann und auch spielerisch auf der Höhe ist. Catherine Foster bringt als Abigaille ihren schönen ebenmäßigen Sopran in die auch mit Koloraturen weitgespannte Partie ein und zeigt auch gut, daß sie nicht nur machthungrig, eher manipulierbar ist und bringt, vergiftet, eine anrührende Note ins Schlußensemble ein.
Friedeon Rosén