Studierende der Gesangsklasse Sylvia Koncza in der Stuttgarter Musikhochschule
VIEL SCHWUNG UND RASANZ
„Wenn die Klassik aus der Reihe tanzt…“ am 14. Mai 2018 mit Studierenden der Gesangsklasse Prof. Sylvia Koncza in der Musikhochschule/STUTTTGART
Der Zauber von Arien, Liedern, Tangos und Walzern entwickelte sich dank der begabten Studenten der Gesangsklasse von Sylvia Koncza wie von selbst. Aber die Klassik tanzte eigentlich nicht wirklich aus der Reihe. Maria Wessel (Gesang) und Eberhard Leuser (Klavier) interpretierten „I hate music!“ aus Leonard Bernsteins „A Cycle of Five Kid Songs“ mit rhythmischem Feinschliff. Einflüsse des Jazz und von Copland und Strawinsky waren deutlich herauszuhören. „Och Moder, ich well en Ding han…“ aus „49 Deutsche Volkslieder“ von Johannes Brahms zeigte dank der versierten Sopranistin Mareike Kottmann und ihrer sensiblen Begleiterin Doriana Tchakarova (Klavier) viel Klangfarbenreichtum. „Someone Else’s Story“ (Florence) aus „Chess“ von B. Anderson, T. Rice und B. Ulvaeus mit Inga Hornung (Gesang) und Doriana Tchakarova (Klavier) gewann erstaunliches harmonisches Profil. Mediterrane Grandezza besaß der Sänger Juan Yepes zusammen mit Doriana Tchakarova (Klavier) und David Rodriguez (Violine) bei „Para que recordar?“ und „Bolero“ von Maria Grever im stilvollen Arrangement von Gustavo Yepes. „Lippen schweigen“ (Hanna Glawari, Graf Danilo) aus Franz Lehars Operette „Die lustige Witwe“ gefiel mit Snaebjörg Gunnarsdottir und Juan Yepes aufgrund der reizvoll modernen Tönung der Harmonik. Timo Schlagmüller und Rafael Frank waren als Süffle und Würmchen ein rasantes Duo bei „Ich bin der Prodekan“ aus „Der Vogelhändler“ von Carl Zeller, wo insbesondere die thematischen Verbindungen facettenreich hervorstachen. Eberhard Leuser (Klavier) begleitete die beiden mit prägnanter Anschlagskunst. Als gewiefter Lotterieagent bestach Dennis Marr (Gesang) zusammen mit Eberhard Leuser (Klavier) bei „Was zahlen Sie für einen Rat…?“ aus „Der Silbersee“ von Kurt Weill. Der abwechslungsreiche Verlauf der Handlung wurde flüssig dargestellt. Simon Amend gestaltete das Trinklied „O vin, dissipe la tristesse…“ aus „Hamlet“ von Ambroise Thomas zusammen mit Doriana Tchakarova (Klavier) mit leidenschaftlicher Deklamation und nicht ohne dezentes Pathos. Juan Yepes brillierte dann als gewiefter Figaro mit fulminanten Ostinato-Rhythmen bei „Largo al factotum…“ aus „Der Barbier von Sevilla“ von Gioachino Rossini. Die gelöste Heiterkeit der Opera buffa triumphierte. Mareike Kottmann und Simon Amend (Gesang) gestalteten „Das ist die Liebe…“ (Comtesse Stasi, Graf Boni) aus Emmerich Kalmans „Csardasfürstin“ mit sphärenhafter Leichtigkeit. „Liebe, du Himmel auf Erden“ als Arie der Fürstin Maria Anna Elisa aus Franz Lehars „Paganini“ besaß mit Snaebjörg Gunnarsdottir (Gesang) und Doriana Tchakarova nuancenreiche Empfindungskraft, die sich ständig steigerte. „Volvo“ und „Tango“ von Carlos Gardel im Arrangement von Gustavo Yepes bestach einmal mehr aufgrund der profunden Gesangskunst von Juan Yepes, der zusammen mit Doriana Tchakarova (Klavier) und David Rodriguez (Violine) mit beweglichen Kantilenen agierte. Simon Amend zeigte bei Carl Millöckers „Dunkelrote Rosen“ aus „Gasparone“ zusammen mit Eberhard Leuser (Klavier) weiches Timbre und facettenreiche Gestaltungskraft. Snaebjörg Gunnarsdottir (Sopran) begeisterte zusammen mit Doriana Tchakarova (Klavier) bei „Glitter and be Gay“ (Cunigonde) aus Leonard Bernsteins „Candide“, wobei auch der Zauber des Verismus neben den reizvollen Koloraturen immer wieder hervorblitzte. Snaebjörg Gunnarsdottir und Dennis Marr rissen das Publikum dann bei „Oh happy we“ (Cunigonde, Candide) aus Bernsteins „Candide“ ebenso mit wie das gesamte Ensemble bei „I am easily assimilated“ (Tango Old Lady) aus Bernsteins „Candide“ mit der bewegenden Klavierbegleitung von Doriana Tchakarova und Eberhard Leuser.
Zuletzt flogen die Rosen schwungvoll ins Publikum.
Alexander Walther