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STUTTGART/ Musikhochschule: PREISTRÄGERKONZERT DER INTERNATIONALEN HUGO WOLF-AKADEMIE

25.09.2016 | Konzert/Liederabende

STUTTGART/ Musikhochschule: Preisträgerkonzert der Internationalen Hugo-Wolf-Akademie in der Stuttgarter Musikhochschule

ÖSTERREICH GEWINNT DEN LORBEERKRANZ

  1. Internationaler Wettbewerb für Liedkunst der Hugo-Wolf-Akademie Stuttgart am 25. September 2016 in der Musikhochschule/STUTTGART

    Den ersten Preis beim 10. Internationalen Wettbewerb für Liedkunst Stuttgart gewann das österreichische Duo Ilker Arcayürek (Tenor) und Fiona Pollak (Klavier). Sie überzeugten Jury und Publikum vor allem aufgrund des sensiblen Vortragsstils, der sich schon bei Franz Schuberts „Nachtstück“ glanzvoll offenbarte. Das thematische Gestalten stand vor allem gesanglich stets im Vordergrund. Dynamische Gegensätze wurden einfühlsam ausgelotet. Da tat sich die romantische Unendlichkeit der Klangwelt plötzlich geheimnisvoll auf. Das Träumerisch-Phantastische wurde von Ilker Arcayürek immer wieder facettenreich betont. Dies machte sich ebenso beim harmonisch weiträumigen Poem „Wanderers Nachtlied II“ von Hans Sommer bemerkbar, wo der Tenor insbesondere die lyrischen Sequenzen eindringlich traf. „Der Tambour“, „Anakreons Grab“ und „Der Feuerreiter“ von Hugo Wolf fesselten die Zuhörer bei dieser ungewöhnlich feurigen Wiedergabe mit enormen Ausdruckssteigerungen, die von glühender Chromatik verursacht wurden. Da leistete auch die Pianistin Fiona Pollak Beachtliches. Das Pathos des Intimen herrschte bei Franz Schuberts „Nacht und Träume“ in bewegender Weise vor.

    Der zweite Preis ging an das ebenso begnadete britische Duo Stuart Jackson (Tenor) und Jocelyn Freeman (Klavier). Sie gestalteten Franz Schuberts „Lied eines Schiffers an die Dioskuren“ mit leisen Zwischentönen, aber auch überaus strahlkräftigen Spitzentönen. „Verschwiegene Liebe“ und „Der Gärtner“ von Hugo Wolf gewannen bei dieser Darbietung immer stärkere Intensität und Ausdruckskraft. Vor allem die Zusammenhänge der Motive wurden in feingliedrigen Kantilenen und Arabesken facettenreich unterstrichen. Franz Schuberts „An den Mond“ atmete lyrische Klarheit und beglückende Naturkraft, die auch den kontrapunktischen Verästelungen in mehr als einer Hinsicht gerecht wurden. „Uhland: Das Ständchen“ op. 1/4 von Justus Hermann Wetzel überzeugte bei dieser bewegenden Darbietung aufgrund der deutlichen Anklänge an Johannes Brahms und Hugo Wolf. Der romantische Zauber ließ sich nie verleugnen. Franz Schuberts „Der Fischer“ und Hugo Wolfs „Schlafendes Jesuskind“ und „Storchenbotschaft“ gewannen klanglichen Glanz und emotionale Stärke, die sich immer weiter auffächerten. Hier wuchsen Singstimme und Klavier in bemerkenswerter Weise zusammen und bildeten eine Einheit. Das Beethovensche Vorbild schimmerte durch. Durch Oktaven aufwärtsstürmende Läufe mit starken Erlebnismomenten konnte man nicht vergessen. Alles war in wilder Bewegung, Medianten und Parallelen stachen bedeutungsvoll hervor, Terzenverwandtschaften wurden geheimnisvoll beleuchtet. Stuart Jacksons Tenor überraschte mit sinnlichem Glanz und klaren Konturen.

    Blühende melodische Schönheit prägte ebenfalls die Interpretation der Preisträger des dritten Preises beim Internationalen Wettbewerb für Liedkunst 2016 in Stuttgart. Samuel Hasselhorn (Bariton) aus Deutschland und Renate Rohlfing (USA) begeisterten das Publikum bei Hugo Wolfs „Fußreise“ mit stürmisch-atemlosem Elan und nicht enden wollender Hingabe. „An Sylvia“ von Franz Schubert zeigte viele Geheimnisse der großen, elementaren Musik. Hugo Wolfs „Benedeit die sel’ge Mutter“ aus dem „Italienischen Liederbuch“ bewies einmal mehr tiefe künstlerische Reife. Das Thema erreichte höchste Leidenschaft, die durch alle Kämpfe verzehrender Leidenschaft immer wiederkehrte. Dies ließ der begabte Bariton Samuel Hasselhorn in großartiger Weise deutlich werden. Höhepunkt dieser Wiedergabe war die unheimliche Interpretation von Franz Schuberts berühmtem „Erlkönig“, wo sich die erbarmungslosen Staccato-Attacken auf die Singstimme übertrugen und ein wildes Vibrieren auslösten, das Hasselhorn aber sehr gut zügeln konnte. „Der blinde Knabe“ von Franz Schubert und Hugo Wolfs „Seemanns Abschied“ korrespondierten in ungewöhnlich intensiver Weise mit den gebannten Zuhörern. Einen Sonderpreis als beste Liedpianistin erhielt Renate Rohlfing, aber auch die anderen Pianistinnen wurden an diesem denkwürdigen Abend geehrt.

    Prof. Dr. Hansjörg Bäzner lobte als Vorsitzender des Vorstands der Internationalen Hugo-Wolf-Akademie das ausserordentlich hohe Niveau des diesjährigen Wettbewerbs.  

    Die Preisverleihung erfolgte durch Kammersängerin Birgid Steinberger (Juryvorsitzende) und Hans Georg Koch (Wettbewerbsleiter). 

Alexander Walther

 

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