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STUTTGART/ Musikhochschule: Bachwoche Stuttgart – Abschlusskonzert – Mit jugendlichem Schwung

26.03.2023 | Konzert/Liederabende

 Bachwoche Stuttgart – Abschlusskonzert der Bachwoche Stuttgart in der Stuttgarter Musikhochschule/STUTTGART

Mit jugendlichem Schwung

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Hans Christoph Rademann. Foto: Hochschule für Musik

Die 1733 bis 1738 entstandene Hohe Messe in h-Moll von Johann Sebastian Bach besitzt ebenso viele katholische wie protestantische Züge. Das leugnet Hans-Christoph Rademann als Dirigent des jungen JSB Ensembles nicht. Eine Woche lang konnten sich begabte Musiker bei der Bachwoche Stuttgart 2023 fortbilden. Das Ergebnis war dieses mitreissende Abschlusskonzert voller jugendlicher Schwungkraft. Das  „Kyrie eleison“ setzte als beschwörender Anruf ein – wie unter dem Zwang von Not und Verlassenheit. Dann gab das Orchester die flehende, wie aus Qualen sich emporringende Melodie an, die das Thema der großen Chorfuge war. Diese fünfstimmige Fuge erfuhr immer neue Steigerungen, die zu einem leidenschaftlichen Flehen, Drängen, Bekennen und Bitten führten. Rademann gelang es, diese Passagen mit dem JSB Ensemble packend zu verdeutlichen. Immer dringlicher verdichtete sich das Flehen, steigerte sich zu geradezu ekstatischer Inbrunst des „Ich lasse dich nicht, du segnest mich denn“. Hier wendete sich Bach in ganz anderen Tönen an seinen Heiland und Erlöser. Das bezeugten auch  die wunderbaren Gesangssolisten aus den Meisterklassen Dame Emma Kirkby (Sopran), Alex Potter (Alt), Marie Henriette Reinhold (Alt), Scot Weir (Tenor) und Peter Harvey (Bass). Der Sopran sang das „Christe eleison“ in freudiger Zuversicht. Das Bewusstsein, dass Christus der Mittler der Menschen bei Gott ist, wurde dabei befreiend in Erinnerung gerufen. Und Hans-Christoph Rademann hatte sein Ensemble gut im Griff.  Das folgende „Kyrie eleison“ klang viel ruhiger und gefasster. Wie eine blendende Lichtflut brach das  überwältigende „Gloria“ herein, gleißend schmetterten die Trompeten das jubelnde Chorthema des „Gloria in excelsis deo“ vorweg. Immer neu entzündete sich der majestätische Lobgesang. Der Solo-Alt stimmte das „Laudamus te“ zur Begleitung der Solo-Violine sehr persönlich an. Die Sphäre des Erhabenen setzte sich immer mehr durch. Sopran und Tenor vereinigten sich beim Anruf „Domine Fili unigenite“. Gedämpfte Streicher und die Flöte unterstrichen passend das Lieblich-Erdentrückte. Der anmutige Klang der Oboe d’amore begleitete die Alt-Arie „Qui sedes ad dextram Patris“. Und die Bassarie „Quoniam tu solus sanctus“ wirkte sehr konzertierend-virtuos. Insbesondere der Credo-Teil gelang Hans-Christoph Rademann mit dem Ensemble sehr bewegend und  überzeugend. Die gregorianische Weise „Credo in unum deum“ prägte sich tief ein.  Hier wurde das Mysterium der Dreieinigkeit glanzvoll beschworen. Bach schichtete darüber überaus kunstvoll mit fünf Chor- und zwei Violinstimmen eine Fuge auf, die Rademann mit dem Ensemble präzis herausarbeitete. Die Wucht und mystische Erhabenheit des Glaubensbekenntnisses kam so leuchtkräftg zum Vorschein. Sehr bildhaft vertonte Bach das „Et incarnatus est“. Auf das kaum bewegte Bassfundament senkten sich die Melodielinien der Streicher und des Chores in geheimnisvoller Weise herab. Diese Passage gelang Rademann mit dem JSB Ensemble ausgesprochen fesselnd. Der „Crucifixus“-Chor bewegte sich im chromatischen Quartfall im Basso ostinato. Über der 13maligen Wiederholung erhoben sich die flehenden Chorstimmen. Die großen Linien über ein frei erfundenes Thema betonte Rademann mit dem JSB Ensemble ausgesprochen nuancenreich. Es kam zu gewaltigen dynamischen Steigerungen, die Hans-Christoph Rademann mit Magie beschwor. Machtvoll und festlich verkündete dann der „Sanctus“-Chor Gottes Majestät und Herrlichkeit, die in eine Jubel-Ekstase mündete. Das „Osanna“ mit seinem machtvollen Doppelchor wurde zum zentralen Erlebnis. Still und gefasst ließ die Alt-Arie „Agnus dei“ den Schmerz um das „Lamm Gottes“ mitklingen. Von den Instrumentalsolisten sind insbesondere noch Xenia Löffler (Holzbläser), Hans-Martin Rux-Brachtendorf (Pauken), Stephan Mai (Violine und Viola) und Joseph Crouch (Violoncello, Continuo) zu erwähnen.

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Foto: Hochschule für Musik

Großer Jubel im Konzertsaal.

Alexander Walther

 

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