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STUTTGART/ Musikhochschule: 13. Preisträgerkonzert der Internationalen Hugo-Wolf-Akademie

26.09.2022 | Konzert/Liederabende

13. Preisträgerkonzert der Internationalen Hugo-Wolf-Akademie am 25.9.2022 im Konzertsaal der Musikhochschule/STUTTGART3

Bewegende Gesangskultur

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1. Preis: Keval Shah (Klavier) und Theodore Platt (Bariton). Foto: Reiner Pfisterer

Wieder konnte man ein bemerkenswertes Preisträgerkonzert beim 13. Internationalen Wettbewerb für Liedgesang in der Stuttgarter Musikhochschule hören. Den dritten Preis erhielten der aus China stammende Tenor Zhuohan Sun sowie die einfühlsame japanische Pianistin Yuriko Watanabe. Mit hellem Timbre und leuchtkräftigen Spitzentönen interpretierte Zhuohan Sun zunächst „Who is Silvia“ op. 18/2 von Gerald Finzi, wo er die thematischen Verbindungslinien klangschön herausarbeitete. „Ganymed“ von Hugo Wolf überraschte dann mit feinen chromatischen Spannungen, die sich auch wieder lösten. Opulente harmonische Kraft besaß anschließend „Lerchengesang“ op. 70/2 von Johannes Brahms. Das Duo überzeugte aber auch mit bewegender gesanglicher und klanglicher Schlichtheit bei „Wie Ulfru fischt“ D 525, „Herbst“ D 945 sowie „Die Mutter Erde“ D 788  von Franz Schubert und bei Hugo Wolfs Liedern „Der Jäger“, „Der Musikant“ und „Seemanns Abschied“. Die ekstatischen Steigerungen wirkten hier dynamisch klug aufgebaut. Das Pathos des Intimen triumphierte in geheimnisvoller Weise.

Den zweiten Preis erhielt der österreichische Bass-Bariton Alexander Grassauer sowie Mauro Filippo Zappala (Klavier) aus Italien. Hier faszinierte vor allem die authentische Interpretation der beiden Lieder „Fahrt zum Hades“ D 526 sowie „Gruppe aus dem Tartarus“ D 583 von Franz Schubert, wo der harmonische und thematische Reichtum nur so hervorblühte. Die romantische Unendlichkeit der Klangwelt erfasste Alexander Grassauer immer wieder in vorzüglicher Weise. „An eine Äolsharfe“ op. 19/3 von Johannes Brahms besaß bei der Wiedergabe mit diesem gut aufeinander abgestimmten Duo ebenmäßigen Glanz und formale Leuchtkraft. Der heroische Charakter wurde ebenfalls nicht verleugnet. „Harfenspieler I“, „Harfenspieler II“ und „Harfenspieler III“ von Hugo Wolf überzeugten mit nie nachlassender gesanglicher Spannungskraft und voluminösem Ausdruck. „Abschied“ von Hugo Wolf begeisterte als furiose Abrechnung mit einem Rezensenten, wo das chromatische Blitzlichtgewitter in reizvoller Weise hervorstach.

Den ersten Preis erhielt der britisch-russische Bariton Theodore Platt, der von dem britischen Pianisten Keval Shah in bewegender Weise begleitet wurde. Er gewann sogleich Franz Schuberts Lied „Der Zwerg“ D 771 starke Charakteristik ab. Auch Schuberts „Wanderer an den Mond“ D 870 zeigte bei dieser Wiedergabe enormen Klangfarbenreichtum. Die elektrisierenden Intervallspannungen von „When the Peonies Bloomed“ aus „Six Haiku Kiitsu“ von Vivian Fung gingen bei dieser Interpretation unter die Haut. Auch die beiden Hugo-Wolf-Lieder „Um Mitternacht“ und „Der Tambour“ überzeugten aufgrund der gesanglichen Beweglichkeit von Theodore Platt. „A Temple“ der zeitgenössischen Komponistin Charlotte Bray fesselte mit klarer gesanglicher Diktion und expressiver Klavierbegleitung.  Wunderbar klar in Ausdruck und Form interpretierte Theodore Platt zusammen mit Keval Shah zuletzt „The Crocodile“ von Benjamin Britten, wo atmosphärische Stimmungsbilder von ungewöhnlichem rhythmischen und melodischen Reiz entstanden. Die ironische Mischung von Kontrapunktik und Unterhaltungsstil feierte dabei Triumphe. Und der thematische Komplex erlebte zahlreiche virtuose Abwandlungen. Nach dieser großartigen Wiedergabe folgte noch ergreifend schlicht Hugo Wolfs „Gebet“ als Zugabe.

Die Begrüßung sprach Prof. Dr. Hansjörg Bäzner als Vorsitzender des Vorstandes der Internationalen Hugo-Wolf-Akademie. Er meinte, dass das Lied eine Zukunft habe. Und Dr. Peter Linder von der Peter-Linder-Stiftung gab dann die Verleihung des Prix Helene an die Internationale Hugo-Wolf-Akademie bekannt. Diesen Preis erhielt unter anderem auch schon Anne-Sophie Mutter. Er ist mit 40.000 Euro dotiert. Der Sonderpreis für eine herausragende pianistische Leistung ging an Victoria Guerrero Misas im Liedduo mit Veronika Loy (Sopran) sowie an Katja Maderer (Sopran) und Amadeus Wiesensee (Klavier) für die herausragende Interpretation eines zeitgenössischen Liedes.

Alexander Walther

 

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