Stuttgart/ LiederhalleDas Jommelli Quartett gastierte am 12.6.2020 mit Schuberts „Rosamunde“-Streichquartett im Mozartsaal
Berührender Klangzauber
Wieder überzeugten die Musiker des Staatsorchesters Stuttgart bei einem weiteren „Oper trotz Corona“-Konzert. Das Jommelli Quartett mit Kathrin Scheytt, Marion Schäfer (Violine), Madeleine Przybyl (Viola) und Zoltan Paulich (Violoncello) arbeitete die monumentale Form dieses Streichquartetts Nr. 13 a-Moll op. 29 D 804 „Rosamunde“ sehr plastisch heraus. Dadurch offenbarte sich auch die fast sinfonische Anlage des Werkes. Der Kopfsatz wurde konsequent als klassischer Sonatensatz gestaltet. Auch die zarte Melancholie kam nicht zu kurz. Vor allem die Steigerung des melodischen Bogens erfolgte mit dynamischem Feinschliff. In der Überleitung ragten die Kontraste markant hervor. Das Seitenthema erstrahlte dann in reinstem C-Dur. Der Triller und der synkopische Aufschwung zur Sexte blieben stark im Gedächtnis. Das Hauptthema konnte sich vor allem bei der facettenreich musizierten Durchführung bestens entfalten. Auch das rhythmisierte Begleitmotiv des ersten Themas besaß Klarheit und Formvollendung. Während das Seitenthema sich fast geheimnisvoll nach A-Dur wendete, wandte sich die Coda wieder in sphärenhafter Weise nach Moll.
Und das Jommelli Quartett unterstrich die magischen Momente dieser Musik in bemerkenswerter Art. Das Thema des zweiten Andante-Satzes verwendete Schubert übrigens in seiner Musik zu „Rosamunde“. Lyrischer Ausdruck beherrschte hier stark die zweiteilige Form bei dieser dezenten Wiedergabe. Und die sensible Verbindung zwischen diesen beiden Teilen berührten den Zuhörer ungemein. Die große Terz mutierte hier zum Kernintervall des Themas. Und auch die Coda besaß Reife und Stimmungsdichte. Melancholischer Stimmungszauber beherrschte dann das reizvoll gestaltete Menuett, wobei das A-Dur-Trio schließlich eine erfrischende Ländlerseligkeit besaß. Die atemlose Lebendigkeit des Schluss-Rondos mit seinem kontrastierenden Mittelteil wurde vom hervorragend aufeinander abgestimmten Jommelli Quartett bestens erfasst. Und das triller- und vorschlagdurchsetzte Hauptthema wurde durch einen markant punktierten Rhythmus ergänzt, den das präzis artikulierende Jommelli Quartett sehr ausdrucksstark akzentuierte. Insbesondere der punktierte Rhythmus besaß dabei eine pulsierende Farbigkeit und feurige Glut. Formale Feingliedrigkeit des Ausdrucks und reine Intonation waren die weiteren Vorzüge dieser Interpretation, die insgesamt gesehen doch eher einen nachdenklich-philosophischen Charakter besaß. Harmonische Wendungen und Rückungen traten immer wieder in geradezu sphärenhaften Momenten hervor und berührten den Zuhörer. Das Erbe Joseph Haydns war hier klar und deutlich spürbar.
Herzlicher Schlussapplaus.
Alexander Walther