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STUTTGART/ Liederhalle/ Beethovensaal: Motetten von Johann Sebastian Bach am 26. Oktober 2025

27.10.2025 | Konzert/Liederabende

Motetten von Johann Sebastian Bach am 26. Oktober 2025 im Beethovensaal der Liederhalle/STUTTGART

Großer Klangfarbenreichtum

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Foto: Holger Schneider

Die Motetten von Johann Sebastian Bach zählen heute zu seinen populärsten Werken. Gleich zu Beginn interpretierte die Gaechinger Cantorey unter der inspirierenden Leitung von Hans-Christoph Rademann „Lobet den Herrn, alle Heiden“ BWV 230, wo die kontrapunktischen Sequenzen deutlich herausragten. Diese Vetonung des 117. Psalms bestach bei dieser Wiedergabe mit großem Klangfarbenreichtum. Auch die Sinfonia aus der Kantate „Ich steh mit einem Fuß im Grab“ BWV 156 entfaltete eindringlichen Adagio-Zauber. Ein erster Höhepunkt war dann die Motette „Der Geist hilft unser Schwachheit auf“ BWV 226, die für das Begräbnis des Leipziger Thomasschulkantors Johann Heinrich Ernesti im Jahre 1729 geschrieben wurde. Die vertonten Verse aus dem 8. Kapitel des Römerbriefes  zeigten hier großen Tiefgang. Die drei Abschnitte der Motette konnten sich sehr gut entfalten. Der streng doppelchörige Satz der Einleitung bewies polyphone Durchsichtigkeit und harmonischen Reichtum. Die beiden vierstimmigen Chöre waren gleichberechtigte Partner. Die Doppelchörigkeit wurde dann von einem gewaltigen Fugenthema abgelöst, dessen Intensität Rademann überzeugend betonte.

Auch die Sinfonia aus der Kantate „Am Abend aber desselbigen Sabbats“ fesselte mit harmonischer Vielfalt. Und auch die Motette „Fürchte dich nicht“ BWV 228 faszinierte mit ihrem doppelchörigen Abschnitt der Einleitung sowie der ausgeprägten Vierstimmigkeit und verband die Doppelfuge facettenreich mit den beiden letzten Strophen aus Paul Gerhardts Choral „Warum sollt ich mich denn grämen“. Bei der Motette „Komm, Jesu, komm“ BWV 229 vertonte Bach eine Dichtung von Paul Thymich. Der Autor thematisierte hier das Ende des irdischen sowie die Hoffnung auf das ewige Leben. Das kam bei der tiefsinnigen Wiedergabe Rademanns mit der Gaechinger Cantorey in hervorragender Weise zum Ausdruck. Ein Höhepunkt war ferner die wunderbar klare Interpretation der Motette „Jesu, meine Freude“ BWV 227 mit drei- bis fünfstimmiger Vokalbesetzung. Bach vertonte in seiner Motette sämtliche sechs Strophen des Chorals. Die abwechslungsreich gestalteten Sätze konnten sich überzeugend entfalten. Die Cantus-firmus-Passagen im Vers 5 („Gute Nacht, o Wesen“)  und die Fuge „Ihr aber seid nicht fleischlich“ erstrahlten in lichtem Glanz, der nicht verblasste. Helle Festlichkeit verbreitete dann die Motette „Singet dem Herrn ein neues Lied“ BWV 225 mit der hymnischen Vertonung der beiden Psalmen 149 und 150. Die überwältigende Gottesverkündigung ließ nicht lange auf sich warten. Der Sinfonia aus der Kantate „Ich hatte viel Bekümmernis“ BWV 21 (Adagio assai) entlockte Rademann mit der Gaechinger Cantorey einen geheimnisvollen Klangzauber. Der zweite Satz Largo ma non troppo aus dem Konzert für zwei Violinen in d BWV 1043 überzeugte ebenfalls. Mystische Tiefe und Ruhe ließen diesen Satz entrückt erscheinen, Stimmungsvertiefung führte dabei zu Klang und Erlebnis.

Viele „Bravo“-Rufe!

Alexander Walther  

 

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