Online Merker Logo

Die internationale Kulturplattform

STUTTGART/ Liederhalle/ Beethovensaal: CORNELIUS MEISTER MIT DEM STAATSORCHESTER STUTTGART: BEETHOVENS „FÜNFTE“

13.07.2020 | Konzert/Liederabende

Musikverein - musik-zum-leuchten-bringen
Cornelius Meister. Copyright: Marco Borggreve

Ludwig van Beethovens fünfte Sinfonie am 12.7.2020 mit dem Staatsorchester in der Liederhalle (Beethovensaal) STUTTGART 

Elementares Naturereignis

Cornelius Meister wählte für seine Wiedergabe von Beethovens fünfter Sinfonie in c-Moll op. 67 zügige Tempi und zog sogar Vergleiche mit der „Alpensinfonie“ von Richard Strauss. Was in düsterem c-Moll begann, endete in leuchtkräftigem C-Dur. Alles lief hier mit der elementaren Gewalt eines Naturereignisses ab. Das hohe Ethos wurde durch die Tonsymbole in eindringlicher Weise geprägt. Und die Sinnfälligkeit der einzelnen Themen trat bei der konzentrierten Wiedergabe mit dem Staatsorchester Stuttgart klar hervor. Vor allem die schicksalhafte Wucht des Kopfthemas wurde genau getroffen. Es verstummte selbst dann nicht, als die Violinen seinen schroffen Hornruf auffingen. In Flöten und Klarinetten folgte dann ein weiches Echo. Der elementare Rhythmus setzte sich elektrisierend durch. Der zweite Satz wurde ganz von einem ausdrucksvollen Gesangsthema beherrscht. Da konnte sich das Staatsorchester Stuttgart unter Cornelius Meister weiter profilieren. Im Bass klang noch der schicksalhafte Viererrhythmus nach. Hörner und Trompeten agierten mit reiner Intonation. So entwickelte sich das Motiv strahlend nach oben. Auch den Scherzo-Charakter des dritten Satzes erfasste Meister mit dem Staatsorchester genau. Die Dreiklangstöne im Bass prägten mit ihrer aufsteigenden Folge das Finale. Die Hörner meldeten sich mit schneidender Schärfe im Viererrhythmus. Im Fugato-Stil behauptete sich eine erhaben musizierte Dur-Stimmung. Erstaunlich gut wirkte die weiträumige Akustik, da die Musiker in der Saalmitte musizierten. Und die geheimnisvolle Stimmung des Anfangs kehrte erneut wieder. Nur sehr gedämpft war der unheimliche Rhythmus zu hören. Vor allem die Dur-Ekstase des Finales mit der facettenreichen Fanfare und dem markanten Hörner-Thema riss die Zuhörer unmittelbar mit. Das Fanfaren-Thema im Fagott besaß durchaus spieltechnische Grazie. Und das dynamisch machtvolle Anschwellen des Jubels arbeitete das Staatsorchester Stuttgart prägnant heraus. Manche Details hätten sogar noch präziser musiziert werden können. Insgesamt jedoch hinterließ diese Interpretation einen kompakt-wuchtigen, beglückenden und hervorragenden Eindruck.  

Alexander Walther

 

Diese Seite drucken