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STUTTGART/ Liederhalle/ Beethovensaal. : 6. Staatsorchesterkonzert unter Cornelius Meister

25.05.2025 | Konzert/Liederabende
6. Staatsorchesterkonzert am 25.5.2025 im Beethovensaal der Liederhalle/STUTTGART
 
Jugendliche Schwungkraft
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Cornelius Meister. Foto: Sebastian Mare
 
Sehr jugendlich wirkt Felix Mendelssohn Bartholdys Sinfonie Nr. 1 in c-Moll  op. 11. Sie trägt noch die Handschrift der Streichersinfonien. Und stellenweise blitzt sogar der Einfluss der „Freischütz“-Ouvertüre von Carl Maria von Weber hervor. Streicher, zwei Flöten, Oboen, Klarinetten, Fagotte, Hörner und Trompeten sowie Pauken erhielten bei der kompakten Wiedergabe dieses Werkes mit dem famos musizierenden Staatsorchester Stuttgart unter der Leitung von Cornelius Meister ein ansprechendes Charisma. Mendelssohn Bartholdy hat diese Komposition im Jahre 1824 in großer Geschwindigkeit komponiert. Und bei der Interpretation in der Liederhalle merkte man dem Werk die unglaubliche Rasanz an,  mit der es entstanden ist. Cornelius Meister achtete bei seinem konzentrierten Dirigat auf harmonische Balance. Und das Menuett erinnerte zuweilen an Mozart. Es besaß ungewöhnlich starken rhythmischen Schwung. Als Kompositionsauftrag des Scottish Ensemble  und der Staatsoper Stuttgart erklang als Deutsche Erstaufführung „And At Pains To Temper The Light“ für Streicherensemble (2024) der britischen Komponistin Hannah Kendall. Pizzicato-, Glissando- und Tremolo-Passagen stachen leuchtkräftig hervor. Neben suggestiven Bildern kam in der Wiedergabe durch das Staatsorchester Stuttgart unter der Leitung von Cornelius Meister auch ein afrikanisch-karibisch-europäischer Stil zum Vorschein. Kendall thematisiert bei diesem ungewöhnlich sphärenhaften Werk kulturelle Begegnungen, deren Verlauf vollkommen offen ist. Dreadlock-Manschetten werden  bei einigen Musikern zwischen Steg und Saitenhalter gelegt. Zusammenkünfte von Menschen aus verschiedenen Regionen sollen damit symbolisiert werden. Manschetten und Instrumente trafen einfühlsam aufeinander und erzeugten magisch-transformative Klänge. Am besten gefiel aber die überaus schwungvolle Wiedergabe der Sinfonie Nr. 3 in a-Moll op. 56 „Schottische“ von Felix Mendelssohn Bartholdy. Hier wuchsen die Musiker des Staatsorchesters nämlich ganz zusammen.  Auf einer Reise in Schottland im Jahre 1829 empfing Mendelssohn Bartholdy die Eindrücke, aus denen sich die „Schottische Sinfonie“ formte. Wie eine schwermütige Erinnerung an die unglückliche Maria Stuart mutete sogleich die Einleitung mit ihrer stimmungsvollen Melodie an. Ihre Substanz klang auch in dem schlicht-elegischen Hauptthema wider, das leise, wie verschleiert, das Allegro un poco agitato eröffnete und später stimmungsvolle lyrische Gedanken einbezog. Reich an Feinheiten, schien die Durchführung sich bei dieser Intepretation dann leidenschaftlich-unruhig zu verdüstern, doch klärte sich das Geschehen schließlich im Fluss der Lyrik. Den versöhnlichen Ausklang bildete wieder die intensiv musizierte Einleitungsmelodie mit ihrer wilden Wehmut. Als helles, lustiges Stimmungsbild folgte das Scherzo Vivace non troppo, ein buntes Farbenspiel mit schottischen Melodien. Friedlich und gelöst trug das Hauptthema des Adagio den warmen, weichen Wohllaut dieses Satzes, dem der trauermarschartige Rhythmus des düsteren zweiten Themas wirkungsvoll zu einem dramatischem Stimmungswechsel verhalf. Das zweiteilige Finale Allegro vivacissimo begann mit einem markant gebauten, marschartigen Thema, dessen energischer Schwung oft in elegische Lyrik mündete. Eine offenbar kriegerische Erinnerung beherrschte dann den zweiten Teil Allegro maestoso assai, wo ein triumphierendes Thema tönende Gestalt annahm. Der Satz endete prunkvoll und energisch. Viele „Bravo“-Rufe im Beethovensaal!   
 
Alexander Walther

 

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