Beethovens achte Sinfonie mit dem Staatsorchester unter Cornelius Meister am 24. Juli 2020 in der Liederhalle/STUTTGART
Ungetrübte Heiterkeit
Geistvolles Musizieren stand im Mittelpunkt der interessanten Interpretation von Ludwig van Beethovens achter Sinfonie in F-Dur op. 93 mit dem Staatsorchester Stuttgart unter Cornelius Meister. Diese Sinfonie war übrigens zu Beethovens Zeiten verkannt, was nicht verwundert, denn sie weist vor allem im rasanten Finale stark in die Moderne. Nicht umsonst begrüßte Gustav Mahler seine Freunde mit dem erfrischenden Eröffnungsthema. Festliche Heiterkeit atmete auch das einprägsame Eröffnungsthema des Kopfsatzes mit dem Staatsorchester unter der elektrisierenden Leitung von Cornelius Meister, der die thematischen Zusammenhänge konzentriert erfasste. Töne kräftigen Übermuts ließen sich dabei nicht verleugnen. Als Seitenthema meldete sich sodann ein fast zärtlicher Ländler, der sich schon in den tiefen Takten des Kopfthemas ankündigte. In ständig wechselnden klanglichen Kontroversen wurden die Gedanken in der Durchführung in spannender Weise ausgespielt. Triumphal zogen die Themen in der Reprise vorüber und mündeten in eine herrliche Apotheose. Der zweite Satz Allegretto scherzando besaß bei dieser Wiedergabe facettenreiche Ironie und feinen Humor. In tickender Monotonie klopften die Bläser den Takt zu der zierlich-anmutigen Melodie, die die Violinen graziös anstimmten und die Bässe in fulminanter Weise aufnahmen.
Der Wechsel der Klangfarben beeindruckte hier das Publikum nachhaltig. Die Melodie besaß ausdrucksvolle Intensität. Das Menuett des dritten Satzes beschwor dann Ländlerklänge aus dem Wienerwald in biedermeierlicher Weise und im Stil des Altmeisters Haydn, die Cornelius Meister aber nicht übermäßig hervorhob. Die größte und beste Wirkung wurde bei dieser bewegenden Interpretation mit dem Staatsorchester Stuttgart unter Cornelius Meister im funkensprühenden Finale Allegro vivace erzielt, dessen eigensinnige Sprünge sich tief ins Gedächtnis einbrannten. Hier entfesselte sich Beethovens Humor bis zur Wildheit. Leise jagte das Thema zunächst daher, bis es aufpeitschend ins volle Orchester überging. Urtriebhafte Gewalt und dämonischer Elan ließen sich dabei nicht mehr bremsen. Vor allem die kunstvolle Entwicklung wurde bis zum ekstatisch hochgetriebenen Schluss konsequent betont. Ungetrübte Heiterkeit trug aber den Sieg davon und beendete schwungvoll den Beethoven-Zyklus des Staatsorchesters.
Alexander Walther