7. Kammerkonzert des Staatsorchesters „Zwischen Wien und Budapest“ am 16.4.2025 im Mozartsaal der Liederhalle/STUTTGART
Spätromantischer Zauber
Nach der Uraufführung seines Bläserquintetts in Es-Dur im Jahre 1784 im Wiener Burgtheater berichtete Wolfgang Amadeus Mozart seinem Vater Leopold von dem „ausserordentlichen beyfall“, den dieses Werk erhielt. Dass dies wohl zurecht geschah, demonstrierten die Musiker des Staatsorchesters Stuttgart. Polina Jakovleva (Klavier), Ivan Danko (Oboe), Stefan Jank (Klarinette), Philipp Römer (Horn) und Sebastian Mangold (Fagott) betonten die ebenmäßige Intonation und arbeiteten viele Details präzis heraus. Die subtile klangliche Balance blieb hier jedenfalls immer gewahrt. Die Klangfarben der Blasinstrumente blitzten immer wieder in reizvoller Weise hervor. Als Tutti verfügten die vier Bläser über mehr Klangpracht als die drei Streicher, die Farben mischten sich auch sehr gut mit dem Klavier. Das konzertante Element triumphierte in heftigem Wettstreit in diesen drei atemlos musizierten Sätzen. Prachtvoll öffnete sich das Largo vor dem ersten Sonatensatz mit seiner knappen Durchführung. Im zarten Dezimenduett von Oboe und Fagott entspann sich reizvoller filigraner Zauber, der nicht enden wollte. Die sphärenhafte Klangpoesie des B-Dur-Larghettos wurde ebenfalls in ausgezeichneter Weise erfasst. Chromatisch-modulatorische Trübungen stachen vor dem Wiedereintritt des Hauptthemas hervor. Die Spielfreude brach dann im ausgelassenen Rondo-Finale voll aus. Die Behandlung der diatonischen Reihe führte bei Bela Bartok zur Befreiung von der Dur-Moll-Skala mit ständigen Taktwechseln und facettenreichen metrischen Verschiebungen. Das zeigt sich auch bei den Rumänischen Volkstänzen, die Julia Köhl (Flöte) und Johannes Walter (Marimbafon) gemeinsam in einfühlsamer Weise präsentierten. Diese „Rumänischen Volkstänze“ hat Bartok in Siebenbürgen gesammelt und veröffentlicht. Im Jahre 1988 hat der US-amerikanische Komponist Arthur Levering eine Transkription für Flöte und Gitarre erstellt, auf der die im Mozartsaal präsentierte Fassung mit Flöte und Marimbafon basiert. Überraschend als Spätromantiker präsentierte sich Bela Bartok bei seinem im Jahre 1904 komponierten Klavierquintett in C-Dur, wo im zweiten und dritten Satz aber Bartoks Eigenheiten deutlich hervorblitzen. 1902 hatte Richard Strauss übrigens in Budapest seine Tondichtung „Also sprach Zarathustra“ dirigiert und der junge Bartok war davon sehr beeindruckt. Einflüsse davon zeigen sich im Klavierquintett. Auch Johannes Brahms ist zu spüren. Ungarische Volksmusik dominierte in der elektrisierend dargebotenen Melodie des Scherzos. Die charakteristischen Merkmale seines späteren Stils traten auch in den feurigen Rhythmen hervor! Zuletzt imponierte eine großartig musizierte Fugenentwicklung neben den großen klangfarblichen Veränderungen. Pizzicati-Sequenzen lockerten das harmonische Gebilde weiter auf. Lilian Heere (Violine), Nicola Lolli (Violine), Alexander Akimov (Viola), Zoltan Paulich (Violoncello) sowie Julia Brusentsova (Klavier) hatten bei dieser Wiedergabe auf jeden Fall Paprika im Blut! So konnte man gut nachvollziehen, wie geschickt Bartok im Laufe eines Satzes immer tiefer in den melodischen, rhythmischen und harmonischen Kern einer jeden Weise eindrang. Träumerisch-sinnende Melodik kam so ebenfalls nicht zu kurz. Klang und Rhythmus flossen ganz zusammen. Begeisterter Schlussapplaus für diesen reizvollen musikalischen Ausflug von Wien nach Budapest.
Alexander Walther