6. Sinfoniekonzert des Staatsorchesters Stuttgart unter Cornelius Meister im Beethovensaal der Liederhalle
Spieltechnische Rasanz
Cornelius Meister. Foto: Sebastian Mare
Ein abwechslungsreiches Programm präsentierte das Staatsorchester Stuttgart unter der inspirierenden Leitung von Cornelius Meister im Beethovensaal der Liederhalle. Gleich zu Beginn überzeugte die feurig-graziöse Interpretation der Sinfonie Nr. 9 C-Dur KV73/75a von Wolfgang Amadeus Mozart. Die individuelle Klangsprache stach hier deutlich hervor. Opern-Assoziationen ergaben sich dabei wie von selbst. Das stürmisch musizierte Allegro besaß hier einen elektrisierenden Durchführungsteil. Im Andante dominierte dann das reizvolle Frage- und Antwort-Spiel zwischen den Streichern und Flöten. Filigran wurde auch das sphärenhaft leicht daherkommende Menuett interpretiert. Das Allegro molto als Finalsatz fesselte als bewegend musiziertes Rondo, dessen Moll-Ritornell besonders gefiel.
Die begabte junge Stuttgarter Geigerin Mira Foron stand dann im Mittelpunkt des Konzerts für Violine und Orchester Nr. 1 in a-Moll op. 77 von Dmitri Schostakowitsch, dessen elegische Melodien bei dieser Wiedergabe besonders positiv auffielen. Das Staatsorchester Stuttgart begleitete die Solistin unter Cornelius Meister höchst einfühlsam. Das Nocturne im ersten Allegro-Satz faszinierte als berührendes Nachtstück mit bedrohlichen Klängen, wobei sich die Intensität von Mira Forons Violinspiel ständig steigerte. Im zweiten Scherzo-Satz verdichteten sich die Klangflächen, wobei die Violine energisch die Führung übernahm. Dies war auch bei der anschließenden Passacaglia des dritten Satzes der Fall, wo sich die Kadenz besonders intensiv einprägte. Und die finale Burlesque besaß strettahafte Brillanz und mitreissenden spieltechnischen Zugriff. Mira Forons Spiel begeisterte mit ausgelassen-überwältigender Virtuosität und elektrisierendem Feuer. Die Kühnheiten der Harmonik und die rhythmische Stoßkraft faszinierten die Zuhörer. Als Zugabe spielte sie noch das bewegende Adagio aus der Violin-Solosonate Nr. 1 von Johann Sebastian Bach. Vorhaltbildungen und Akkorde wirkten dabei als ruhende Pole.
Zum Abschluss überzeugte die dezente Wiedergabe der Sinfonie Nr. 5 in F-Dur op. 76 von Antonin Dvorak, wo das Staatsorchester Stuttgart unter Cornelius Meister das tönende Naturidyll und die frohen Tanzweisen beschwor. Auch die melancholischen Stimmungen des zweiten Satzes wurden behutsam hervorgehoben. Im ersten Satz gipfelte der Ausflug ins Grüne in den erfrischend gespielten Signalen von Klarinetten und Flöten. Die böhmische Tanzweise konnte sich als Hauptthema hier voll entfalten. Der zweite Andante-Satz beeindruckte vor allem mit seinem schwermütigen ersten und gelösten zweiten Thema. Und das Scherzo schloss sich mit dem Überleitungs-Rezitativ schwungvoll an. Der großartig-heldenhafte Aufschwung des Finalsatzes ging ebenfalls nicht verloren. Seine zunächst schwankende Stimmung gipfelte in einer hymnischen Schlusssteigerung.
Alexander Walther