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STUTTGART/ Liederhalle: 4. Kammerkonzert des Staatsorchesters „Souveniers“ im Mozartsaal

19.12.2024 | Konzert/Liederabende

Stuttgart/ Liederhalle: 4.Kammerkonzert des Staatsorchesters „Souveniers“am 18.12.2024 im Mozartsaal der Liederhalle/STUTTGART 

Große rhythmische Energie

Beim 4. Kammerkonzert des Staatsorchesters brillierten zunächst Elena Graf (Violine), Daniel Schwartz (Viola) und Philipp Körner (Violoncello) bei Franz Schuberts unvollendet gebliebenem Trio B-Dur für Violine, Viola und Violoncello, wobei sich hier schon der typische Tonfall des späteren Meisters zeigt. Bedrich Smetana blickt in seinem  ersten Streichquartett in e-Moll aus dem Jahre 1876 auf sein Leben zurück. Er beschreibt glückliche Momente seiner Kindheit und Jugend, aber auch die Tragödie seiner beginnenden Taubheit. Der jubelnde Satz des Finales bricht hier jäh ab – Tremolo- und Pizzicato-Passagen untermalen grell den erschütternden Beginn des Gehörleidens. Thomas Bilowitzki und Annette Köhler (Violine), Jan Melichar (Viola) und Laurens Groll (Violoncello) arbeiteten die resignativen und  melancholischen Passagen dieses ungewöhnlichen Schlussbildes sehr bewegend heraus.  Die Liebe zur Kunst wollte Smetana hier ebenfalls eindringlich verdeutlichen, was bei der ausgefeilten Interpretation auch überzeugend hervorstach. Dynamische Stimmungsgegensätze zeigten dabei eine große Wirkung, die nicht nachließ. Die Sonatensatzform wurde in ihrer Struktur voll erfasst. Das erste Thema  erklang in der Bratsche voll entschlossen, Quint- und Sextmotiv steigerten sich so konsequent. Das zweite „dolcissimo“-Thema wog sich fast geheimnisvoll mit lyrischen weichen Bögen im E-Dur-Seitenthema. Die chromatische Rückführung zur Moll-Tonika ergriff die Zuhörer unmittelbar. Als klassisches Scherzo erschien der zweite Satz sehr erfrischend. Auch das graziöse Des-Dur-Thema wurde nicht vernachlässigt. Überall triumphierte der tänzerische Schwung. Emotionaler Höhepunkt war der langsame Satz in As-Dur – Smetana schildert hierbei die aufkeimende Liebe zu seiner späteren Frau. Große rhythmische Energie  setzte sich bei dieser Wiedergabe konsequent durch. Leidenschaftliche Steigerungen rissen die Zuhörer geradezu mit.

Das Quartett Nr. 2 in a-Moll des russischen Spätromantikers Anton Arenskij entstand im Gedenken an seinen verstorbenen  Freund Pjotr Tschaikowsky. Neben Trauergesängen aus der russisch-orthodoxen Liturgie enthält dieses meisterhaft komponierte Werk auch Variationen über Tschaikowskys Kinderlied „Legende“ mit fugenhafter Entwicklung und facettenreichen Pizzicato-Passagen. Alexandra Taktikos (Violine), Madeleine Przybyl (Viola) sowie Laurens Groll und Philipp Körner (Violoncello) betonten die dunklen Klangfarben dieses Werks ausgezeichnet. Der Charakter eines Requiems stellte sich hier tatsächlich ein. Der ausgedehnte Variationensatz des Finales ging beim Zuhörer wirklich unter die Haut. Neben elegischen Harmonien war eine Nähe zu Ludwig van Beethovens „Rasumovsky“-Quartetten deutlich herauszuhören.

 

Alexander Walther

 

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