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STUTTGART/ Liederhalle: 3. KAMMERKONZERT „Impressions“ des Staatsorchesters Stuttgart

26.01.2023 | Konzert/Liederabende

 

Stuttgart/ Liederhalle: 3. Kammerkonzert „impressions“ des Staatsorchesters Stuttgart im Mozartsaal der Liederhalle am 25.1.2023

Schwebende Klänge im Weltraum

Wieder überraschten die Musiker des Staatsorchesters Stuttgart das Publikum mit einem abwechslungsreichen Programm. Frank Bunselmeyer (Klarinette), Muriel Bardon (Violine) und Jens Niemeyer (Klavier) interpretierten zunächst die Suite op, 157b von Darius Milhaud. Auch hier herrscht die für Milhaud typische Polytonalität vor, was die Solisten gut herausarbeiteten. Das harmonische Geschehen basierte so auf der Dur-Moll-Skala – und die zahlreichen dynamischen Schattierungen kamen facettenreich zum Vorschein. Chromatisch benachbarte Klänge faszinierten bei den vier Sätzen, wobei der letzte Satz Introduction et final besonders lebendig wirkte. Dem Zauber dieser reizvollen Panchromatik konnte sich niemand entziehen. Alexandra Taktikos (Violine), Marion Schäfer (Violine), Madeleine Przybyl (Viola) und Zoltan Paulich (Violoncello) überzeugten anschließend beim Stück „Satellites“ von Garth Knox, wo schwebende Fortbewegungen im Weltraum sowie die Beobachtung des Sonnenaufgangs aus der Perspektive eines Astronauten thematisiert werden. Zahlreiche Pizzicati überraschten hier die Zuhörer – und auch das dichte Geflecht der Obertonklänge im zweiten Satz blieb stark in Erinnerung. Im dritten Satz „Dimensions“ wurden mit dem Bogen Bewegungsdimensionen angedeutet. Der Bogen sprang auf den Saiten des Instruments auf und ab. Es kam auch zum Wechsel zwischen der Holz- und der Haarsaite des Bogens. So entstand hier ein enormer Resonanz- und Klangraum, den die Musiker voll auskosteten. Einen sehr überzeugenden Eindruck hinterließ bei diesem besonderen Kammerkonzert auch die einfühlsame Wiedergabe von Aram Chatschaturjans Trio für Klarinette, Violine und Klavier aus dem Jahre 1932 mit Frank Bunselmeyer (Klarinette), Muriel Bardon (Violine) und Jens Niemeyer (Klavier). Die klassischen Formen und die impressionistische Koloristik stachen ebenso reizvoll hervor wie die Volksmusik seiner armenischen Heimat. Der rhythmisch vitale Stil dominierte. Elemente der Romantik, des Impressionismus und des Neoklassizismus behaupteten sich bei dieser Wiedergabe in bemerkenswerter Weise. Neben dem straffen Ablauf gefiel hier auch die Herausarbeitung der Formkunst, der polytonal gewürzten Harmonik sowie der geschickt gestalteten Kontrast-Episoden. Hymnische Leidenschaft und schillernde Klangschleier wechselten sich reizvoll ab. Zum Abschluss begeisterte noch  die temperamentvolle Wiedergabe von Benjamin Brittens  Streichquartett Nr. 2 C-Dur op. 36 aus dem Jahre 1945 mit Muriel Bardon (Violine), Marion Schäfer (Violine), Madeleine Przybyl (Viola) und Doris Erdmann (Violoncello). Neben Trillern und facettenreichen Glissando- und Pizzicato-Passagen   fesselte bei dieser transparenten Wiedergabe vor allem die hohe Bildkraft der knappen Themen. Das poetische Gefühl schimmerte bei diesem Spiel immer wieder durch. Einflüsse von Henry Purcell, Igor Strawinsky und Alban Berg machten sich ebenfalls  bemerkbar. Das Werk soll ja auch eine Hommage an Purcell sein. Die drei Themen des ersten Satzes entfalteten sich mit kraftvollen Intervallen und flirrenden Flageoletttönen.  Und beim zweiten Satz bestachen vor allem die markanten Unisono-Bewegungen. Die groß angelegte Chaconne des letzten Satzes erinnerte stark an Purcell. Begeisterter Schlussapplaus. 

Alexander Walther

 

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