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STUTTGART/ Liederhalle: 2. KAMMERKONZERT „Avant un revé“ mit dem Staatsorchester Stuttgart

22.11.2018 | Konzert/Liederabende

2. Kammerkonzert „Avant un reve“ mit dem Staatsorchester am 21.11.2018 in der Liederhalle/STUTTGART

LYRISCH UND VIRTUOS

Traum- und Wunschbilder beherrschten dieses Konzerts mit Musikern des Staatsorchesters Stuttgart. Emotionalität und musikalische Poetik standen im Mittelpunkt der „Zwei Gesange für eine Altstimme“ mit Bratsche und Klavier op. 91 von Johannes Brahms, wo die mit voluminösem Timbre aufwartende Messosopranistin Helene Schneiderman zusammen mit Thomas Gehring (Viola) und Alan Hamilton (Klavier) auch die melancholischen Aspekte wirkungsvoll unterstrich. Die poetische Metamorphose wurde so wirkungsvoll herausgestellt.

Von Arnold Schönberg war dann „Ein Stelldichein“ zu hören. Das unvollendete Werk wurde von Friedrich Cerha stilvoll ergänzt. Katrin Stüble (Oboe), Stefanie Faber (Klarinette), Vanessa Gembries (Violine), Joachim Hess (Violoncello) und Helge Aurich (Klavier) betonten die ständige Steigerung des Ausdrucks dynamisch sehr effektvoll. Neue harmonische Klangräume wurden dabei facettenreich erschlossen. Die Komposition bezieht sich auf ein Gedicht Richard Dehmels. Darin trifft sich ein Liebespaar in einem nächtlichen Garten und scheint zunächst Erfüllung zu finden. Doch es herrscht eine morbide Stimmung. Imponierende Vielstufigkeit und leidenschaftliche Emphase beherrschten diese gelungene Interpretation.

Von Franz Schubert waren dann Introduktion und Variationen über das Lied „Trockne Blumen“ aus „Die schöne Müllerin“ D 802 aus dem Jahre 1824 zu hören, wo Nathanal Carre (Flöte) und Helge Aurich (Klavier) die kontrapunktisch reizvollen Klangkombinationen voll auskosteten. Die melodische Auf- und Abbewegung erreichte eine ungeahnte Intensität. Der Einfluss Gustav Mahlers machte sich bei der interessanten Interpretation von „Il canto della notte“ (1997/98) als Poema von Volker David Kirchner bemerkbar, wo Stefanie Faber (Klarinette), Gabriele Guder (Horn), Vanessa Gembries (Viola), Andrea Wegmann (Viola), Joachim Hess (Violoncello) und Alan Hamilton (Klavier) bei den Tremolo-Passagen und chromatischen Figurationen auch die Nähe zu Arnold Schönberg betonten. Eine wilde Flucht durch die Nacht beeindruckte dabei die Zuhörer, wobei sich die einzelnen Klangereignisse immer mysteriöser auffächerten.

Zum Abschluss war noch „Apres un reve“ („Nach einem Traum“) aus den „Trois melodies“ op. 7 Nr. 1 von Gabriel Faure zu hören. Helene Schneiderman (Mezzosopran) und Alan Hamilton (Klavier) gestalteten das impressionistisch angehauchte Werk mit Formvollendung. Die gesanglichen Kantilenen blühten in beglückender Weise auf. Auch die einfache melodische Linie kam nicht zu kurz. Gefühle von Liebe und Verzweiflung beherrschten das Klangbild. Faure hatte zurzeit der Entstehung dieser Komposition seine Verlobte verloren, die die Verbindung auflöste. Herzlicher Schlussapplaus im Mozartsaal.

Alexander Walther

 

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