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STUTTGART/ Kunststiftung Baden-Württemberg: KLANGFELDER – ein bezwingender Klangkosmos

30.07.2016 | Konzert/Liederabende

Klangfelder“-Konzert bei der Kunststiftung Baden-Württemberg

EIN BEZWINGENDER KLANGKOSMOS
Konzert in der Kunststiftung Baden-Württemberg am 29. Juli 2016/STUTTGART

Elektro, Jazz, Rock und Computermusik können sich durchaus sinnfällig ergänzen. Die Musik-Stipendiaten Lukas Rehm (Computer), Jan Friedrich Kurth (Stimme) und Thomas Maos (Gitarre, Elektronik) und aus Barcelona das versierte Duo Thunderdrone (Diego de Leon und Manu Retamero, Modularsynthesizer) ergänzten sich beim „Klangfelder“-Konzert einfühlsam. Ein endloser melodischer Strom schien sich hier konsequent durchzusetzen. Elektro-akustische Klänge, Jazz- und Rockelemente sowie computerbasierte Klangsynthesen gingen eine intensive Verbindung ein. Vor allem Jan Friedrich Kurths Stimme spielte dabei eine absolut dominierende Rolle. Sie gurrte, zirpte, verwandelte sich klangfarbenreich immer wieder aufs Neue, öffnete akustisch den Raum für absurde Hörerfahrungen und korrespondierte mit nie nachlassender Intensität mit den verschiedenen Nuancen und Facetten des Modulatorsynthesizers. Die Melodielinien schienen sich dabei immer mehr aufzusplittern und auch zu verselbstständigen – sie bewegten sich wie Moleküle frei im Raum. Dazu gab es dann fulminante Steigerungen – Clusterbildungen und auch chromatische Höhenflüge, die Zeit und Schwerkraft außer Kraft zu setzen schienen. So entstand ein ganz eigenartiges und ungewöhnliches Klanggefühl. Langgezogene Tonflächen konnte man bei Thomas Maos wahrnehmen: Gitarre und Elektronik fuhren teilweise messerscharf zwischen die außergewöhnlichen Klanggebilde. Es kam aber auch zu orkanartigen Crescendo-Steigerungen, die ein ohrenbetäubendes Gefühl auslösten, das allerdings auch wieder abebbte. So stand man beim Zuhören ständig unter Strom. Unter einem enormen Stromdruck schien vor allem auch Jan Friedrich Kurth mit seiner Stimme zu stehen, die er zuletzt gar nicht mehr kontrollieren konnte. Die Töne machten den Raum frei. Dann brach das Klanggewitter abrupt ab. Das Flirren schien sich völlig aufzulösen, einzelne Teilchen bewegten sich noch im Raum, schienen einen geheimnisvollen Kontakt mit den zahlreichen rötlichen Farbspritzern an den Wänden zu nehmen. Bildende Kunst und Musik wuchsen so auf emotionale Weise zusammen.

 
Alexander Walther

 

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