Preisträgerkonzert Lions-Club im Konzertsaal der Stuttgarter Musikhochschule
MIT STÜRMISCHEM ELAN
Preisträgerkonzert des Lions-Clubs in der Sparte Kammermusik im Konzertsaal der Musikhochschule am 9. November 2016/STUTTGART
Dieser Musikpreis des Stuttgarter Lions Clubs betrifft die Regionen Alte Weinsteige, City, Fernsehturm, Fontana, Literaturhaus, Rosenstein, Stuttgart und Schlossgarten. Gefördert werden damit hochbegabte Studenten der Stuttgarter Musikhochschule. Gleich zu Beginn musizierte das hervorragende Glinka-Trio (das sich einen drittten Preis erspielte) das Trio pathetique in d-Moll für Klarinette, Fagott und Klavier von Michail Glinka. Nathalie Glinka (Klavier), Peng-Hui Wang (Fagott) und Anika Weichelt (Klarinette) zeigten bei ihrer Wiedergabe kontrapunktische Finessen und viele eindringliche Klangfarben, die sich nie verflüchtigten. Die Sensibilität des Musizierens trat insbesondere beim Largo sehr leuchtkräftig hervor. Die harmonische Bewegung verlief hier ausgesprochen ebenmäßig und feingliedrig. Lebhafte Aufschwünge und großer dynamischer Schwung hielten sich bei dieser konzentrierten Interpretation deutlich die Waage. Wechselwirkungen und ostinate Strukturen waren ebenfalls deutlich herauszuhören. Den ersten Preis erhielt das exzellente Trio Pirveli mit Elene Meipariani (Violine), Josefa Schmidt (Klavier) und Svenja Schmidt-Rüdt (Violoncello), die sich bei Bedrich Smetanas Klaviertrio in g-Moll op. 15 mächtig ins Zeug legten. Smetana gedachte mit dieser bewegenden Komposition seines Kindes, das früh verstarb. Das böhmische Musikantentum triumphierte bei dieser Wiedergabe mit entwaffnendem Charme. Insbesondere der erste Satz beeindruckte das Publikum aufgrund seiner weiträumigen Anlage, wobei Leidensfähigkeit und Trauer immer stäker hervortraten. Das von der Violine leidenschaftlich intonierte Hauptthema erreichte im chromatischen Abwärtsgang immer ergreifendere Züge. Und in den klug gestalteten Oktavgängen des Klaviers kehrte es alsbald gesteigert wieder. Der punktierte Rhythmus prägte deutlich diese kluge Interpretation. Dahinstürmende Passagen in g-Moll bildeten den Schluss. Im zweiten Satz zwischen Dur und Moll meldeten sich ganz versteckt Anklänge an Johannes Brahms, die sich sogar verdichteten. Dur-Regionen hellten die Stimmung merklich auf. Marschähnliche Sequenzen belebten feurig den Rhythmus. In strahlendem Dur endete dann das atemlos gestaltete Presto-Finale. Pizzicato- und Tremolo-Passagen rissen die Zuhörer aufgrund der spieltechnischen Souveränität immer wieder mit. Auch das Pierrot Quartett mit Johanna Maria Klein (erste Violine), Luisa Höfs (zweite Violine), Paula Heidecker (Viola) und Hanna Madeleine Kölbel (Violoncello) erhielten einen ersten Preis, der mit 3.000 Euro dotiert ist. Sie interpretierten Wolfgang Amadeus Mozarts Streichquartett in G-Dur KV 387 mit innerer Leuchtkraft und strahlendem Pathos. Dadurch gingen harmonische Details nie unter. Hier deutete sich das Vorbild Haydn in geheimnisvoller Weise an. Kontrapunktische Techniken und Tonfälle schlugen dabei in virtuoser Weise Kapriolen, die sich aber nie verflüchtigten. Die persönliche Eigenart Mozarts trat wiederholt sehr eindrucksvoll hervor. Sehr reizvoll wurde die Verschmelzung verschiedener Themen und Stilrichtungen gestaltet. Die vier Instrumente kommunizierten hier äusserst rege miteinander. Im langsamen C-Dur-Satz fiel das einleitende Doppelschlagmotiv besonders positiv auf. Und im Finale traten die Reminiszenzen an die „Jupiter-Sinfonie“ deutlich hervor. Den Fugen-Charakter trafen die vier jungen Damen in hervorragender Weise. Chromatische Passagen und naiv-volkstümliche Sequenzen wechselten sich in reizvoller Weise ab. Rasante Stimmungswechsel verführten dabei die Ohren.
Nach der Ansprache der Hochschulrektorin Dr. Regula Rapp und der Ansprache des Lions-Club-Präsidenten Dr. Hartmut Stöltzing wurden zuletzt die Preise an diese ausgezeichneten jungen Musikerinnen im Beisein von Prof. Dr.-Ing. Jörg Peter verliehen. Das Preisgeld beläuft sich insgesamt auf 7.000 Euro und ist in diesem Fall mehr als verdient.
Alexander Walther