
Katharina Hauter (S), Marco Massafra (C). Foto: Björn Klein
Der preisverdächtige, österreichische Roman „Wormed“ wird hier zum abstrusen Ideengeber. Skurrile Zuschriften spiegeln den Irrsinn der Welt. Katharina Hauter (S), Marco Massafra (C) und Michael Stiller als Manfred lassen das Geschehen in unterschiedlichen seelischen Stimmungen Revue passieren. Die digitale Welt nimmt in brutaler Weise Einfluss auf die Beziehungen. Auch der Katzenfreund und Internetexperte Manfred macht bei dem seltsam-fingierten Onlinehandel mit, setzt dem Paar aber in rüdem Ton auch rechtliche Grenzen. So werden die Tabus der eigenen Phantasien entlarvt. Das Schlafzimmer mit Aquarium und einem einsamen Fischpaar schafft hier seltsame Kontraste. C besitzt eine Ähnlichkeit mit dem Autor Clemens J. Setz. Robert Pawliczeks Komposition lässt die zerstörerischen Streitereien der Nachbarsfamilie krasse Wirklichkeit werden. Die Schwächen des Textes können trotzdem nicht verwischt werden. Da wird in Sherlock-Holmes-Manier ermittelt und eine männliche Stimme hält gleich zu Beginn eine Rede im Hitlertonfall, was man aber auf der Bühne kaum wahrnimmt. Obwohl die Dialoge flott geschrieben sind, lassen sich die dramaturgischen Schwächen nicht verdecken:“Und der Lehrer sagt dauernd, was sich liebt, das neckt sich…“ Auf der anderen Seite sehnt sich das Paar nach Normalität, will unbedingt aus der verzwickten Situation ausbrechen: „Lasst mich zufrieden mit euren kranken Köpfen.“ Was bei der Inszenierung recht gut gelingt, ist die unheimliche Atmosphäre der Angst vor dem Fremden, Bedrohlichen. Das Paar erscheint so zuweilen hilflos. Die Möglichkeit, zuletzt tatsächlich ein blutrünstiges Verbrechen zu begehen, stürzt S und C in gegenseitige Verdächtigungen: „Die Bilder in eurem Kopf, dafür können wir doch nix!“ Das Paar fragt sich gegenseitig: Hast du vielleicht etwas in dir, das ich nicht kenne? Da tun sich Abgründe auf, die sich am Ende aber in Luft auflösen, weil beide wieder ganz zusammenfinden. Da wird es dann schwer, anderen näherzubringen, was in einem selbst vorgeht. Das Buch, in dem der Mann von der Gewalt liest, ist im Stück ein Roman des Autors Clemens J. Setz. So kommt es fast zur Parodie einer Gewaltfantasie – aber ganz anders als etwa wie bei Thomas Bernhard oder Elfriede Jelinek. Der Autor möchte beim Publikum keinen Ekel hervorrufen.
Unzulänglichkeiten und die Weltfremdheit von Fantasie stehen grell im Zentrum. Fiktion und Realität überlagern sich. Man hatte aber das Gefühl, dass der Funke beim Publikum nicht so richtig übersprang.