
Foto: Matthias Baus
Die Regisseurin Teresa Hoffmann versetzt Pinocchios Abenteuer in ihrer farbenprächtigen Inszenierung in eine fantastische Zwischenwelt. Damit wird ein Spielraum geöffnet, in dem Regeln gelten, die aber nicht immer eingehalten werden. Korallenähnliche Wesen bevölkern und verändern diesen Raum. Stein, Pflanze, Tier und Mensch wechseln sich so fantasievoll ab. Bühne und Kostüme von Simone Karl und Hanna Roxane Scherwinski unterstreichen diesen fast surrealistischen Ansatz. Man denkt manchmal an Dali. Und Pinocchio ist als Holzpuppe immer dazwischen. Er will eigentlich ein richtiger Junge aus Fleisch und Blut werden. Aber er weiß leider zu wenig über die Welt, was die suggestive Inszenierung verdeutlicht. Er lässt sich reinlegen und treiben. Und er weigert sich immer wieder, die Regeln zu akzeptieren, die andere gemacht haben. Er verliert jedoch nie den Faden zu seinem Vater Gepetto – trotz aller Turbulenzen.
Im Foyer wird zunächst mit den Kindern am Klavier jene Szene gesungen, wo Pinocchio vom Zirkusdirektor ins Meer geworfen wird und auf den Grund des Bodens sinkt. Als Stück Holz, das weint und lacht wie ein Kind, kommt Pinocchio dann in die Welt. Er begegnet einer großen Grille und beschließt, abzuhauen. Plötzlich fliegt ein Omelett aus dem Fenster. Pinocchio rennt hungrig durch die Wohnung und findet schließlich ein Hühnerei. Er verkauft sein Schulbuch, um das Marionettentheater sehen zu können. Und auf einmal ist er in Lebensgefahr! Der Feuerschlucker vergibt Pinocchio und gibt ihm fünf Goldstücke für seinen Vater. Fuchs und Kater verraten Pinocchio, dass er sein Geld auf dem Feld der Wunder vergraben kann. Doch Pinocchio wird von zwei Mördern bedroht, die er abhängen kann. Dann trifft er auf die blaue Fee. Pinocchio lügt, als ihn die Fee nach den Goldmünzen fragt. Seine Nase wächst. Als er zum Feld der Münzen kommt, sind sie verschwunden. Da steigert sich die Spannung ins Unermessliche. Den Kindern werden sogar Tröten und kleine Klingeln überreicht, die das musikalische Geschehen antreiben.
Die hervorragende Sopranistin Mengqi Zhang interpretiert Pinocchio mit filigranen Koloraturen und lyrischen Spitzentönen. Raphaela Fiuza Nowakowski spielt diese Figur mit vielen Nuancen. Die Instrumente Horn (Peiyun Su), Violine (Caroline Dorothea Fischbeck), Violoncello (Delphine Henriet), Kontrabass (Johanna Ehlers) und Perkussion (Nozomi Hiwatashi) spielen virtuos mit Glissando-Passagen und zahlreichen rhythmischen Finessen, die sich tief einprägen. Gerade die melodische Intensität dieser einfallsreichen Instrumental-Komödie ist beachtlich.
Foto: Matthias Baus