Gold“ von Leonard Evers bei der Jungen Oper Stuttgart


Philipp Nicklaus. Copyright: Christoph Kalscheuer
Die Familie verliert schließlich ihren Zusammenhalt, manche Wünsche sind wichtiger als andere. Das macht die subtile Regie von Jörg Behr deutlich (musikalische Leitung: Till Drömann). Die Bühne von Line Sexauer lässt der Fantasie der Zuschauer freien Lauf, Jacob sucht krampfhaft den Stern des Glücks, den er nicht finden kann. Ein Gewitter naht heran, Blitze zucken, alles ist von Dunkelheit umgeben. Das sind dann starke Bilder, die diese Inszenierung prägen. Der Fisch wird leider immer magerer – und die hohen Wellen verschlucken all den Reichtum wieder. Das Problem der unstillbaren Gier wird bei dieser Aufführung in reizvoller Weise thematisiert: „Nicht wer wenig hat, sondern wer viel wünscht, ist arm.“ Die hervorragende polnische Schlagzeugerin Marta Klimasara bedient das Schlagzeug hier in allen raffinierten Schattierungen. Es passt sich dem wandlungsfähigen Tenor von Philipp Nicklaus in exzellenter Weise an. Da werden irisierende Klangflächen hervorgezaubert, die sich plötzlich immer weiter verfeinern. In suggestiven harmonischen Schleiern, Arabesken, Kaskaden und Girlanden erscheinen Jacobs Traumbilder in einem neuen Licht. Kerstin Nägeles Kostüme unterstreichen die Strandatmosphäre. In der Mitte steht ein großer schwarzer Kasten, den Jacob hinaufklettert. Das junge Publikum darf hier verkleidet das Meer mit seinen wilden Wellen spielen, was den Kindern besonderen Spaß macht. Alles ist in lebendiger Bewegung, da kommt nie Langeweile auf (Dramaturgie: Ann-Christine Mecke). Dichter Nebel umfängt den Protagonisten, es flimmert und flirrt, er wirft den Fisch schließlich ins Publikum, das ihn auffängt und weiterreicht. Die Wellenbewegungen des Meeres scheinen sich auf den gesamten Zuschauerraum zu übertragen, was Marta Klimasara mit erheblichen dynamischen Schattierungen betont. Jacob erscheint mit Kopfhörer, hört auch den tobenden Wind, der die Töne einfängt.
Die Suche nach dem Glück endet schließlich mit einem großen Fragezeichen. Für das gesamte Team gab es zuletzt begeisterten Schlussapplaus.