„Nachthelle! Schubert hoch fünf!“ – Schubert-Hommage der Internationalen Hugo-Wolf-Akademie im Hospitalhof am 24.10.2021/STUTTGART
Eine breite Auswahl
David Steffens. Foto: Matthias Baus
Franz Schuberts Freundeskreis bestand kaum aus Musikern, sondern vor allem aus Schriftstellern, Dichtern, Malern, Adligen und Beamten. Daran erinnerte dieses Konzert der Internationalen Hugo-Wolf-Akademie. Patrick Grahl (Tenor), Ilker Arcayürek (Tenor), Johannes Kammler (Bariton) und David Steffens (Bass) sowie Markus Hadulla (Klavier) eröffneten diesen abwechslungsreichen musikalischen Reigen mit dem „Gondelfahrer“ D 809 aus dem Jahre 1824, wobei sie die Ausdruckstiefe mit suggestiven Kantilenen ausloteten. David Steffens und Markus Hadulla zeichneten dann mit markanten Basslinien das Lied „Der Wanderer an den Mond“ nach, wobei die harmonische Vielschichtigkeit dieser Komposition gut herausgearbeitet wurde. „Mondenschein“ D 875 besaß mit Jan Petryka (Tenor), Patrick Grahl, Ilker Arcayürek, Johannes Kammler und David Steffens einfühlsame Interpreten, die vor allem die thematischen Verbindungslinien konsequent herausarbeiteten. Das „Nachtstück“ D 672 erinnerte mit einem geheimnisvollen Klangfarbenspiel an die unheimliche Welt E.T.A. Hoffmanns, was Ilker Arcayürek und Markus Hadulla konsequent betonten. „Grab und Mond“ D 893 überzeugte ebenfalls aufgrund des strahlkräftigen Gesangs von Ilker Arcayürek, Jan Petryka, Johannes Kammler und David Steffens. Hierbei wurde ein breiter dynamischer Bogen zu „An den Mond in einer Herbstnacht“ D 614 aus dem Jahre 1818 gespannt, wo Jan Petryka und Markus Hadulla auch die romantische Unendlichkeit dieser Musik einfühlsam unterstrichen. Ein bewegendes Drängen beherrschte „Sehnsucht“ D 879, wo sich Johannes Kammler und Markus Hadulla mit emotionaler Tiefe und Reife begegneten. „Nachtigall“ D 724 gefiel dank des lyrisch-introvertierten Charakters, den Patrick Grahl, Ilker Arcayürek, Johannes Kammler, David Steffens und Markus Hadulla ausdrucksvoll betonten. Zuletzt besaß „Das Dörfchen“ D 641 mit Patrick Grahl, Jan Petryka, Ilker Arcayürek, Johannes Kammler, David Steffens und Markus Hadulla einen sehr intim-dezenten Charakter. Die Enge biedermeierlicher Bürgerlichkeit wurde bei „Widerspruch“ D 865 mit Patrick Grahl, Jan Petryka, Johannes Kammler, David Steffens und Markus Hadulla konsequent durchbrochen. Da erschien Franz Schubert schon fast als harmonischer Revolutionär mit kontrapunktischem Reichtum. „Der Wanderer“ D 649 bewies die gesangliche Ebenmäßigkeit des Tenors Patrick Grahl, der von Markus Hadulla transparent am Klavier begleitet wurde. „Das Grab“ D 377 mit Ilker Arcayürek, Jan Petryka, Johannes Kammler, David Steffens und Markus Hadulla zeigte einmal mehr Schubert als großen Meister melodischer Schönheit. Überhaupt beherrschte auch „Totengräbers Heimweh“ D 842 eine leise Melancholie, die Johannes Kammler und Markus Hadulla nuancenreich interpretierten. „Nachthelle“ D 892 mit Ilker Arcayürek, Patrick Grahl, Jan Petryka, Johannes Kammler, David Steffens und Markus Hadulla fesselte die Zuhörer mit feinen Klangschattierungen, die dem harmonischen Gewand einen sphärenhaften Schleier verliehen. Das „Schwanenlied“ D 744 aus dem „Schwanengesang“ von Franz Schubert überzeugte nochmals aufgrund der gesanglichen Zielstrebigkeit, Weite und Tiefe, mit der Patrick Grahl und Markus Hadulla als Interpreten hier agierten. Einen ähnlich positiven Eindruck erhielt man von „Im Gegenwärtigen Vergangenes“ D 710, wo Johannes Kammler, Jan Petryka, Patrick Grahl, Ilker Arcayürek, David Steffens und Markus Hadulla mit voluminösen stimmlichen Reichtum agierten.
Alexander Walther