2. Liedkonzert am 19. November 2018 im Foyer der Staatsoper/STUTTGART
MIT INNERER SPANNUNG
Die Internationale Hugo-Wolf-Akademie und die Staatsoper Stuttgart luden zum zweiten Liedkonzert unter dem Motto „Beziehungsweise“ ein. Mit Esther Dierkes (Sopran) und Björn Bürger (Bariton) sowie dem versierten Pianisten Götz Payer waren zwei Künstler zu erleben, die auch im wirklichen Leben ein Paar sind. Es wurde eine berührende Liebesgeschichte erzählt – „ein Ritt durch die zwischenmenschliche Beziehung“. Beim Duett „Ich wollt, meine Lieb‘ ergösse sich“ op. 63/1 zeigten Esther Dierkes und Björn Bürger, mit welch tiefer emotionaler Reife sie ihre gesanglichen Linien gestalteten. Einen ähnlich positiven Eindruck vermittelte das stimmungsvolle Duett „Wenn ich ein Vöglein wär'“ op. 43/1 aus den drei zweistimmigen Liedern von Robert Schumann. Die geheimnisvollen Verwandtschaften zwischen den Seelen und Dingen traten hier deutlich hervor. Esther Dierkes gestaltete „Begegnung“ von Richard Strauss mit romantisch-schwärmerischem Gefühl. Auch bei Johannes Brahms‘ Komposition „Vergebliches Ständchen“ op. 84/4 aus den „Fünf Romanzen“ traf sie das romantisch-schwärmerische Gefühl genau. Hans Pfitzners „Die Einsame“ op. 9/2 spielte virtuos mit melodischer Zerrissenheit, die sich auch in einer gedämpften Liedweise zeigte. Björn Bürger traf das Ausschweifende der Empfindung sowie die Robustheit der Modulationen bei „An die ferne Geliebte“ op. 98 von Ludwig van Beethoven sehr genau. Hymnische Exaltiertheit beherrschte die „Zueignung“ von Richard Strauss op. 10/1 aus den acht Gedichten aus „Letzte Blätter“. Natürlich ragten hier auch die lyrischen Passagen eindrucksvoll hervor, was Esther Dierkes einfühlsam unterstrich. Esther Dierkes interpretierte „Der Jäger“ op. 95/4 aus „Sieben Lieder“ von Johannes Brahms mit feinen dynamischen Reizen, die sich immer weiter sensibilisierten. „Ach weh mir unglückhaftem Mann“ op. 21/4 („Schlichte Weisen“) von Richard Strauss imponierte aufgrund der Darstellung von Björn Bürger mit poetischem Glanz und geradezu irisierender Klarheit. Im Duett überzeugten Esther Dierkes und Björn Bürger wiederum bei „Feinsliebchen, du sollst mir nicht barfuß geh’n“ aus „49 Deutsche Volkslieder“ von Johannes Brahms. Auch bei Ludwig van Beethovens „Ich liebe dich“ trafen sie den reichen melodischen Gehalt der Kompositionen genau. Björn Bürger interpretierte aus Robert Schumanns „Dichterliebe“ op. 48 „Hör ich das Liedchen klingen“ und „Ein Jüngling liebt ein Mädchen“ mit dem passenden glühenden Gefühl. Esther Dierkes und Björn Bürger gestalteten zudem „Hast du von den Fischerkindern das alte Märchen vernommen?“ von Hans Pfitzner mit schlichten, aber ergreifenden Harmonien. Im Duett gefielen sie ebenso bei Robert Schumanns „Herbstlied“ aus den „drei zweistimmigen Liedern“ mit differenzierter gesanglicher Abstufung. Björn Bürger (Bariton) sang „Heimliche Aufforderung“ op. 27/3 aus „Vier Lieder“ von Richard Strauss mit voluminöser Fülle, während „Die Verschwiegenen“ op. 10/6 mit Esther Dierkes aus „Letzte Blätter“ einen noch melancholischeren Anklang erhielten. Esther Dierkes und Björn Bürger interpretierten zuletzt Robert Schumanns „So wahr die Sonne scheint“ op. 37/12 aus dem „Liebesfrühling“ mit euphorischen chromatischen Aufschwüngen. Ein Wiegenlied beschloss den stimmungsvollen Konzertabend.
Alexander Walther