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STUTTGART-BIRKACH/ Nikolaus Cusanus-Haus: Klavierrezital mit Prof. Daniel Röhm (Beethoven, Schumann, Liszt, Skrjabin)

21.12.2025 | Konzert/Liederabende

Klavierrezital mit Prof. Daniel Röhm im Nikolaus Cusanus Haus Stuttgart-Birkach am 

Explosiv und mitreissend

Ein buntes Programm mit romantischem Schwerpunkt stellte Prof. Daniel Röhm bei seinem Klavierrezital vor. Zunächst erklang in einer reifen Wiedergabe die Sonate in As-Dur op. 110 von Ludwig van Beethoven. Die schwärmerische und leidenschaftliche Stimmung kam hier sehr gut zur Geltung. Die Harmonik verdüsterte sich dann im Adagio zu tiefer Trauer. Großartige Gefühlsaufschwünge ließen so nicht lange auf sich warten. Klage und Überwindung standen im Mittelpunkt. Und ein Höhepunkt dieser ausgefeilten Interpretation war das Finale als ergreifende Fuge. Das weiche und harmonisierte Gebilde des ersten Satzes ergriff den Hörer in seiner erhabenen Feierlichkeit ganz unmittelbar. Triller und ausschwingende Kadenz verschmolzen zur Einheit. Auch die wichtige Betonung der Basslinie kam nicht zu kurz. Insbesondere der rauschende Harfenklang gebrochener Akkorde prägte sich tief ein. Auch die kräftig rhythmisierte Schlussgruppe führte im ersten Satz in Röhms Wiedergabe zielsicher zur Coda. Schmerzliche Fes-Akzente folgten. Das f-Moll-Scherzo des zweiten Satzes besaß in Röhms Wiedergabe ebenfalls eine schlagkräftige Rhythmik. Als Coda fesselte eine Kadenz synkopischer Forte-Akkorde, die sehr markant herausgearbeitet wurden. Die Lamento-Szene des Adagio-Satzes bestach mit großer Eindringlichkeit, deren Intensität nicht nachließ. Das vibrierende An- und Abschwellen der Gesangsstimme überwältigte den Hörer in besonderer Weise. Und die rauschhafte Fuge des letzten Satzes erreichte einen mit dreimaliger steigernder Sequenz geradezu überwältigenden Hymnus.

Eine sehr transparente Wiedergabe bot Röhm auch bei Robert Schumanns Fantasie in C-Dur op. 17, wo der thematische Reichtum geradezu aufblühte. Der Charakter der frei improvisierten Sonatenform schimmerte in geheimnisvoller Weise durch. Vor allem das leidenschaftliche Pathos des ersten Satzes stach bei dieser Wiedergabe deutlich hervor. Reminiszenzen an die Adagio-Melodie aus dem Liederzyklus „An die ferne Geliebte“ waren in der Coda deutlich herauszuhören. Das lyrische Seitenthema in F-Dur leuchtete strahlkräftig hervor. Sehr konsequent verlief die Durchführung, wobei die Spannungssteigerung im unaufgelösten Vorhaltakkord besonders imponierte. Auch die ritterlichen Marschrhythmen des zweiten Satzes wurden sehr überzeugend getroffen. Und die Sprungtechnik der Stretta wirkte elektrisierend! Ein Höhepunkt dieses ungewöhnlichen Nachmittagskonzerts war dann die mitreissend gespielte Ballade Nr. 2 in h-Moll von Franz Liszt. Die chromatische Figur der linken Hand wirkte hier wie eine grandiose Initialzündung für ein erregendes pianistisches Feuerwerk voller dynamischer Gegensätze. Selbst der lyrische Gedanke in Fis-Dur erreichte sphärenhaften Glanz. Die Wiederholung beider Themen um eine halbe Tonstufe und das rhythmische Motiv leiteten dann zu stürmischen Passagen über. Großartige Steigerungen erinnerten an die h-Moll-Sonate Liszts.

Lobenswert war ebenso die elektrisierende Wiedergabe der fünften Klaviersonate op. 53 von Alexander Skrjabin, deren Klangzauber hier in besonderer Weise bestach. Überhaupt ist es verdienstvoll, die Werke Skrjabins aufzuführen, denn die Klaviersonaten hört man in Konzerten nicht allzu oft. Dass der Komponist auch bei der fünften Sonate Neuland betritt, spürte man als Hörer sofort. Die Skala gleichwertiger Töne wird hier vorgebildet, die dann in den nachfolgenden Sonaten zutage treten. Raffinierte chromatische Verästelungen steigerten sich bei dieser Interpretation mit großer Vehemenz. Ruf- und signalartige Motive besaßen dabei den Charakter eines magischen Feuerwerks, das die erweiterte Sonatensatzform total beherrschte. Die Spannung wuchs und wuchs, erreichte atemberaubende Dimensionen, das Klangbild platzte plötzlich aus allen Nähten, die harmonischen Verbindungen schienen geradezu zu explodieren! „Bravo“-Rufe. 

Alexander Walther

 

 

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