Online Merker Logo

Die internationale Kulturplattform

STUTTGART/Ballett: SCHWANENSEE“ – Beachtliches Schwanendebüt.

19.05.2024 | Ballett/Performance

Stuttgart: 17.05.2024: „SCHWANENSEE“ Beachtliches Schwanendebüt

Der weltweit beliebte Klassiker „Schwanensee“, der in Stuttgart in der Version von John Cranko frei nach traditionellen Fassungen aufgeführt wird, ist ein Publikumsmagnet, der alleine in dieser Spielzeit über fünfzehn Mal auf dem Spielplan steht und als hervorragende Bühne, sowohl für erfahrene Solisten als auch für Debütanten, dient.

An diesem Abend gab es gleich zwei Rollendebüts in den Hauptrollen: Martí Paixà gab den Auftakt als überaus charmanter Siegfried, den er charakterlich in allen vier Akten überzeugend darstellen konnte: den humorvollen Junggesellen im I. Akt, der gleich danach auch nachdenkliche Tiefe am Seeufer bei der ersten Begegnung mit dem Schwan durchscheinen ließ, den entschlossenen Verliebten, der Odile gleich heiraten will, sowie auch den Getäuschten und Verletzten, der einsehen muss, dass es keine Wiedergutmachung und somit auch keine Zukunft mehr für seine Liebe gibt. Technisch meisterte Paixá die Rolle jedoch mit einigen Unsicherheiten, vor allem im I. Akt, wo so mancher Sprung etwas an Höhe vermissen ließ und nicht alle Drehungen ganz sauber und in der Achse waren, was bei so einer Paraderolle doch auffällt, vor allem wenn bei Soli von Nebenrollen alles klappt wie bei Gabriel Figueredo, der als Siegfried’s Freund Benno technisch erneut glänzt.

mart1
Triumph der List: Adrian Oldenburger als Rotbart, Martí Paixà als Siegfried und Mackenzie Brown als Odile. Foto: Stuttgarter Ballett

Das beeindruckende zweite Debüt in der Hauptrolle hatte Mackenzie Brown, die davor bereits als Großer Schwan ihre Affinität für die Rolle bewies. Stets perfekt auf der Musik (obwohl Mikhail Agrest das Staatsorchester Stuttgart an dem Abend etwas ungleich durch die Tempi von Piotr Tschaikowskis Musik führte) überzeugte Brown auch mit sehr klarer Körpersprache, vor allem im I. Akt als anfangs sehr zögerlichen Schwan Odette, der erst allmählich die Nähe des Prinzen zulässt. Als Odile erobert sie den Prinzen mit strahlend-selbstsicherem Lächeln, um dann abgewendet bösartig funkelnde Blicke zu werfen. Technisch beherrscht sie die Rolle bereits einwandfrei und lässt sogar mit mehreren, in der Rolle selten gesehenen 3-fach Fouettés staunen. In den Pas de deux ist ihr Paixá ein stets sicherer Partner, so dass in Folgevorstellungen auch mehr Gefühle zwischen den beiden zu erwarten sind, dazu muss der Spanier technisch jedoch noch zulegen, um mit Brown mitzuhalten und das volle Potential dieses ansonsten tollen Paares zeigen zu können.

mat2
Anmut und Würde: Mackenzie Brown als Odette. Foto: Stuttgarter Ballett

Rollendebüts gab es auch bei den Bürgerinnen: Daiana Ruiz, Ruth Schultz sowie Giulia Frosi, allesamt mit gepflegten Soli und stimmig auch in der Gruppe mit Veronika Verterich sowie Mizuki Amemiya (ebenfalls Rollendebüt), von denen letztere mit ihrem grazilen und leichten Solo am meisten überzeugte.

Adrian Oldenburger gelang bei seinem Debüt als böser Zauberer Rotbart ein machtvoller Auftakt im II. Akt, wo er triumphierend die Arme mit schwarzem Umhang nach oben hebt und den Kopf nach hinten fallen lässt. Die gleiche Dominanz darf er in Zukunft auch in den weiteren Akten zeigen, schließlich ist er ja derjenige, der am Ende den Tod des Prinzen in den Fluten herbeiführt.  

Neue Besetzungen gab es auch bei den Großen Schwänen, souverän und leicht „fliegend“ dabei Abigail Willson-Heisel, stimmig begleitet von Priscylla Gallo.

Bei den Feierlichkeiten zu Siegfried’s Volljährigkeit glänzte erneut Diana Ionescu als Prinzessin von Polen, diesmal mit neuem Begleiter Christopher Kunzelmann, der ebenso sein Rollendebüt hatte wie Lassi Hirvonen, als einen der Begleiter der feurigen Prinzessin von Spanien (Daiana Ruiz) und Riccardo Ferlito, als fröhlicher Begleiter der Prinzessin von Neapel Yrene Yang.

Anhaltendes Applaus und verdiente „Bravo“-Rufe vom Publikum, auch für das Corps de Ballet, das sich toll gesteigert und vor allem bei den Schwänen bereits das Ergebnis der Arbeit der neuen Ballettmeisterin Elisabeth Toohey zeigt, krönten den lohnenden Abend. Weitere Spieltermine gibt es bis Spielzeitende, „Ballett im Park“-Vorstellung inklusive.

Dana Marta

 

Diese Seite drucken