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STUTTGART/ Ballett: DIE KAMELIENDAME – zwischen Noblesse und Leidenschaft

08.03.2023 | Ballett/Performance

Stuttgart

06.03.2023: „Die Kameliendame“ – Zwischen Noblesse und Leidenschaft

Durch krankheitsbedingte Besetzungsänderung kam es an diesem Abend zum neuen Titelrollenpaar in John Neumeiers tief berührendem Ballett „Die Kameliendame“: Marti Fernández Paixà, mit dem kürzlich erst Rocio Aleman Rollendebüt hatte, tanzte nun mit der rollenerfahreneren Anna Osadcenko. Von kurzfristiger Besetzungsänderung konnte man jedoch nichts merken, beide wirkten erstaunlich sicher und vertraut durch alle Schwierigkeiten der Choreographie. Osadcenko konnte sich sowohl den Hebefiguren als auch  den schwebenden Drehungen in der Luft furchtlos hingeben. Stets gestützt durch ihren sicheren Partner und technisch ebenso wie dieser einwandfrei, konnte die aus Kasachstan stammende Osadcenko so die Rolle der Marguerite Gautier voll entwickeln: vom manierierten Charme in der ersten Szene im Théâtre des Variétés über den schmerzverzerrten Blick in den Spiegel, immer wieder aufgewühlt durch Visionen vom Schicksal der Kurtisane Manon, erliegt sie am Ende still ihrer Krankheit. Vor allem ihre Wandlung von der Skepsis gegenüber Armands aufrichtiger Liebe hin zur hingebungsvollen Geliebten überzeugen, dabei zeichnet Osadcenko alles voller Eleganz und Noblesse. Diese ergänzen sich stimmig mit Paixàs fast überschwänglicher Leidenschaft als Armand Duval, mit der er Liebe sowie Leid ausdrückte.

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Anna Osadcenko als noble Kurtisane Marguerite Gautier. Foto: Stuttgarter Ballett

Etwas blaßer hingegen stellten Roman Novitzky Monsieur Duval sowie Eduardo Sartori Graf N. dar – vor allem der junge Corps de ballet Tänzer scheint noch nicht ganz in die Rolle des tollpatschigen und ergebenen Verehrers hineingefunden zu haben. MacKenzie Brown überzeugt dafür als charmant-humorvolle Prudence Duvernoy, begleitet von einem höflichen Adhonay Soares da Silva als Gaston Rieux, der technisch vor allem in der Szene in der Landpartie glänzt, in der auch Angelika Bulfinsky als Nanina für Humor sorgt.

Clemens Fröhlich verleiht Des Grieux durch Körpergröße sowie sicherer Technik erneut die richtige Note, auch mit neuer Partnerin Agnes Su als Manon Lescaut, die ihrer Rolle jedoch etwas mehr Akzente verleihen darf.

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Vision und Schicksal: Clemens Fröhlich (Des Grieux) Anna Osadcenko (Marguerite Gautier) und Agnes Su (Manon Lescaut)                                                         Foto: Stuttgarter Ballett

Das Staatsorchester Stuttgart begleitete unter der Leitung von Wolfgang Heinz durch die zahlreichen Chopin-Stücke, von denen die Klaviersonate aus dem Prolog nun durch den Pianisten Raul Rodriguez Bey eine eigene Note bekam.

Anhaltender Applaus für Solisten sowie für das Corps de Ballet. Man darf nicht nur auf weitere Besetzungen gespannt bleiben, sondern auch, ob nun die Partner des Abends auch in weiteren Vorstellungen so erhalten bleiben.                                                         

Dana Marta

 

 

 

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