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STUTTGART/ BALLETT: „BLICKE HINTER DIE KULISSEN“ 2.-4.11. – Vorschau auf den neuen „Nussknacker“

06.11.2022 | Ballett/Performance

Stuttgarter Ballett

„BLICKE HINTER DIE KULISSEN“ 2.-4.11.2022 – Vorschau auf den neuen „Nussknacker“

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Elisa Badenes (Klara) und Jason Reilly (Drosselmeier) mit Schmetterling-Ensemble. Foto:Roman Novitzky/ Stuttgarter Ballett

Was lag näher als die jährliche Reihe der „Blicke hinter die Kulissen des Stuttgarter Balletts“ der großen Premiere dieser Spielzeit zu widmen, die mit dem „NUSSKNACKER“  – kaum zu glauben – endlich eine, wenn nicht die Repertoirelücke der Stuttgarter Compagnie schließt. Seit mehr als 50 Jahren hat dieses berühmte, vielfach auch zum Weihnachtsklassiker gewordene Ballett, hier gefehlt. John Cranko hatte zwar 1966 eine eigene Fassung auf die Bühne gebracht, die sich jedoch nicht lange im Spielplan halten konnte und leider auch nicht aufgezeichnet wurde. Nur zu gerne würden wir wissen, inwieweit dieser Choreograph klassische Tradition und eigene Interpretation damals zusammen geführt hat. Da gibt es zwar noch die 2006 uraufgeführte Version des einstigen Hauschoreographen Marco Goecke, doch kann dessen Herangehensweise in Tanztheater-Manier sowie musikalisch nur teilweise auf die Original-Musik zurückgreifende Form nicht als klassische Produktion bezeichnet werden.

Jetzt öffnet sich endlich ein neues Kapitel in der Aufführungs-Geschichte dieses zumindest in kompositorischer Hinsicht wertvollsten Tschaikowsky-Balletts -dank dem hier schon mehrfach, aber nun erstmals mit einem Handlungsballett engagierten Edward Clug und keinem geringeren Ausstatter als Jürgen Rose, den Cranko einst mit entdeckt und mehrfach für seine Arbeiten ins Boot geholt hatte.

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Der Choreograph Edward Clug bei der Arbeit mit Martino Semenzato, Fabio Adorisio und Timoor Afshar. Foto: Roman Novitzky/Stuttgarter Ballett

Die große Neugier auf die Premiere am 25. November zu stillen – dazu sollten sieben verschiedene Programmabläufe an fünf Tagen, erstmals auf der Probebühne des Neubaus der John Cranko-Schule, dienen. Von drei besuchten ist hier die Rede.

Zumindest eine Vorahnung wesentlicher Elemente der Bühne nahm man davon mit nach Hause: überlebensgroße Walnüsse mit Öffnungsklappen, die auf der Rückseite ein Innenleben frei geben und vielfach genutzt und bespielt werden. Und ein Bett, in dem Klara träumen wird, denn laut Choreograph Clug geht es ihm vor allem um eine Verdichtung der Geschichte, die wieder näher an die Vorlage des Stoffes von E.T.A.Hoffmann heran rücken und speziell den im Prinzip handlungslosen, nur aus einem großen Divertissement bestehenden zweiten Akt inhaltlich und interpretatorisch aufwerten soll, ohne die klassische Architektur der Musik zu beeinträchtigen. In einer unterhaltsamen Mischung aus fix vorbereiteten und kurzfristig spontan aus der Aktion der TänzerInnen inspirierten Passagen gewährt Clug den Einblick in eine lebendige Ballett-Werkstatt. Hin und wieder ergänzt durch Einwürfe von Jürgen Rose hinsichtlich der Bespielung der Nussschalen und im Umgang mit diversen tierischen Kostüm-Kreationen. So gab es erste Eindrücke nicht nur von der Konfrontation der Mäuse und den Soldaten, sondern auch diversen Tieren wie zwei Kamelen, Pferden, Schmetterlingen, Eichhörnchen und Käfern. Letztere bieten vor allem auch den Schülern der unteren Klassen der Cranko-Schule eine Gelegenheit mit den großen Profis und Solisten erstmals gemeinsam auf der Bühne zu stehen. Darunter bis jetzt bekannt die Premierenbesetzung Elisa Badenes, Friedemann Vogel und Jason Reilly in den Hauptrollen. Aber auch einige, die Proben beobachtende Alternativen sowie ein Großteil des Ensembles in diversen Funktionen.

Ganz besonders wird deutlich, wie arbeitsintensiv ein solches Handlungsballett ist, wenn für kleine entscheidende Details im Auftritt, im choreographischen Fluss und der damit einher gehenden Erzählung viel Zeit investiert wird, diese aber oft nur ein paar Sekunden der ganzen Aufführung ausmachen.

Lassen wir uns vom Gesamtergebnis überraschen – diese Probeneinblicke haben jedenfalls schon viel versprochen.                                                                          

Udo Klebes

 

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