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STUTTGART/ Augustinum: STIPENDIATENKONZERT DES RICHARD WAGNER-VERBANDES

02.09.2019 | Konzert/Liederabende

Stipendiatenkonzert des Richard-Wagner-Verbandes im Augustinum/STUTTGART am 1.9.2019

MIT LEIDENSCHAFTLICHER EMPHASE

 Die isländische Sopranistin Snaebjörg Gunnarsdottir (Stipendiatin 2019) und der Stuttgarter Bariton Simon Amend (Stipendiat 2018) standen zusammen mit Prof. Hans-Jörg Neuner (Klavier) im Mittelpunkt dieses Stipendiatenkonzerts. Es moderierte die Bayreuther Sopranistin und langjährige Gesangsdozentin Sylvia Koncza. Aus Richard Wagners Pariser Zeit interpretierte Snaebjörg Gunnarsdottir zunächst „L’attente“ (Text: Victor Hugo), „Mignonne“ (Text: Pierre de Ronsard) und „Dors, mon enfants“ eines unbekannten Dichters. Der geheimnisvolle harmonische Zauber dieser Wagner-Lieder wurde von den beiden gut aufeinander abgestimmten Interpreten überzeugend eingefangen. Melodische Auf- und Abwärtsbewegungen erfüllte der versierte Bariton Simon Amend bei Franz Schuberts Liedern „Prometheus“ sowie „Wanderers Nachtlied“ mit geradezu leidenschaftlicher Emphase. Die farbig-abwechslungsreiche Thematik kam dabei facettenreich zum Vorschein. Und die Sopranistin Snaebjörg Gunnarsdottir interpretierte Schuberts Lied „Gretchen am Spinnrade“ mit elegischem Ausdruck und tragfähiger Intonation. Eine weitere positive Überraschung bot Simon Amend bei verschiedenen Liedern aus „Sieben Kompositionen zu Goethes Faust“ von Richard Wagner. Hier konnte man die Technik leitthematischer Verknüpfung gut nachvollziehen. Eine zu mächtigem Pathos gesteigerte Tonsprache war nicht nur bei „Branders Lied“ und dem „Lied des Mephistofeles“ zu vernehmen. Auch die Sopranistin Snaebjörg Gunnarsdottir zeigte bei „Gretchen am Spinnrade“ wiederum eine erstaunliche klangfarbliche Präsenz. Ihre Stimme wirkte immer wieder erfrischend hell und klar – gerade auch bei den hohen Tönen.

Die Arie des Hamlet aus der Oper „Hamlet“ von Ambroise Thomas sang Simon Amend mit mitreissender Deklamation und feinem Gespür für die französischen Einflüsse. Nicht weniger überzeugend gelang Snaebjörg Gunnarsdottir die Arie der Louise „Depuis le jour“  aus der Oper „Louise“ von Gustave Charpentier, wobei Hans-Jörg Neuner am Flügel die farbenreichen Klangfantasien der Gesangsstimme stilvoll ergänzte. Die Arie des Wolfram von Eschenbach „O du mein holder Abendstern“ aus der Oper „Tannhäuser“ von Richard Wagner interpretierte der Bariton Simon Amend mit genauem Gespür für einfühlsame chromatische Akzente. Auch die Dreiklangharmonik war hier immer wieder herauszuhören. Bei „Träume“ aus den „Wesendonck-Liedern“ von Richard Wagner bewies Snaebjörg Gunnarsdottir nochmals starkes gesangliches Einfühlungsvermögen. Sie vermochte das sphärenhafte Stimmungsbild gut einzufangen.

Als Zugabe hörte man noch ein von beiden Sängern ausdrucksvoll und einfühlsam interpretiertes Liebesduett aus der Oper „Arabella“ von Richard Strauss, wobei die Motivtechnik reizvoll hervorblitzte. Hans-Jörg Neuner war ebenfalls Stipendiat des Richard-Wagner-Verbandes. 

Alexander Walther

 

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