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STRASBOURG: LA TRAVIATA. Premiere

12.12.2015 | Oper

OPERA DE STRASBOURG: „LA TRAVIATA“ Pr. 11.12.2015

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                    © PhotoKaiser    Lamia Beuke / Roberto di Biasio

Wenn ein volles Haus und ein begeistertes Publikum die Qualität einer Produktion definieren, war „LA TRAVIATA“ der Opera national du Rhin ein Erfolg. Die sehr mittelmässige, freundlich ausgedrückt, Inszenierung hat zwar das Premierenpublikum zum grossem, aber unverdienten Applaus bewegt. Auf der Bühne waren, um es mit Rossini auszudrücken, wenige schöne Momente, aber langweilige Viertelstunden zu sehen und zu hören. (Rossinis Original lautet: „Wagners Musik hat schöne Momente, aber böse Viertelstunden!“)

Nun ist la Traviata ein schwer zu inszenierendes Werk, welches an Orchester, Sängerinnen und Sänger sehr hohe Anforderungen stellt. Die Regie muss die Emotionen zwischen Alfredo Germont und Violetta Valery und die Spannungen zwischen Giorgio Germont und Violetta mit der Personenführung glaubwürdig auf die Bühne bringen. Wenn dies nicht gelingt fehlen 70% der Qualität von Verdis Werk. Wenn dann das Orchester, vor allem im Streicherbereich unterbesetzt ist und dem Dirigat, mit Rücksicht auf die Künstlerinnen und Künstler, der Schwung, die Dynamik fehlt, sind auch die restlichen 30% verschwunden.

In Strasbourg waren zu sehen und zu hören: Eine tremolierende Violetta, ein farbloser, schwacher Alfredo Germont, ein Giorgio Germont, welchem die Kraft in den tiefen Lagen fehlte. Ein Lichtpunkt war die junge Lamia Beuke als Flora Bervoix. Ihre Rolle gab sie mit klarer Diktion, hoher Musikalität und hervorragender Körpersprache. Und genau diese Körpersprache, die Mimik und Gestik fehlten bei den beiden Germonts ebenso wie bei Violetta. Im modernen Theater, sei es Sprechtheater oder Oper, muss die Regie diese Elemente zur Betonung, Hervorhebung von Emotionen herausarbeiten und die Protagonisten/Innen auf der Bühne dazu anleiten. Dies wurde in Strasbourg verpasst und auf der Bühne wurde aus dem emotional spannenden Werk von  Giuseppe Verdi ein langweiliges Absingen bekannter Arien, welches in die Nähe einer schlechten konzertanten Aufführung rückte. Ich verzichte auf die Namensnennung der ProtagonistInnen. Die Homepage der ONR gibt darüber Auskunft.

Eine in dieser Art produzierte Oper ist zwar gut für die Kasse des entsprechenden Hauses, hemmt aber die Entwicklung des modernen Musiktheaters.

Peter Heuberger

 

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