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STOCKERAU/Bühne vor der Pfarrkirche St. Stephan: DER FLOH IM OHR von Feydeau. Glatt, doch gut gestrickt

29.07.2022 | Theater

Stockerauer Festspiele: „Der Floh im Ohr“ – glatt doch gut gestrickt  (27.7.2022)

floh

Zwei Jahre Corona-Pause bei den Stockerauer Festspielen sind vorbei … nun geht es auf der Open Air–Bühne vor der Pfarrkirche St.Stephan munter weiter. Nicht gerade so wirklich festlich, doch „Der Floh im Ohr“ hüpft den Stockerauern und so manch Angereistem munter vor den Augen herum. Der Floh ist zwar nicht zu sehen, doch Georges Feydeaus Vaudeville aus dem Jahr 1907 ist in diesem Genre schon ein Meisterstück allererster Klasse. Diese wirbelige Verwechslungskomödie über bürgerliche Doppelmoral bringt, nach einiger Anlaufzeit in Schuss gekommen, wohl jeden zum Lachen.

Bühenbildner Manfred Waba verführt in ein wohliges Chambre séparée, in dem … ? Nun, Alfred Pfeifer mimt in einer Doppelrolle den gehobenen Bürger Chandebise und den alten Hotelboy Poche. Und rund um ihn darf sich das große Komödianten-Aufgebot ausgelassen austoben. Heinz-Arthur Boltuch, Paul Schmitzberger, Géza Terne schwimmen im Pointenfluss in altfranzösischer Manier. Gernot Kranner brilliert als Hausdiener Étienne, und die feineren Damen intrigieren zwar ungeschickt, beherrschen aber kultiviertes Possenspiel: Andrea Spatzek und Dorothea Parton. Stockerau-Intendant und Regisseur Christian Spatzek läuft als von Eifersucht geplagter wild mit einem Revolver gestikulierend über die Bühne und bedroht so alles, was sich ihm in den Weg stellt. Dem Zuseher stellt sich hingegen wohl nichts in den Weg: das Stück ist glatt doch glitschig gut gestrickt. 

Meinhard Rüdenauer 

 

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