Filmstart: 14. Dezember 2017
STAR WARS: DIE LETZTEN JEDI
Star Wars: The Last Jedi / USA / 2017
Regie: Rian Johnson
Mit: Mark Hamill , Carrie Fisher , Daisy Ridley, Oscar Isaac, Adam Driver, John Boyega u.a.
Das Ganze mutet ein bisschen wie Seemannsgarn an, das immer wieder neu gesponnen wird, immer noch ein bisschen ausgeschmückt, und am Ende nur die alten Geschichten erzählt. „Star Wars“ ist mittlerweile bei Episode Nr. 8 angekommen, und wenn man das letzte Bild (wo Kinder dann „Jedi Ritter“ spielen) nicht mißversteht, folgt die nächste Fortsetzung spätestens im Zwei-Jahres-Rhythmus.
Was soll man allerdings noch erzählen? Diesmal konnte man noch die „Oldies“ hervorholen – nicht in Retrospektive, wieder mal auf wunderbare Weise jung geworden (wie es all die Prequel-Tricks ermöglichen), sondern Luke Skywalker und die einstige Prinzessin Leia nun als General Leia Organa sozusagen heute. Diese Figuren stehen für die klassischen Anfänge der Saga, und Mark Hamill und Carrie Fisher zeigen ihre alten Gesichter.
Aber man hat Luke Skywalker am Ende der Dramaturgie geopfert, der Tod eines unbesiegten Helden, der durch Feuer und Rauch und Himmel irgendwo ins All aufsteigt. Und Leia kann es künftig auch nicht mehr geben, weil Carrie Fisher bekanntlich (nach Abschluß der Dreharbeiten) gestorben ist. Aber seit dem vorigen Film ist ja nun schon eine Art „junger Generation“ aufgebaut worden, die vielleicht noch ein paar Filme trägt, wenn auch die Dramaturgie immer dünner wird…
Auch dieser Film von Regisseur Rian Johnson hat fast nicht genug Handlung, um über die gebotenen zweieinhalb Stunden zu kommen. Dafür wird gleich zu Beginn schier endlos im Weltall gekämpft, wobei man nebenbei die Verhältnisse klar stellt: Das dunkle Universum herrscht noch immer durch den „Obersten Anführer“ (Andy Serkis ist Spezialist für diese Art „hybrider“ Figuren, deren menschliche Substanz kaum noch zu erkennen ist), und die Rebellen werden von Leia geführt – Carrie Fisher als milde, schöne alte Frau. Wenn sie später von Laura Dern als ihrer Vizeadmiralin abgelöst wird, wirkt diese Dame im Grunde interessanter, weil man nicht weiß, was in diesem Kopf unter den lila Locken vorgeht…
Der Film bewegt sich nun blockartig von einem Handlungsstrang zum nächsten: Da ist seit dem vorigen Film die hübsche, jetzt 25jährige Britin Daisy Ridley als Rey die Heldin der Geschichte – sie bricht auf, um den „letzten Jedi“ in den Kampf zurückzuholen. Luke Skywalker, der nun sehr bärtig gewordene, abweisend agierende Mark Hamill (manchmal gebärdet er sich, als wolle er Alec Guiness als Obi Wan Kenobi auferstehen lassen…), lebt auf einer wunderschönen Felseninsel – Irland, würde man raten, und man hätte recht. Da geht schon einige Zeit darauf, Rey zur Jedi-Kämpferin mit dem Lichtschwert auszubilden und Luke aus seiner selbst gewählten Einsamkeit zurück zu holen… ins letzte Gefecht.
Da wir uns ja in magischen Gefilden befinden – wo dann auch immer wieder die seltsamen Tierwesen auftauchen, mit denen man eigentlich nicht wirklich was anzufangen weiß -, versucht der Bösewicht der Geschichte mit Rey zu kommunizieren: Adam Driver als „Dark Vader“-Version Kylo Ren (eigentlich ist er ja Ben Solo, Sohn von Leia und Han Solo, Neffe von Luke, aber leider von der Welt des Lichts abgefallen) hat weder die Erotik noch die flirrende Überzeugungskraft, die von einer solchen Figur ausgehen müsste, und das wird zweifellos bei weiteren Filmen ein Schwachpunkt bleiben…
Etwas ungewiß „fliegt“ Oscar Isaac als Poe Dameron durch die Handlung, wagemutiger Pilot für die Rebellen, der aber dramaturgisch in der Luft hängt, weil es nicht dazu kommt, ihn als Love Interest für Rey aufzubauen (die muss ja Kylo Ren abwehren). Na, wir haben ja noch ein paar Filme, und dass er sich für Führungsqualitäten empfiehlt, wird schon klar.
Die Multi-Kulti-Vorgaben Hollywoods werden mit der Figur des Finn, dargestellt durch den Afroamerikaner John Boyega, erfüllt, dem man eine Asiatin zur Seite stellt: Die Vietnamesin Kelly Marie Tran ist als Rose alles andere als die übliche exotische Schönheit, vielmehr ein drolliges Pummelchen, und der Handlungsstrang dieser beiden ist dann für den Humor zuständig (wenn nicht ein paar Tiere und Roboter für diesen sorgen).
Domhnall Gleeson als ein zynischer und opportunistischer Führer der „Bösen“ und Benicio del Toro als verlogener Betrüger sorgen in kleinen Partien durchaus für darstellerischen Glanz, und so webt sich die Geschichte einigermaßen übersichtlich (was man von Filmen dieser Art wahrlich nicht immer sagen kann) zusammen.
Sonderlich spannend ist sie allerdings nicht, und in allem, auch den ewig gleichen Kampfszenen, ob im Weltall, ob auf festem Boden, ungemein vorhersehbar. Aber der Film bedient das „Star Wars“-Universum (sogar ein Mini-Auftritt von Meister Yoda ist dabei!), das bekanntlich Millionen und Abermillionen Fans auf dieser Welt hat, und damit braucht einem weder um Einspielergebnisse noch um Fortsetzungen bange sein.
Freilich, das Besondere, das diese Star Wars-Welt ausstrahlte, als George Lucas sie vor Lichtjahren erfunden hat – das ist längt in der Routine derzeitigen Hollywoods (sprich: so laut und zerstörerisch wie möglich) untergegangen. Wer kein Fan ist, muss den Film um seiner selbst willen nicht sehen.
Renate Wagner