Felsenbühne Staatz: „KÖNIG ARTUS ALS FRIEDENSFÜRST“ – ERFOLGREICHE ÖSTERREICHISCHE MUSICAL-ERSTAUFFÜHRUNG AUF DER OPENAIR-BÜHNE IN STAATZ (22.7.2016)
Die Burgruine und die originale Felsenkulissen spielten ebenso mit wie der Wettergott. Und die Felsenbühne von Staatz konnte so ihren Ruf neuerlich unter Beweis zu stellen, ein Ort der hochkarätigen Musical-Pflege zu sein. Intendant Werner Auer fand einmal mehr ein Erfolgsstück für sein Open Air-Festival. Er holte ein Stück aus St.Gallen in der Schweiz über den jungen König Artus von Frank Wildhorn, der u.a. die Musik zum „Jekill and Hyde“-Stück komponiert hat, das in Staatz schon gezeigt worden ist. Für das Artus- Libretto zeichnet Ivan Menchell verantwortlich, der nicht zuletzt für New York „Bonnie and Clyde“ verfasst hat, die Song-Texte stammen von Robin Lerner , dem Literaten der Backstreet Boys. Die Handlung konzentriert sich auf den jungen König Artus, der als „Bastard“ des Königs Uther Pendragon nichts über seine Abstammung weiß. Doch als er als einziger das Zauberschwert Excalibur aus der Verankerung lösen kann und vom Zauberer Merlin über seine familiären „Hintergründe“ aufgeklärt wird, nimmt er sein Erbe als vermeintlicher Friedensfürst an. Bedroht wird er von Lot – der Inkarnation des Bösen – und seiner Halbschwester Morgana aber auch durch seine Dreiecksbeziehung zwischen ihm und seiner Frau Guinevere und seinem besten Freund Lancelot. Am Ende vergibt Arthus seinem sterbenden Freund ebenso wie seiner Frau. Der Friedenfürst kämpft für eine bessere Welt ! Wie lange das halten soll, weiß zwar niemand, aber immerhin:Intendant Werner Auer ist auch als Regisseur zu loben. Er hat gemeinsam mit seinem Team eine kluge Inszenierung geliefert, die mehr als üblich auf Verwandlungen setzt. Ein riesiges Schwert wird für wahrhaft akrobatische Auf- und Abtritte von Merlin genutzt. Der runde Tisch (Tafelrunde ) kommt aus der Versenkung. Nebenschauplätze verwandeln sich andauernd.Und schließlich demonstriert er als Sänger, dass er mit den Besten seiner jungen Truppe mithalten kann. Unter der engagierten Leitung von Gregor Sommer liefert das Orchester von Staatz wetterfest aus einem neuen Orchester-Häuschen professionelle Klänge. Auf der Bühne hat der „Chef“ eine wunderbare Truppe zusammengestellt: mit dem jungen deutschen Tenor Christoph Apfelbeck hat er einen dramatisch-heldischen Hauptdarsteller gefunden. Ein fescher etwas grobschlächtiger „Kerl“ (Artus wächst ja bei einem Bauern auf) – er passt ideal zur blonden, lyrischen Guinevere von Tanja Petrasek. Sie strahlt auch während des Ehebruchs eine engelhafte Unschuld aus. Großartig! Ihre rassige, dunkelhaarige „Gegenspielerin“ Morgana ist mit Regina Mallinger ideal besetzt. Erotisch, gefährlich lauert sie auf Rache für den verlorenen Königsthron. Und Philipp Dietrich ist ein weicher, verträumter Seelenfreund von Artus: dieser blonde Lancelot bewältigt die vokalen Hürden ohne jede Mühe, sein Tod geht unter die Haut! Seine Ausbildung begann er in Hamburg – eine internationale Musical-Karriere scheint mir nur zu logisch. Alles in allem: die Musik erinnert an so manchen Musical-Hit aus Les Miserables oder Jekill and Hyde – aber klingt nicht auch Rossini immer nach Rossini oder Lehar nach Lehar. Die Vorstellung gewinnt immer mehr an Tempo, die Choreographie von Eva Klug ist wirkungsvoll , die Lichtregie (Jürgen Erntl) perfekt und das Ensemble verwandelt sich in Krieger, Mönche oder Dienerinnen – je nach Bedarf! Am Ende gibt es Wetterleuchten ohne Gewitter, „standing ovations“ und Begeisterung allenthalben. Staatz ist seinem Ruf jedenfalls mit „Artus-Excalibur“ treu geblieben.
Peter Dusek