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ST. MARGARETHEN: RIGOLETTO – und im Regen blitzten die Sterne. Premiere

13.07.2017 | Oper

St.Margarethen-Römersteinbruch: RIGOLETTO

UND IM REGEN BLITZTEN DIE STERNE (Premiere am 12.7.2017)

Das Spannendste war zweifellos das Wetter: eine Dreiviertelstunde vor dem für 20Uhr30 angesetzten Rigoletto-Premiere begann sich ein wahrlich subtropischer Platzregen auszubreiten. Doch plötzlich ließ das Gewitter nach, die Putztrupps schwärmten aus und die Verdi-Oper, die vom Hofnarren Rigoletto, seiner Tochter Gilda und dem sexbesessenen Herzog handelt, begann mit rund 40 minütiger Verspätung sowie mit Wassermassen in mehrfacher Hinsicht. Denn der Regisseur des Abends, der in Wien und Bregenz bestens bekannte Philippe Arlaud, hatte auf Video-Installationen gesetzt, in denen u.a. die Fluten des Mincio bei Mantua zur Sintflut anschwellen aber auch die „Sterne blitzten“! Und so kam es, dass erstmals bei Regen ein digitaler Sternenhimmel am Firmament erschien. Denn im 2.Akt war das Gewitter zurückgekehrt und so stand eine Dreiviertelstunde lang der Abbruch im Raum. Schließlich zahlte sich das nasse Warten aus: nach einer verlängerten Pause ging der Rigoletto mit echtem Sternen-Glitzern kurz vor Mitternacht trocken zu Ende, ein wahrlich strapaziertes Publikum feierte die Sänger und die dynamische Dirigentin des Abends Anja Bihlmaier ebenso wie den einfallsreichen Regisseur Philippe Arlaud, der für Regie und Bühnenbild verantwortlich zeichnet. Über die Regie lässt sich im Grunde kein endgültiges Urteil fällen: dazu waren die Rahmenbedingungen denn doch zu störend. Mir scheint jedenfalls, dass zu viele Ideen und Projektionen miteinander im Streit liegen; weniger wäre wohl mehr – aber die Produktion hat zweifellos geniale Momente – von der riesigen roten „Himmelsstiege“ im 1.Akt, bis zum Felssturz im Finale. Dem Publikum hat’s wohl gefallen und zuletzt gab es nach einer Applaus-Wartepause und der Wiederholung der Ball-Sequenzen des Beginns ein prächtiges Feuerwerk. Open-air-Opernherz was willst Du mehr? Dazu kam eine respektable Besetzung: der russische Bariton Vladislav Sulimsky gerät zwar bei den Spitzentönen an die vokalen Grenzen, aber in den Duetten  mit Gilda und in seiner großen Arie „Cortgiani“ gefällt er dank seiner Belcanto-Qualitäten. Ausgezeichnet auch der Sänger des Herzog („La donna e mobile“) – der Koreaner Yosep Kang .Er singt in der ganzen Welt, besonders häufig aber in Berlin. In Wien wurde er als Rodolfo, Hoffmann und Herzog gefeiert. Und er ist glaubwürdig als Frauen-Held wie als triebhafter Machtmensch.

Vom Publikum am meisten bejubelt wurde aber die Sängerin der Gilda: die spanische Sopranistin Elena Sancho Pereg trifft ideal den Typ „naives Mädchen“ und auch „hysterische Idealistin“. Sie wartet in der großen Arie mit blitzenden Koloraturen auf, in der Stretta würde man sich mehr Kraft erwarten. Hier kommt auch die schwungvolle Leiterin des Symphonieorchesters des Slowakischen Rundfunks etwas ins Schwimmen. Aber alles in allem: unter diesen Bedingungen soll das erst wer nachmachen.

Weiters positiv aufgefallen:  Clemens Unterreiner als wütender Monterone, Sorin Coliban als stimmschöner Sparafucile und Annely Peebo als üppige Maddalena. Der Philharmonia Chor Wien bewies auch tänzerische Qualitäten. Die Nähe zum Zirkus war ja den ganzen Abend evident – ob mit Regen oder nicht!

Peter Dusek

 

 

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